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  • Day 36

    Last day of work 🦷💉

    June 2, 2023 in Tanzania ⋅ ⛅ 21 °C

    Wie auch die gestrige Nacht, waren wir diese wieder eng aneinander gekuschelt. Als wir aufwachen, beschwert sich Isi, dass Tahnee ihr nachts die Decke geklaut hat, während Tahnee meint, Isi ist so weit zu ihrer Seite rüber gerutscht, dass sie sie irgendwann wegschieben musste. Was nun zuerst passiert ist bleibt jedoch so ungeklärt, wie die Frage von der Henne und dem Ei.

    Noch mit Schlafsand in den Augen trotten wir zum Frühstück rüber. Wir mampfen leckere Süßkartoffeln, Mandazi und ein hartgekochtes Ei.

    Ohne Sr. Calmelitha gehen wir schon mal in die Zahnstation, wo uns ein grinseneder Dr. Richard begrüßt. Dieser drückt doch glatt die Aufgabe des täglichen Gebetes an Tahnee ab. Wenig begeistert probiert Tahnee das Angebot abzulehnen, mit der Begründung, dass sie das ,sonst 5 Minuten dauernde, Gebet nicht kennt.. doch keine Chance. Also gibt es heute eine stark gekürzte, improvisierte, deutsche Version des Morgengebetes.

    An unserem letzten Arbeitstag heute sind wir sehr happy, als wir ein volles Wartezimmer auffinden, welches uns verrät, dass wir heute noch einmal aller Hand zu tun haben werden.

    Zunächst wird bei allen Patient*innen der Befund erhoben und anschließend der Zahn anästhesiert, welcher gezogen werden muss bzw. welcher am meisten Probleme macht. Denn selbst Wurzelreste werden nur dann extrahiert, wenn sie Schmerzen bereiten. Danach nehmen alle noch einmal im Wartebereich Platz, bis ihre Nummer aufgerufen wird und sie sich zum Extrahieren wieder auf den Behandlungsstuhl setzen.

    Es ist ein Tag wie jeder andere in Njombe. Neben den vielen Extraktionen und einem Patienten mit einem dickem Abszess, kommen heute zwei Patient*innen für Füllungen vorbei. Hierbei assistieren uns die Studis, die im August ihre Abschlussprüfungen machen werden. Wir merken, dass alle drei noch nicht viele Füllungen gemacht oder gesehen haben. Also müssen wir sie beim Assistieren immer wieder korrigieren und ihnen erklären, wie sie absaugen sollen ohne dabei an das Winkelstück zu kommen. Vor allem ein Mal geht Isi ganz schön die Düse, als sie in einer tiefen Kavität arbeitet und plötzlich die Assistenz mit dem Sauger den Schleifkörper tiefer in den Zahn drückt. Neben dem Füllung legen, erklären wir also noch jeden einzelnen Schritt den Studis, damit sie möglichst noch etwas für ihre Abschlussprüfungen mitnehmen.

    Zur Tea Time um 11:30 ziehen wir Bilanz. In den letzten 5 Wochen haben wir ganze
    174 Zähne extrahiert
    22 Füllungen gelegt
    3 Wurzelkanalbehandlung durchgeführt
    3x Desensitizer auf empfindliche Zähne aufgetragenen
    2x Scaling/Reinigungen durchgeführt

    Was für eine riesige Menge an gezogenen Zähnen! Teils waren sie tief zerstörtet, sodass sie von der Kraft der Zange in alle Einzelteile zerbrochen sind; teils zogen wir Zähne, die durch eine Wurzelkanalbehandlung noch lange hätten erhalten bleiben werden können; und einen kerngesunden Zahn haben wir gezogen, einfach nur weil dieser an der falschen Stelle stand. Wir haben so unglaublich viel gelernt und sind glücklich um jede neue Erfahrung, die wir hier sammeln durften. Zum Glück haben wir jetzt noch 3 Wochen, in denen wir durchs Land reisen und in Ruhe reflektieren können, was wir alles erlebt haben.

    Unsere Tee-Pause wird ungewollt verlängert, da gerade keine Patient*innen im Wartezimmer sitzen. Also sitzen wir ein bisschen im Innenhof, knüpfen Bändchen oder telefonieren mit unseren Liebsten. Zwischendurch werden wir nochmal in die Zahnstation gerufen. Wir wollen gerne das Airflow (für Zahnreinigungen) zum Laufen bringen. Marc und Robert hatten hierfür schon das Pulver besorgt. Leider fehlt das Verbindungsstück zum Luftkompressor und so können wir heute Sr. Calmelitha leider nicht beglücken und ihre Zähne säubern.

    Gegen 14:00 Uhr trommelt uns Sr. Calmelitha zum Lunch zusammen. Heute gibt es Reis mit leckeren Erbsen (die hatten wir uns extra gewünscht).

