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  • Day 17

    Sutera - Enna

    September 22, 2022 in Italy ⋅ ⛅ 20 °C

    Gefahrene Strecke: 83km

    Ganz gleich vorweg genommen: Sutera ist ein Kleinod. Ein kleiner Ort mit 1200 Einwohner*innen, mehr als die Hälfte älter als 60.

    Die Lage ist atemberaubend, die archtektonische Gesamtstruktur faszinierend. Aber leider ist der Ort auch das, was man unter " gottverlassen" versteht. Politisch komplett vergessen, interessiert weder die italienische, noch die sizilianische Politik und auch nicht die Regierung der Provinz Caltanisetta, zu der der Ort gehört. Und das hat zur Folge: Abwanderung, keine Arbeitsplätze, verfallene Häuser, depressive Alte. Ich beschreibe das so genau, weil ich überzeugt bin, dass in dem Ort mit klug eingesetzten finanziellen Mitteln vieles möglich wäre. Und Sutera ist exemplarisch für andere sizilianische Dörfer mit ähnlichen Voraussetzungen. Einiges an Geld wurde ja eingesetzt, davon zeugen halbfertige Gebäude oder Attraktionen, wie ein nie in Betrieb genommener Lift auf den Monte San Paolino. Ganz nach sizilianischer Manier verschwinden öffentliche Gelder in irgendwelchen obskuren Taschen und Kanälen.

    Für uns ist Sutera sicherlich das sizilianische Dorf, das wir am besten kennen.
    Denn erstens konnten wir in der Bar stundenlange Gespräche führen und diverse Ansichten über die Situation Siziliens im Allgemeinen und Suteras im Besonderen kennenlernen.
    Zweitens wollten wir auf den Monte San Paolino. Das geht aber nur mit Schlüssel, weil es einen versperrten Sicherheitszaun gibt. Den Schlüssel wiederum gibt's im Pro Loco, das ist sowas wie der Verschönerungsverein, der in Konkurrenz zum Tourismusbüro steht .
    Im Pro Loco sitzt der Zivildiener Domenico, der gleich den Befehl bekommt, nicht nur den Schlüssel zu organisieren, sondern mit uns gleich eine Gesamtführung zu machen. Er hat uns also 3 Stunden begleitet und viel erzählt. War für uns sehr interessant.
    Z.B.besteht Sutera aus einem mehr oder weniger bewohnten neuen Teil, der hauptsächlich aus der Faschistenzeit unter Mussolini stammt und einem mittlerweile unbewohnten arabischen Teil, der ursprünglich auf das 11. Jhdt. zurückzuführen ist.
    Jedes Jahr im Dezember gibt es im arabischen Teil die Presepe, eine Krippendarstellung mit echten Menschen aus Sutera, die über das ganze Dorf geht und vor allem die ausgewanderten Suteresi anlockt.

    Der Vormittag bis 13 Uhr war also äußerst kurzweilig.

    Am Nachmittag fuhren wir dann weiter nach Enna, der mit 937 m ü.d.M höchstgelegenen Provinzhauptstadt Italiens, die haargenau in der Mitte Siziliens liegt.

    Die Anreise war etwas beschwerlich, weil viele Straßenunterbrechungen aufgrund von Baustellen sowohl uns als auch die Navis an die Grenzen der Orientierungsfähigkeit brachten.

    Der Stellplatz in Enna ist wieder einmal wunderschön. Wenn ich sizilianische Stellplätze "wunderschön" nenne, dann meine ich ihre Lage. Vermüllt sind hier alle Plätze, wenn sie nicht gerade mitten im Zentrum sind oder Campingplätze. Dem Thema Müll widme ich mich um Laufe dieses Blogs einmal ausführlicher. Enna hat uns ausnehmend gut gefallen, aber Hilfe!!!!: Es ist saukalt. Ok, 12 Grad am Abend..Aber, wenn du, wie wir, zwei Tage vorher noch 32 Grad hattest, ist das ein Kälteschock. Trotzdem haben wir, ausgestattet mit langen Hosen und Windjacken, die Stadt gestürmt. Riesenverkehrschaos in engsten Gassen, kaum Gehsteige, aber dennoch irgendwie faszinierend. Und zum Abschluss eine tolle Pizza im Restaurant Mezzogrammo.
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