• The shady Penguin

Cuba

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  • Endet diese Reise oder beginnt sie erst?

    August 24, 2019 in Cuba ⋅ ⛅ 25 °C

    Gegen 16.30 sind wir in unserem Hotel in Sankti Spiritus angekommen, es hat laut Auszeichnung einen halben Stern mehr als das gestern und somit ganze 3 ***. Dem Wi-Fi an der Rezeption ist der halbe Stern geschuldet, sonst gibt die Anlage nicht viel her 🙈 zum Glück nur für eine Nacht.

    Um 19.00 trafen wir uns zum inclusiven Abendessen in einem Restaurant um die Ecke. Das Hauptgericht war überbackener Fisch mit Garnelen, es war gut. Zum Dessert gab es Kompott. Aus der Dose. Kuba eben. Oder vielleicht auch zu knappe Kalkulation vom Reiseveranstalter.

    Nach dem Essen fuhren wir in die historische Altstadt und erkundeten diese. In Sankti Spiritus steht die einzige blaue Kirche in Kuba- ein Relikt von den Amerikanern. Sonst sind die Kirchen in Kuba gelb oder mit einer Steinfassade.

    Wir wanderten durch die großzügigen Gassen bis zum Fluss, schauten heimlich in Fenster und beobachteten das Leben auf den Plaza de Armas.

    Nach diesem schönen Stadtrundgang landeten wir in der Bar „Taberna Yayabo“, welche direkt am Fluss Yayabo liegt. Es war eine tolle Location, sah aus wie eine alte Piratentaverne! Dort trank ich einen guten Mango Daiquiri und einen sehr guten Mojito. Die Cocktails in Cuba sind von der Menge her etwa die Hälfte von denen in Deutschland, da kann man also ruhig 2 trinken 😉

    Alexis, unser Reiseleiter, saß neben mir und erzählte ein bisschen und sagte dabei einige Dinge, die mich beschäftigen und über die ich nochmal genauer nachdenken möchte.

    Er meinte, dass er, auch wenn er sich nicht alles leisten könne, doch zufrieden sei. „Wenn ich es mir jetzt nicht kaufen kann, dann möchte ich es auch nicht.“
    Er mokierte sich über die Menschen, die angeben müssen. Er brachte ein sehr gutes Beispiel: „Du lebst in einer absolut ausreichenden 3-Zimmer-Wohnung. Nun wirst du befördert und bekommst mehr Geld. Warum brauchst du nun auch eine größere und teurere Wohnung, wo doch die alte ausreichend ist?“ Warum ist es uns so wichtig, was andere von uns denken? Warum ist es so schwer, zufrieden zu sein, obwohl wir in einem absolut privilegierten Land leben?

    Er meinte auch, er habe eine Bekannte, die immer weit in die Zukunft plane. Sie vergesse dabei, das Hier und Jetzt zu genießen. „Schon morgen kann ich über die Straße gehen und von einem Auto erfasst werden. Was bringt es mir, in der Zukunft zu leben wenn ich sie dennoch nicht erlebe?“
    Das fällt mir (leider) auch bei mir auf: Ich bewältige meinen Alltag gut aber (im Hier und Jetzt) leben tu ich nur auf meinen Reisen. Das möchte ich ändern.

    Er fragte mich auch ein paar Sachen:
    „Warst du schon mal verheiratet?“
    „Wo möchtest du mal heiraten?“
    „Was wäre dein Hochzeitslied?“
    Ich redete mich raus und meinte, dass ich Heiraten überbewertet finde und dass ich mein Hochzeitslied nicht weiß aber schon ganz genau meine Lieder für meine eigene Beerdigung kenne.

    Er ist übrigens nicht verheiratet aber hat 2 Kinder.

    Dann ging es darum, wie man in der heutigen Zeit noch einen Partner finden kann. Er sagte, dass die Frauen in Kuba emanzipiert sind und gute Positionen haben (schnelle Info zwischendurch: in Kuba haben etwa 85% der Menschen ein komplettes Studium absolviert! Die Generation zwischen 25 und 45 Jahren ist zu gut ausgebildet!). Aber sie dürfen dabei Frau bleiben. Sie dürfen sich feminin kleiden und dürfen nach Hilfe fragen, ohne dass Nachteile für sie entstehen. In Europa wirken erfolgreiche Frauen oft androgyn, sie sind dünn ohne weibliche Formen, tragen Hosen wie Männer und haben kurze Haare. „Wie reagierst du als Europäerin, wenn ich dich anspreche und dir ein Kompliment mache?“
    Und da liegt die Krux: Ich würde mich fragen, warum er mich zu manipulieren versucht und was es ihm bringt, mir zu sagen, dass ich hübsch sei. Anstatt es einfach anzunehmen und mich zu freuen. Das hat unsere Gesellschaft verbockt, nicht ich. Trotzdem möchte ich meine Einstellung dazu ändern. Zum Glück haben deutsche Männer ein riesiges Kommunikationsproblem und machen eh kaum Komplimente 😂

