• Über Umwege zum Gipfelglück

    July 3 in Romania ⋅ ☀️ 26 °C

    Schon früh morgens, um 8:30 Uhr, standen wir an der Talstation der Seilbahn in Bușteni. Die Bahn stammt zwar noch aus den 70ern, ist aber gut in Schuss, überraschend schnell und bringt einen in wenigen Minuten auf das Caraiman-Plateau. Weil es mitten im Sommer war, wollten wir früh rauf, um der Hitze zu entgehen und unsere geplante Wanderung zum Kreuz zu starten.

    Eigentlich rechneten wir mit etwa zwei Stunden Gehzeit. Doch wir verpassten den richtigen Weg – und landeten auf einer deutlich längeren Route durchs Bucegi-Gebirge. Am Ende waren wir über vier Stunden unterwegs, kamen dafür aber bis ganz nach oben: auf den Vârful Omu, den höchsten Gipfel des gesamten Gebirges, mit 2.505 Metern Höhe. Dass wir den direkten Weg zum Kreuz verpasst hatten, fiel uns erst dort auf – denn erst vom höchsten Punkt aus konnten wir das Caraiman-Kreuz überhaupt sehen, weil wir zuvor in die entgegengesetzte Richtung gewandert waren.

    Unterwegs trafen wir auf einen zutraulichen Streunerhund, der uns eine Weile begleitete. Später begegneten wir zwei großen Schafherden mit ihren Hirten, begleitet von mehreren Hirtenhunden. Die machten lautstark deutlich, welche Herde wohin gehört, während die Hirten nebeneinander Rast machten. Die Landschaft war offen, wild, mit weiter Sicht – man sah weit mehr als nur das Kreuz, und gerade diese unerwarteten Eindrücke machten den Umweg besonders lohnenswert.

    Als wir schließlich beim Caraiman-Kreuz ankamen, beeindruckte uns vor allem die Lage: Das fast 40 Meter hohe Stahlkreuz steht auf 2.291 Metern Höhe und ist damit das höchstgelegene Kreuz der Welt auf einem Berggipfel. Errichtet wurde es in den 1920er Jahren zum Gedenken an die rumänischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs. 2016 wurde es umfassend renoviert und wird heute nachts beleuchtet – ein stilles, würdiges Monument über dem Tal.

    Im Vergleich zum Millenniumskreuz in Skopje, das wir letztes Jahr besuchten, fiel das Caraiman-Kreuz für uns allerdings etwas ab. In Skopje ist das Kreuz deutlich größer (66 m) und deutlich leichter erreichbar – es steht auf einem nur etwa halb so hohen Berg. Auch die Inszenierung dort wirkt moderner und monumentaler. Dafür punktet das Kreuz in Rumänien durch seine abgeschiedene Lage und die spektakuläre Natur rundherum – es gehört zur Erfahrung, sich seinen Weg selbst zu suchen.

    Unser Tipp: Wer gut zu Fuß ist, sollte sich nicht nur aufs Kreuz beschränken – die anderen Wege lohnen sich landschaftlich mehr. Der direkte Weg zum Kreuz bietet wenig Schatten und keine Verpflegung, daher unbedingt Wasser, Proviant und Sonnenschutz mitnehmen. Unten an der Seilbahn gibt’s dafür Essen, Getränke und Souvenirs zur Belohnung.
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