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  • Day 26

    Touristen-Horden & Hühnerställe

    March 12 in Colombia ⋅ ⛅ 28 °C

    Traum-Strände, die nur über Dschungelpfade oder per Boot erreichbar sind. Der Tayrona-Nationalpark ist ein absolutes must-see in Kolumbien. Unser Fazit: irgendwie durchzogen, ein emotionales Auf und Ab.

    Wir haben gehört, dass man am Haupteingang bis zu zwei Stunden anstehen muss. No gracias! Wir kennen ein kleines Geheimnis, einen Alternativ-Eingang bisschen abseits - mit null Anstehzeit. Warum hier niemand ist? Weil man bei hoher Luftfeuchtigkeit und Hitze zuerst eine Stunde einen Berg hochwandern und sich dann zwei weitere Stunden durch den Urwald kämpfen muss. Für verkaterte Engländer und zartbesaitete Französinnen vielleicht ein Hindernis - für uns weniger. Unterwegs begegnen wir Affenfamilien, Riesenschmetterlingen und bunten Eidechsen. Allein diese Wanderung ist der Eintrittspreis von 17 Franken wert.

    Ein weiterer, grosser Pluspunkt dieser Wanderung: Man erreicht einen ziemlich verlassenen Strand, den Playa Brava. Ein kleines Stück Paradies an der Karibikküste. Inklusive einfachem Campingplatz. Hier bleiben wir zwei Nächte.

    Erster Wermutstropfen: Leider pfeift uns der Wind um die Ohren - und man darf nur bis zu den Hüften ins Wasser. Zu gefährlich sind die Strömungen vor der Küste. Prompt ignoriert eine andere Touristin die Warnsignale und schwimmt zu weit raus, die Wellen treiben sie immer wieder zurück ins Meer. Rescue Diver Simi hört die Hilferufe, reagiert blitzschnell, rennt zum Rettungsring und wirft diesen ins Meer und kann sie mit Hilfe anderer an Land ziehen. Puuh.. das ist eingefahren. Hier sind laut Medienberichten auch schon Touristen ertrunken.

    Nach einem Beruhigungs-Bier und einem Pescado frito verbringen wir die Nacht in einer gemütlichen Hängematte - direkt am Strand (für 11 Fr. pro Nacht). Mit dem Meeresrauschen in den Ohren dösen wir schon früh ein.

    Am zweiten Tag ist die Idylle futsch. Eine geführte, 20-köpfige Reisegruppe aus Osteuropa hat den Weg an unseren verlassenen Strand gefunden und das Lager und den Essensbereich lautstark in Beschlag genommen. Kurwa! Und so vergraben wir uns halt in unsere Tolinos und Podcasts.

    Am dritten Tag entscheiden wir, uns mal wieder bisschen zu bewegen und die anderen Strände im Nationalpark zu erkunden. Heisst: Wieder drei Stunden durch den Urwald, hoch, runter, hoch, runter. Bis wir am weltberühmten Cabo San Juan ankommen.

    Oke oke… das kristallblaue Wasser und der Urwald direkt dahinter ist schon schön. Aber wir verstehen den Hype nicht. Warum tausende Menschen sich täglich an diesen einen Strand quetschen. Zudem gibt es genau ein überfülltes Restaurant. Inklusive Lebensmittelvergiftungs-Garantie (jedenfalls laut Google Maps).

    Wir fühlen uns nicht wohl hier und sind kurz davor, den Nationalpark frühzeitig zu verlassen. Doch bisschen abseits des Cabo-Rummels finden wir andere schöne Strände und “Don Pedro” - eine gepflegte Camping-Location mitten im Dschungel. Von da an steigt unsere Laune wieder, in guter Gesellschaft gibt’s 2-3 Bierchen und wir verbringen die Nacht in einer Art Hühnerstall. Natürlich in einer Hängematte (hier 7 Fr. pro Nacht).

    Und so lassen wir am vierten Tag unser Abenteuer an einem kleinen Strand ausklingen. Auch wenn wir uns auf Touristenmassen eingestellt haben, war es selbst jetzt in der Nebensaison nicht einfach, den Horden aus dem Weg zu gehen. Das Positive: Der Massentourismus hat die Schönheit des Nationalparks (noch) nicht zerstört. Offensichtlich auch ein Anliegen der Regierung. Jedes Jahr wird der Tayrona Nationalpark nämlich für mehrere Wochen für Besuchende geschlossen, damit sich die Natur vom Besucher-Ansturm erholen kann.
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