    „In Kuba ist es so: Man lernt sich kennen, schläft miteinander und beieinander und nach einigen Monaten, wenn es nicht passt, dann trennt man sich und es kommt jemand neues. Du musst es einfach probieren.“ - „Aber es tut jedes mal so weh wenn es nicht klappt...“ - „Einfach probieren. Das Leben ist kein Spiel für Kinder wo du nur 3 Leben hast, du hast genug Zeit um zu probieren und den richtigen zu finden.“

    Gestern, als wir vom Hotel aus der Hölle schnell wegwollten, ging das nicht, denn ein LKW versperrte uns den Weg. Wir warteten etwa 15 Minuten, (natürlich!) im klimatisierten Bus, bis der LKW weggefahren wurde. Für uns Deutsche eine ungewohnte Situation, denn wir nehmen das als Zeit- und Energieverschwendung wahr. „Der kubanische LKW-Fahrer wird nicht verstehen, warum er sich beeilen soll. Du kannst ihn anhupen und anschreien, er wird es nicht verstehen. Vielleicht trinkt er noch einen Kaffee? Aber er wird irgendwann fertig sein und dann geht es voran. Und bis dahin machst du auch Pause.“ Diese Einstellung ist sicherlich gesundheitsförderlich aber (noch) nicht umsetzbar in Deutschland. Aber vielleicht in kleinen Situationen (z.B. Anstehen an der Kasse).

    Wir luden Alexis auf Gin Tonic ein und ich bezahlte einen davon. Er bedankte sich und ich sagte: „Sehr gerne.“ Er lächelte etwas verunsichert und fragte dann, ob ich seine Zweitfrau werden möchte. Nun lächelte ich verunsichert und meinte: „Ich überleg es mir.“
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  • Ein Abschied von und mit Che

    August 25, 2019 in Cuba ⋅ ⛅ 28 °C

    Diese ganze Reise (insgesamt 2200 km!) habe ich mich gefragt, warum kaum die Rede von Che und Fidel ist. Alexis hat sich dies für den letzten Tag aufgehoben, wo wir das Che Guevara Museum und Mausoleum besuchen.

    Che wurde 1928 geboren, ist eigentlich Argentinier und war (Zahn-)Arzt. Zahnärzte sind ja dafür bekannt, revolutionäre und mutige Gedanken zu entwickeln und so fand Che auf seinen Reisen durch Lateinamerika zu Fidel Castro und gemeinsam wollten sie Kuba von dem totalitären Regime von Batista befreien. Ich muss mich erst noch einlesen in Che‘s Leben aber von den Fotos im Museum ausgehend scheint er ein intelligenter und charmanter Tausendsassa gewesen zu sein. Er war auch ein sehr guter Stratege, nicht nur im Krieg sondern auch im Schach. Mit seiner 17 Mann starken Truppe besiegte er gewitzt ein 200 Mann starkes Heer und rauchte vermutlich dabei seine typische Zigarre: lang und dünn.

    Im Museum und Mausoleum darf nicht fotografiert werden, zurecht, wie ich finde.
    Der Weg zum Eingang besteht aus versetzten Steinplatten und zwischen ihnen wächst Gras. Er ist schwierig zu gehen, weil uneben und man muss jeden seiner Schritte gut planen. Der Weg steht für eine Revolution: auch diese ist schwierig und muss gut geplant werden.
    Das Mausoleum ist sehr geschmackvoll gestaltet. Es fühlt sich so an, als wäre man in einer Art Grotte: Die dunklen Wände hängen niedrig von der Decke und es plätschert ein kleiner Brunnen und sonst ist es ganz ruhig. An den Wänden hängen Fresken mit Namen der Freiheitskämpfer, daneben je eine einzelne Blume. Es ist sehr schön gemacht, man sieht das Bildnis der Person und somit ist die Person viel mehr als nur ein Name.

