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  • Day 146

    S I N G A P U R A

    September 3, 2017 in Singapore ⋅ ⛅ 31 °C

    Living together in harmony –

    dies ist nicht nur ein Slogan des Multi-Kulti-Staates Singapur, sondern trifft auch perfekt auf unser Apartment zu. Es kommt einem tatsächlich vor wie gestern, als man nach der Anmeldung in der Uni das erste Mal die Wohnung betritt. Als man dort einen Zettel mit einem Gruß des zukünftigen Mitbewohners vorfindet, der bereits einen Tag vor uns eingezogen ist, zu unserer Ankunft aber nicht zuhause war. Als man sich noch fragte, was das wohl für ein Typ ist? – Na gut, diese Frage stellt man sich auch heute noch ;-)
    Wie wird es wohl sein, wenn sechs Fremde zusammenwürfelt in einem Apartment landen und für so lange Zeit auf so „kleinem Raum“ zusammenleben? Wenn man nicht mal ein Einzelzimmer als absoluten Rückzugsort hat? Wird man mit jedem auskommen? Tatsächlich waren all diese Fragen nach kürzester Zeit vollständig aus dem Kopf verschwunden. Alle waren wir irgendwo unterschiedlich und irgendwo auch doch gleich – auf einer Wellenlänge. Und diese Unterschiede haben es ja erst so spannend gemacht! Man kann von riesigem Glück reden, wenn man sich so schnell so ausgezeichnet versteht und es sich schon bald wie eine zweite Familie anfühlt! #0302
    So, genug geschwallt! Wie lebt es sich eigentlich in einem streng regulierten, hoch technologisierten, multikulturellen, boomenden, sicheren und sauberen Stadtstaat?

    Majuhla Singapura! Onward Singapore!

    Statistisch gesehen dauert es circa 6 Monate, bis man sich an einem neuen Ort eingelebt hat. Ich bin mir fast sicher, dass Singapur dies alles andere als erschwert – ganz im Gegenteil. Es kommt einem natürlich entgegen, dass die Sprachbarriere fast komplett entfällt. Fast! Klar, Englisch ist hier Amtssprache, doch das abgewandelte „Singlish“ kann dann doch auch mal zu kleinen Schwierigkeiten führen. Can can, leh!
    Ein ganz besonderer Punkt, der es einem einfach macht, sich hier wohl zu fühlen, ist das Gefühl einer übermäßigen Sicherheit. Polizeipräsenz zwar quasi bei Null, aber: Big Brother is watching you! Sicherlich wissen Singapurs Behörden in 100 Jahren noch wie oft ich welchen Bordstein berührt habe, aber dennoch ist es einem nicht unangenehm. Selbst im Vergleich zu einer Kleinstadt in Deutschland laufe ich ohne Sorge nachts um 3 Uhr durch eine Unterführung in Singapur – es hängen dort auf 20 Metern ja auch gefühlt 10 Kameras (und das ist nun wirklich kaum übertrieben). Und es wird ja keiner wagen, mir ein Haar zu krümmen, da er sonst erst mal eine Zeit lang Betonwände und Stahlgitter sieht. Hier kommt der nächste Sicherheitsfaktor ins Spiel: Die immens hohen und gewaltig abschreckenden Strafen. Man muss schon gestehen, dass man dadurch – vor allem anfangs - echt sehr vorsichtig ist. Selbst bei roten Ampeln am kleinsten Sträßchen macht man erst mal Halt, da „wildes Straßenüberqueren“ ja gute 50 € Bußgeld zur Folge haben kann. Ganz zu schweigen von den Strafen, wenn man wirklich mal etwas „Böses“ tut. Essen oder Trinken in der U-Bahn beispielsweise – da sind schnell 300€ fällig. Ja, dieser große Respekt in Sachen Straßen überqueren legt sich mit der Zeit auch etwas. Aber auch nicht zu sehr – was definitiv auch gut so ist. Trotz der Moderne des Staates existieren immer noch Todes- und Prügelstrafe und werden auch immer wieder angewendet.
    Und warum unterliegt Essen und Trinken in der U-Bahn einer so hohen Strafe? Klar, man soll ja überall in der Stadt vom Boden essen können – und das kann man auch! Ob auf der Straße, in der Unterführung, in der U-Bahn… - alles sauber! Und dennoch gibt es kaum Mülleimer – sowas würde das Unternehmen Singapur ja auch viel Geld kosten, diese regelmäßig zu leeren. Dann lieber mit hohen Strafen die Bevölkerung evtl. sogar bis zum „Müll halt mit nach Hause tragen“ bringen.

