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  • Day 738

    Go. Away.

    June 6, 2022 in Greece ⋅ ☀️ 25 °C

    Wir sind bereits den zweiten Tag auf See und die zwei mässig beliebten Banausen überlegen sich sicher schon, was sie heute so anstellen könnten. Uns siehe da, kurz nach acht Uhr morgens ist es Taeschler, dessen Toilette nach eigener Aussage nicht mehr funktionieren würde. Also von vorne. Läuft die Absaugpumpe? Ja. Und kommt Spülwasser? Ja. Hm, dann funktioniert die Toilette ziemlich genau so wie vom Bootsbauer angedacht. Ja aber das Minuten zuvor abgeladene Zeugs verschwindet nicht und der Wasserspiegel steigt mit jedem Spülversuch weiter an. Ach so. Das nennt sich anders. Und bedeutet Schweinerei. Schrecklich. Ich könnt schon beim Gedanken daran an die Reling stehen. Aber das hatten wir schon. Drum lass ichs bleiben. Diesen Luxus hat der arme Taeschler leider nicht. Das Zeugs muss weg. Da lassen wir gar nichts bleiben. Nach einigen erfolglosen Versuchen soll es ein Kabelbinder-Duo richten und das entstandene Scheiss(e)-Vakuum durchbrechen. Und siehe da, wenige Minuten später schallt es YES! YES! YES! aus des Taeschlers Nasszelle. Glück gehabt. Geile Kabelbinder.

    Heute herrscht totale Flaute. Wind null. Ausser in Fischers Enddarm, da hats immer Wind. Immer. Ausserhalb Rönees Analen scheint indes die Sonne und wir nutzen die Zeit, um uns um die nach wie vor üppigen Bierreserven zu kümmern. Kurz nach dem kurzen und vom Smutje frisch zubereiteten Mittags-Snack - es gibt einen reichhaltigen Thonsalat mit Brot - passiert es. Der schon als Säugling souveräne Skip Robin schreit nach ultrakurzer Vorwarnung den unverdauten Thonsalat in grossem Bogen über die hintere Reling. Trotz perfektem Wetter und nicht erwähnenswertem Wellengang. Was soll denn der Scheiss? Ein Skip der vom Kahn kotzt?! Geht ja gar nicht! Die restliche Crew gründet umgehend eine eigene Facebook-Gruppe für die Suche nach einem neuen Skip. Wobei, eigentlich sitzen wir jetzt sowohl bildlich, wortwörtlich als auch metaphysisch im gleichen Boot. Das kotzende Quartett ist quasi komplett. Irgendwie geil. Vier Kötzlis on Tour. Im gegenseitigen Einverständnis löschen wir beide Facebook-Gruppen. Ab jetzt gibt es definitiv keine Tabus mehr. Und auch wenn ein kotzender Skip nicht unbedingt als direktes Feedback an die Küche zu verstehen ist, sollte es dem neuen und definitiv taumelnden Küsche zu denken geben …

    Wohl als kleine Prämie für die zurückgewonnene Harmonie der vier Ägäis-Schreier empfängt uns eine grosse Schule von Delphinen. Vielleicht hat sich aber auch nur herumgesprochen, dass hinter unserem Schiff regelmässig maritime Fütterungen mit vorverdautem Thonsalat, Drinks vom Vorabend und Gallensaft stattfinden. Ich weiss es nicht. Unsere Reise führt uns mit weiteren Delphinsichtungen nach Paros. Genauer gesagt zum unfassbar schönen Hafenörtchen Naoussa, wo wir Zeugen unfassbar schlechter Hafenmanöver werden. Also nicht unser eigenes, das römisch-katholische Anlegen meistert unser Skip in einem Anlauf und nicht geringer als perfekt. In zwei anderen Fälle - in einem davon mit unüberriechbarem Elektrobrand an Bord - hat der Marinero schon nach wenigen Minuten die Schnauze voll und schnauzt die leistungsschwachen Crews mit einem „hell no, go away! GO. AWAY.“ fort, wonach diese sich wieder aus dem Hafen verpissen dürfen. Griechische Hilfsbereit- und Gastfreundschaft at its best. Uns ists recht, hatten wir doch mehrfach alle Hände voll zu tun, um unseren eigenen Kahn vor fiesen Ramm- und Ankerabrissversuchen zu schützen. Ein gemütlicher Nachmittag sieht anders aus. Unterhaltsam ist es aber allemal. Und abgefackelt ist der kokelnde Kahn dann auch nicht. Hoffentlich.

    Zur Belohnung für die tadellose Defensivarbeit der eigenen Mannschaft, suchen wir uns das beste Restaurant im Ort für unser Sieger-Dinner. Fazit: Essen top. Lokale Weinempfehlung top top. Nur der neuerdings speiende Robin bremst ein wenig. Zu verunsichert ist der arme Mann vom ungewohnt unsouveränen Brechfiasko Stunden zuvor. Was war der Auslöser? Passiert das nun jeden Tag? Lag es an Taeschlers Küchenleistung und ist die wirklich unter aller Sau? Oder an dessen Scheissleistung? Wir wissen es nicht. Noch nicht.
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