    Ich war sehr, sehr berührt.

    Dies war einer der Höhepunkte meiner Reise.

    Passender Song, der mich die Reise begleitete: „Commandante Che Guevara“
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  • Gegensätze bringen mich zum Würgen

    August 25, 2019 in Cuba ⋅ ⛅ 25 °C

    Die Fahrt zum Hotel ging durch eine sehr arme Gegend Kubas. Es hatte grade ziemlich geregnet, die Straßen waren überschwemmt und die Menschen versuchten, den Fluten Herr zu werden.

    Alexis verabschiedete uns so: „Jetzt gehen Sie zurück nach Deutschland, steigen wieder ins Hamsterrad, arbeiten, arbeiten, arbeiten, Geld verdienen- und nächstes Jahr kommen Sie wieder nach Kuba!“
    Ich umarmte ihn und war mich sicher, ich würde ihn nicht vergessen.

    Im 4 Sterne Hotel angekommen regnete es ziemlich stark und ich trank im VIP-Raum ohne VIP zu sein einen Kaffee. Für morgen bestellte ich mir ein Taxi und erkundete die Anlage. Ich bin in der Pauschaltouristenhölle auch hier. Nun gut, es ist eine Nacht. Ich holte mir einen Daiquiri (all inclusive) und kippte ihn nach 2 Schlucken in die Blumen: Erstens weiß ich jetzt als alter Daiquiri-Kenner, wie sowas schmecken muss. Zweitens, who cares?!

    Beim Abendessen verspachtelte ich ausschließlich primitives Essen: Das komplette Schwein ließ ich zusammen mit der roten Beete und dem Reis mit Bohnen links liegen und stürzte mich auf Pasta, Pizza und Profiteroles.
    Ich beobachtete dabei die anderen Gäste. Vielen gingen mit der Bedienung hochnäsig um, kein nettes Wort, kein Lächeln,... es war zum Fremdschämen.
    Wenn ich mein Land „vertrete“ möchte ich gerne, dass die Einheimischen an mich zurückdenken als gutes Beispiel meiner Nation. „Die Deutschen sind immer so ernst aber da war diese eine Blondine, die immer lächelte und sehr nett war.“
    Ich beobachtete auch, wie viel die anderen Gäste auf ihren Tellern liegen ließen. Wenn ich an das überschwemmte Armenviertel von vorhin denke, muss ich würgen.

    Wie kann man nur so blind sein?

    Bei einem Spaziergang gen Sonnenuntergang verstand ich, dass ich heute die Welt nicht mehr ändern kann. Aber morgen.
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  • Ready to leave

    August 26, 2019 in Cuba ⋅ ⛅ 29 °C

    Nun steige ich gleich in den Flieger Richtung „Heimat“ Florida. Und ich freue mich.

    Ich bin mir sehr unsicher, ob ich wiederkomme nach Kuba.

    Was ich aus Kuba mitnehme:
    - Die Erkenntnis, dass 24-stündige Verfügbarkeit von Konsumgütern nicht reich macht.
    - Die Erkenntnis, dass Gelassenheit und „Gottvertrauen“ wertvoller sind als finanzielle Sicherheit.
    - Eine einfache und mit Herz gekochte schwarze Bohnensuppe schmeckt besser als so manches fancy Hotelessen.
    - „You have beautiful eyes“- es tut gut, nach langen Jahren mal wieder Komplimente zu bekommen.
    - Der Kellner, der so aussah, wie ein Chippendale (leider nehme ich nur sein Bild mit und nicht ihn!).
    - „Mi mojito en La Bodeguita. Mi daiquiri en La Floridita.“ E. Hemingway

    Was ich in Kuba lasse:
    - ziemlich viel Geld für Wasser und Wi-Fi.
    - Schlechte Kekse, die zwar so aussahen, wie Schweineohren, aber nicht so schmeckten.
    - Angst vor einer unsicheren Zukunft.
    - Ein bisschen deutsche Ungeduld.

    Was ich nicht vermissen werde:
    - „Guantanamera“ in ca. 20 Varianten.
    - Überall ist es laut! Es läuft der TV, gleichzeitig spielt eine Band und mehrere Leute telefonieren laut. Too much noise for me.

    Und nun ein letzter Blick zurück.
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    Trip end
    August 26, 2019