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  • Day 56

    Study abroad, lah!

    June 5, 2017 in Singapore ⋅ ⛅ 30 °C

    Ja, man mag es kaum glauben, aber wir studieren hier auch! Und ja, ich meine auch das Studieren an der Uni und nicht das Studieren von Sehenswürdigkeiten! Und sogar gar nicht mal so wenig - ja wirklich!
    Aktuell sind wir mit sogenannten ICA's (In Class Assignments) sehr beschäftigt. Hierbei handelt es sich um Berichte/Hausarbeiten, teilweise mit Präsentationen derer. Die meisten hiervon sind in Gruppenarbeit zu absolvieren. Vor allem in dieser Woche, bevor die Mid-term Break beginnt, stehen hiervon ganz viele an!

    Zunächst einmal eine kurze Beschreibung des hiesigen Systems: Man hat jede Woche pro Modul eine Stunde Vorlesung im Hörsaal und zwei Stunden Tutorial in kleineren Gruppen. Bei Letzterem wird der Inhalt der Vorlesung wiederholt und man hat dazu auch regelmäßig Aufgaben vorzubereiten. Daher hat man auch hierfür immer etwas zu tun - was für den Lerneffekt natürlich viel sinnvoller ist, als sich am Ende vor der Prüfung alles reinzuklopfen. Neben Prüfungen finden über das Semester hinweg immer wieder die oben erwähnten ICA's statt. Ab und zu gibt es auch noch eLearning Module oder mal eine ganze Woche eLearning in einem Modul. Insgesamt komme ich damit auf 15 Stunden pro Woche - lächerlich im Vergleich zu den meistens 8 Stunden am Tag an der DHBW; wird jedoch durch den beschriebenen regelmäßigen zusätzlichen Aufwand auch wieder etwas ausgeglichen.
    Selbstverständlich genießt man hier aber auch mal mehr das "richtige Studentenleben" ;-)

    Der Gruppenarbeit mit Singis darf man dann gerne mal einen eigenen Absatz widmen: Manch Deutscher ist hier schon an der Grenze des vollständigen Nervenverlusts angekommen. Es herrscht eine absolute 'Auf-den-letzten-Drücker'-Mentalität! So sehr, dass die Nacht vor Abgabe und Präsentation einer Hausarbeit auch gerne mal bis halb 4 morgens gearbeitet wird, am Abend davor die PowerPoint nochmal komplett umgeschmissen wird, oder ähnlich hohle Dinge getrieben werden. Man trifft sich beispielsweise auch in der Gruppe, damit dann jeder einzeln an seinem Teil der Arbeit weiterarbeiten kann.
    Natürlich gibt es hiervon aber auch Ausnahmen! So habe auch ich im Großen und Ganzen Glück mit meinen Gruppen. Da diese Gruppen-ICA's aber auch hoch gewichtet sind, hängt ein großer Teil der eigenen Note letztendlich auch von den Singis ab.

    Zum Lernen gehen die meisten von uns hauptsächlich in die Bibliothek aufgrund des Platz-, Licht- und Ruhemangels im Apartment. "Dear Library users", um die Library sauber zu halten, ist das Essen und Trinken untersagt. Studenten, die dabei erwischt werden, werden erfasst und gebeten die Library zu verlassen! - So wird man alle Zeit lang von einer freundlichen Stimme daran erinnert, dass man bei stundenlangem Lernen doch bitte keinesfalls Wasser zu sich nehmen soll, denn auch das könnte ja den Boden dreckig machen. Aber: Ich habe noch kein Hausverbot, auch wenn ich schon mehrmals "heimlich" (natürlich wieder unter Beobachtung von mindestens einer Kamera) an meiner Flasche genippt habe.

    Völlig etabliert ist hier die Verwendung von Google Docs bzw. Google Slides. Hiermit können mehrere Personen gleichzeitig an einem Textdokument ("Word") bzw. an einer Präsentation ("PowerPoint") arbeiten - wo auch immer die einzelnen Teilnehmer sich gerade befinden, versteht sich. Dies erleichtert eine Gruppenarbeit natürlich unheimlich, da man sich nicht zwingend immer treffen muss und am Ende nicht einzelne Teile zusammenfügen muss. Jeder ist stets über den Gesamtfortschritt auf dem Laufenden und es spart dadurch natürlich auch Zeit und Aufwand.

    Nun bleibt nur noch die Fragen offen: Was hat das "lah" in der Überschrift verloren?
    Man spricht in Singapur eigentlich keine reine Form der englischen Sprache, sondern vielmehr ein sogenanntes 'Singlish'. Neben einer etwas 'asiatischeren' Aussprache (u.a. ist der 'th'-Laut nicht gerade deren Ding - hier wird 9 durch Baum geteilt und nicht durch T(h)ree) gibt es auch ein paar weitere Begriffe die mit reingemischt werden. Ein 'lah' hört man hier ständig am Satzende und es stellt wohl etwas ähnliches wie unser 'gell' oder 'ne' dar, wobei es dafür viel zu oft verwendet wird. Wenn jemand mit etwas einverstanden ist bzw. die Sache klar geht, dann geht das hier kurz und knapp mit 'can'. Und der zweite stimmt mit 'can can' zu - nein, der dritte tatsächlich NICHT mit 'can can can'! ;-) Wenn man dann für Gruppenarbeiten in WhatsApp Gruppen mit Singis schreibt, fragt man sich schon des Öfteren mal, wer hier eigentlich der 'native speaker' ist. Auch die Grammatik wird hierbei teilweise einfach missachtet (Einfach mal mit dem beigefügten Screenshot einen Selbsttest durchführen). Wichtig ist nun aber zu erwähnen: Wenn sie einen richtigen Text wie bspw. ür Projekte schreiben, dann beherrschen sie selbstverständlich ein perfektes Englisch - wobei es manchmal auch nicht als selbstverständlich erscheint. Man lernt hier in der Schule von Beginn an Englisch und Chinesisch, wobei man nach ein paar Jahren das Chinesisch nach eigenem Interesse vertiefen oder abwählen kann.

    In diesem Sinne: Study abroad in Singapore? Can, lah!
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