South Korea
Yogwangwon

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Travelers at this place
    • Day 379–385

      Medaillenjagd in Schlangenlinien

      October 23, 2023 in South Korea ⋅ ☀️ 17 °C

      Über den 4-Flüsse-Radweg geht es in sieben Tagen einmal quer durchs Land. Die Radwege sind gut und so geht es mal auf alten Bahntrassen, mal auf Nebenstraßen und mal auf nur für Fahrräder und Fußgänger:innen angelegten Flusswegen voran. Wir genießen es, das erste Mal seit Neuseeland wieder auf einem Radfernweg zu radeln und kommen so einfach voran wie kaum zuvor. Nur am dritten Tag gibt es einen Berg über die Wasserscheide - im Vergleich zu Indonesien oder Tibet ist auch dieser aber sehr überschaubar.

      Hier gibt es keinen Autoverkehr, keine Schlaglöcher und keine Ampeln - das einzige Hindernis sind kleine, meist harmlose, Schlangen, die sich auf dem Asphalt an den letzten warmen Strahlen des Jahres wärmen und nur träge die Fahrbahn verlassen, während wir in Schlangenlinien um sie herum fahren. Meist gelingt das gut, nur zweimal nicht: einmal bremst Elias so stark, dass Rebecca nicht mehr ausweichen kann und nach einer Kollision im Straßengraben landet. Ein anderes Mal ist eine Schlange im Laub versteckt und so träge, dass Rebecca sie einfach versehentlich überfährt. Glücklicherweise ist der Reifen weich und die Schlange scheint hart im Nehmen zu sein, denn sie schlängelt anschließend von der Straße, als wenn nichts gewesen sei.

      Rechts und links des Flussufers sind Anlagen aufgebaut, auf denen Gruppen älterer Koreaner:innen eine Mischung aus Golf, Mini-Golf und Krocket spielen. Mit klobig wirkenden Schlägern spielen sie große bunte Kugeln über die etwa 30 Meter langen Bahnen, um sie im Loch auf der anderen Seite zu versenken.

      Ansonsten säumen Gewächshäuser, Gemüsefelder, Cafés, Convenience Stores und kleine Orte den Radweg. Die Orte sind zwar belebt und die Menschen freundlich, dennoch sind sie nicht gerade romantisch dörflich, sondern versprühen optisch eher Ruhrgebietscharme. Außerhalb der Siedlungen gibt es regelmäßig Holzplattformen und Pagoden, die sich als perfekte Zeltplätze entpuppen. Zwar sind die Tage noch warm und trocken, doch oft wachen wir in der feucht-kalten Umarmung eines dichten Morgennebels auf und sind froh, dass das Zelt nicht direkt auf einer Wiese steht und kaum nass geworden ist. Dann packen wir alles schnell zusammen, um das Tageslicht der immer kürzer werdenden Tage gut zu nutzen.

      Mit uns auf dem Radweg sind vor allem viele Tagestourer:innen, die auf schicken Rennrädern in für diesen Radweg viel zu professioneller Aufmachung an uns vorbeisausen. Doch die koreanische Regierung hat sich etwas überlegt, um diejenigen zu belohnen, die einmal durch das ganze Land gefahren sind. An jeder Sehenswürdigkeit, was entlang des Weges vor allem Staudämme sind, wartet ein Stempelhäuschen, an dem man seinen zuvor gekauften "Fahrradreisepass" stempeln lassen kann. Wer alle Stempel gesammelt hat, kann sich am Ende eine Urkunde und Medaille abholen. Wie so oft gilt: Was auf einem Kindergebutstag gut funktioniert, funktioniert auch in Südkorea gut.

      Wir weichen ein paar Mal vom Weg ab und kürzen auch die ein oder andere Flussschleife ab. Den Fahrradreisepass haben wir gar nicht erst erworben und so fahren wir ohne Aussicht auf eine Siegermedaille Richtung Busan. Diese zusätzliche Motivation ist gar nicht nötig, denn stattdessen motiviert uns die Aussicht auf ein paar Ruhetage vor der Überfahrt nach Japan mehr als genug.
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    You might also know this place by the following names:

    Yogwangwon, 요광원

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