    Und was passt zu Sauberkeit? Grün! Es ist überwältigend, wie viel Grün in dieser Stadt zu finden ist. Nicht nur eine Menge an Parks sondern auch entlang des Bürgersteigs, auf sämtlichen Wolkenkratzern oder auch riesige Bäume entlang der Einkaufsstraße – einfach überall wo man hinblickt. Etwa 47% der Staatsfläche ist grün. Klar, ein großer Teil ist noch ursprünglicher Regenwald, doch sogar für Wolkenkratze gibt es Vorschriften, wie viele Grünflächen diese auf oder am Gebäude aufweisen müssen. Und bevor aufgrund von Platzmangel der Regenwald gerodet wird, wird vorher Land aufgeschüttet. So befindet sich beispielsweise der komplette Changi Airport auf künstlich aufgeschüttetem Land.

    Höher, größer, weiter, besser… - ich habe es in einem der ersten Einträge bereits erwähnt: Singapur scheint nur die Superlative zu kennen. Symbolisch hierfür steht ja schon das sagenhafte Marina Bay Sands Hotel.
    Ich weiß nicht, wie oft wir letztendlich an der Marina Bay, dem Herzen der Stadt, waren, doch jedes einzelne Mal hielt man einen Moment inne – und staunte! Man musste sich wirklich einreden: Nein, nicht schon wieder ein Foto, du hast schon hunderte davon! Hat nicht immer geklappt…
    Doch Singapur hat natürlich weitaus mehr zu bieten als „nur“ die Attraktionen rund um die Bay mit Financial District, Gardens by the Bay, Promenade, etc. Wenn man nach 5 Monaten auf dem Heimflug im Flugzeug sitzt und einem durch den Kopf geht: Da wollte ich eigentlich auch noch hin? Und das wollten wir auch noch machen! Dann sagt das wohl genügend darüber aus, welch Vielfältigkeit dieser Stadtstaat bietet. Von den Großstadt-Attraktionen über Zoo und vielen tollen Stadtvierteln bis hin zum Regenwald – es kann einem einfach nicht mal annähernd langweilig werden. Nirgendwo anders kommt man vermutlich so schnell von Indien über Saudi Arabien nach China. Und wenn man da durch ist geht es eben weiter mit Sentosa Island, Keong Saik, dem gigantischen Basar zum Ramadan, Mount Faber Park, Clarke Quay, Pulau Ubin, Orchard Road, National Museum, East Coast Park, Bugis Junction, Fort Canning Hill, Lau Pa Sat, Esplanade, National Gallery und, und, und…
    Und wenn das dann doch mal nicht mehr ausreicht ist Singapur ja ein perfekter Ausgangspunkt für Reisen in ganz Südostasien! :-)
    Trotz allem darf man nicht vergessen: Auch die vielen gemeinsamen Abende zuhause im Apartment waren ein ganz besonderer Teil dieses Auslandssemesters!

    Ja, der Stadtstaat Singapur ist definitiv besonders – für mich nun sowieso. Doch trotz aller beschriebenen wunderbaren und fast schon perfekt klingenden Eigenschaften darf man die Kehrseite keinesfalls vergessen. Wo viel Sonne ist, ist auch viel Schatten! Ich möchte diese Seite nun allerdings nicht weiter ausführen. Wäre ich zu diesem Zeitpunkt noch in Singapur, wäre dies vermutlich auch gar keine gute Idee.
    Wenn man aber danach nun von so manchen strafrechtlichen Dingen in Deutschland hört, die manchmal nicht nachzuvollziehen sind, denkt man sich schon das ein oder andere Mal: Das hätte es in Singapur so niemals gegeben! Ruft sich aber auch ins Gedächtnis, dass wir in Deutschland Dinge tun können, die für uns selbstverständlich sind, die ein Singapurer jedoch nur vom Hörensagen kennt.

    Die fünf Monate im Auslandssemester in Singapur waren ein (buchstäblich) einmaliger und unfassbar toller Teil meines Lebens. Dass ich ihn niemals vergessen werde, ist unnötig zu erwähnen. Dennoch habe ich ihn mit diesem „Werk“ nun etwas verewigt.
    Sollte das alles aus irgend einem Grund mal verloren gehen, frage ich einfach bei Singapurs Behörden nach - die haben meinen gesamten Aufenthalt ja bildlich protokolliert ;-)

    One day, we’ll meet again!
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