• Busgeld, Buddyboat und Nachtschicht

    October 4, 2021 in Slovakia ⋅ ⛅ 25 °C

    Nachdem ich telefonisch von der Schleuse Gabcikovo erfahren habe, dass diese um 14:00 Uhr öffnet habe ich mich guter Dinge gegen 10 Uhr auf den Weg zum Schleusenkanal gemacht.
    Keine 10 Minuten später ist mir auch schon die Polizei mit deinem schwedischen Sportboot im Schlepp entgegengekommen und signalisierte mir wild gestikulierend bei ihnen anzulegen.
    Von dem freundlichen Polizisten habe ich erfahren, dass die Zufahrt auch bis 13 Uhr gesperrt ist und das würde 50€ kosten.
    Die Geschichte ist wirklich lange, daher hier nur kurz: ich habe also an einem Frachter angelegt, 50€ bezahlt und zusammen mit der Crew des schwedischen Bootes (Ein Serbe und ein Ami) gewartet. Wir haben uns gut verstanden und sind daher um 13:00 Uhr gemeinsam Richtung Schleuse aufgebrochen.
    Fahrt, Schleusung im Päckchen, alles gut. Das Problem war nur, dass wir auf Grund der verlorenen Zeit keinen Hafen mehr bei Tageslicht erreichen.
    Wir steuerten also gegen 19:00 Uhr einen Ankersee an, welcher in meinem Revierführer stand, dieser war aber so flach und versandet, dass wir nur in die Einfahrt gekommen sind. Da es wirklich dunkel wurde und es keine Alternative in der Gegend war haben wir also Anker ausgebracht und essen gekocht.
    Langsam sind auch die unzähligen Schiffe der Berufsschiffahrt an uns vorbei gezogen, es hatten bestimmt 40 vor der Schleuse auf die Öffnung gewartet. Bis 10 Uhr sind viele Frachter an uns vorbei, die Anker schienen zu halten, daher sind wir schlafen gegangen.
    Ich habe um 11 noch mal Ausguck gehalten (alles gut) und für 00:30 den zweiten Wecker gestellt - dich soweit ist es nicht gekommen.

    Ziemlich genau zur Geisterstunde fing es an irre laut zu gurgeln und mein Boot neigte sich ca 10-15°. Ein Schnalzer rignalisierte das ausbrechen des Heckankers, das Boot drehte sich schlagartig 180° und wurde Richtung Donau gezogen. Erstmal kein Problem, da mein Hauptanker das Boot sicher gehalten hat aber aus dem Fenster sah ich meine neuen Freunde langsam davon treiben. Einmal laut TRÖÖT und schon ging bei ihnen Licht an und sie motorten wieder zu mir. Auch ich hatte den Motor laufen und entschloss mich das Boot Vollgas in den Schlick zu setzen.
    Was war eigentlich passiert? Innerhalb von 10min war es klar, die weißen Flotten (Donaukreuzfahrt) kommen nun von der Schleuse und die fahren so schnell, dass es uns das Wasser aus der Einfahrt saugt. Ein Blick auf den Schiffsradar (AIS) und es war klar, dass die Passagierschiffe für Stunden an und vorbei rasen würden, alle 1,5 Stunden drei Stück.
    Also muss eine Lösung her, Leine an den Anker gebunden, mit dieser aufs Standup-Paddelboard und an Land. Naja das Land stellte sich als Schlick heraus und ich steckte bis zu den Knien im Matsch.
    Reinspreizen und Hand über Hand den Anker und das Boot Richtung Land ziehen.
    Geschafft, bis zum Morgen brauche ich mir keine Sorgen mehr machen. Trotzdem stehe ich jede Stunde auf, erwarte die großen Dampfer und Bange in Schräglage und unter lautem Gurgeln. Ohne Grund, alles hält bombig!
    Um sicherzugehen, dass ich aus dem Schlick auf auch wieder rauskomme breche ich um 6:00 Uhr früh gemeinsam mit meinen Freunden auf, jedoch werden sich unsere Wege wieder trennen - sie haben andere Pläne.
    Es war mir eine Freude, gute Fahrt.

    Auf nach Ungarn 🇭🇺
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