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  • Tag 51

    "Schatz, hol die Schwimmwesten"

    1. September 2018 in Frankreich ⋅ 🌙 17 °C

    Der Tag beginnt ganz spaßig: Da Gregor und ich beide wegen des nächtlichen Geschaukels wieder nicht so gut geschlafen haben und auch am nächsten Morgen an unserer Ankerstelle ordentlich durchgeschüttelt werden, fahren wir los um im nächsten Hafen anzulegen.

    Es ist heute nicht so warm, da ein ordentlicher Wind weht und wir haben richtig schön Wellengang, so dass wir regelmäßig nass gespritzt werden. Wir drehen lustige Videos und freuen uns des Lebens, während wir die Bucht verlassen und das Geschaukel zunimmt. Irgendwann werden wir von den Wellen jedoch unangenehm hin und hergeworfen, dass Gregor beschließt das Vorsegel zu hissen - zur Stabilsierung.

    Ich steuer und bemerke, dass die Wellen immer höher werden und irgendwie an Heftigkeit zu nehmen. Gregor hat bei dem Wellengang ganz schön mit dem Segel zu kämpfen, schafft es aber schließlich und wir liegen tatsächlich etwas ruhiger im Wasser.

    Da mir inzwischen richtig kalt ist, gehe ich in die Kajüte und höre wie Gregor mir nachruf: "Schatz, hol die Schwimmwesten!" Ich denke natürlich, er will mich verarschen, bring aber trotzdem die Schwimmwesten mit - nur vorsichtshalber.

    Eine halbe Stunde später sitzen Gregor und ich mit angezogener Schwimmweste und bleichen Gesichtern je rechts und links festgeklammert an Shippys Deck.
    Die Wellen sind jetzt so hoch wie Häuser, mindestens 6-7 Meter (kein Scheiß! Und in meiner Erinnerung werden sie von Tag zu Tag größer) und fangen an kurz vor uns zu brechen.

    Gregor und ich sagen uns, dass wir wohl noch nie größeren Mumpitz gemacht haben und dass wir uns lieben, dann sagt keiner mehr ein Wort. Bei einigen Wellen denke ich, dass wir kentern und hoffe, dass wir nicht untergehen. Und irgendwann frage ich mich, ob wir uns dann wohl auf die Felsen retten könnten, doch bei dem Wellengang stehen die Chancen eher schlecht, denke ich.
    Im Innenraum herrscht Chaos, alles fliegt rum oder liegt schon auf dem Boden, aber das ist uns jetzt sowas von egal.

    Nachdem wir auch noch einer Beinahe-Kollision mit einem plötzlich im Wasser auftauchenden Felsen entegehen können, steuert uns Gregor in eine Bucht. Hier ankern wir im Schwimmbereich in unmittelbarer Nähe zum Strand. Die Leute gucken zwar ein bisschen blöd, aber überall sonst sind die Wellen zu hoch und auch hier ist es noch sau-kabbelig, aber immerhin kann man sich jetzt wieder im Innenraum bewegen ohne ich alle Knochen zu brechen oder eine Gehinrerschütterung zu bekommen. Unser Heck wird zwar regelmäßig von einer Welle komplett überspült, aber wir sitzen auf den Bänken auf dem Trockenen und genehmigen uns ein Bier. Wir leben noch! Das muss gefeiert werden.
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