    Da wir heute Abend Pfannkuchen für alle zaubern wollen, brauchen wir noch ein paar Zutaten und machen uns mit Sr. Calmelitha auf zum Markt.
    Erst geht's noch zur Bank ein bisschen Kohle abheben. Neben der Bank sehen wir dann einen kleiner Mini Markt, der tatsächlich alles hat was wir brauchen. Wir bekommen sogar Nutella und kaufen zusätzlich ein paar Snacks für die lange Busfahrt, die uns morgen bevorsteht. Auf die frischen Äpfel und den Joghurt freuen wir uns ganz besonders.

    Bevor wir uns auf den Rückweg machen, statten wir noch Susemarie, einer älteren deutschen Dame, die schon seit über 50 Jahren in Tansania lebt, einen Besuch ab. Eigentlich wollten wir noch Father Wella treffen, aber dieser ist heute leider nicht anzutreffen. Umso schöner, dass Susemarie uns ein paar Minuten ihrer Zeit schenkt . Während wir zurücklaufen müssen wir zwischendurch immer wieder anhalten, da Sr. Calmelitha einfach Gott und die Welt kennt und daher alle begrüßt und mit ihnen quatscht.
    Wir haben gerade unsere Einkäufe ausgepackt und sortiert, da möchte Sr Calmelitha noch einmal los, um irgendein spezielles Futter für die Hühner zu kaufen. Natürlich eskortieren wir sie dorthin. Es geht durch kleine Gassen, in denen an den Straßenrändern Autos und Busse repariert und Möbel lackiert werden oder Kinder Fußball spielen.

    Das Futter für die Hühner wird fein säuberlich abgewogen,während wir draußen in der Sonne sitzen und Isi den großen Gummibaum bewundert. Wir sind der Meinung, wir könnten den Futtersack für Sr. Calmelitha nach Hause tragen, doch scheitern schon fast am Hochheben des Sackes. Zum Glück gibt es einen Motorrad-Lieferservice, der das Futter bis in den Lagerraum bei den Sisters bringt.

    Kurz vor dem Haus der Sisters treffen wir noch Dominik, ein Deutscher der gerade sein FSJ hier in Njombe macht. Wir hatten ihn schon vor 3 Wochen auf der Straße getroffen und kurz gequatscht. Als Msungu fällt man eben auf. Natürlich läd Sr. Calmelitha ihn ein mit reinzukommen. Wir zeigen ihm die Zahnstation und fragen, ob er später zum Pfannkuchen Essen vorbei kommen möchte. Dem Angebot kann er nach 9 Monaten tansanischer Küche nicht wiederstehen.

    Nach einer kurzen Entspannungspause auf unserem Zimmerchen, fangen wir dann an zu kochen. Fein säuberlich verrühren wir die Zutaten für den Teig mit einem stinknormalen Esslöffel, nur damit uns Sr. Calmelitha danach sagt, dass sie auch einen Rührgerät hat. Da heute Abend überraschend viele Sisters da sind und uns aber nicht gesagt wird, wer jetzt mitisst und wer nicht, machen wir den Teig vorsichtigshalber mit 10 Eiern. Wir haben noch nie so viele Pfannkuchen auf einmal gebacken. Nach über einer Stunde in der Küche/Sauna sind zwei Hotpots voll und die Wangen rot von der Hitze.
    Es gibt herzhafte Pfannkuchen mit Zwiebeln, Avocado und Tomaten, Apfelpfannkuchen und welche ohne alles.

    Zuerst wird natürlich ein Süppchen geschlürft. Danach tischen wir zuerst die herzhaften Pfannkuchen auf. Auf einmal stehen alle fünf Sisters im Raum und wollen ihren Pfannkuchen haben, sodass für uns selbst nur jeweils ein halber übrig bleibt. Es geht weiter mit den Apfelpfannkuchen mit Zimt & Zucker... Hier dasselbe Spielchen.
    Zu unserem Glück schwenken die Sisters (außer Sr.Calmelitha) danach zu Ugali um und so bleiben die übrigen Pfannkuchen für uns. Wir drei Wazungu greifen direkt alle zum Nutella. Besonders Dominik lässt sich nicht lumpen und glasiert seinen Pfannkuchen mit einer ordentlichen Schicht, vorüber wir alle sehr lachen müssen. Er entgegnet: "Ich habe 9 Monate kein Nutella mehr gehabt"... Das ist uns doch sehr sympathisch 😂
    Auch Sr. Calmelitha muss einmal Nutella probieren. Erst soll Isi ihr nur ganz wenig drauf streichen, wegen ihrer Diabetes-Erkrankung. Als sie dann aber ein kleines Stückchen probiert, sagt sie ohne eine Miene zu verziehen"you can put more" ..."even more" (Du kannst noch mehr draufmachen... Noch mehr) .😂 Zum krönenden Abschluss holt Dominik noch Ahoi Brause aus der Tasche. Auch diese schmeckt Sr. Calmelitha außergewöhnlich gut (siehe Foto). Wir glauben sie ist im Zucker-Himmel.
    Ein letztes Mal beten wir nach dem Essen hier im Njombe und bedanken uns, mit unseren selbstgemachten Schlüsselanhängern, bei den Sisters für ihre große Gastfreundschaft und Freundlichkeit, woraufhin sie begegnen, dass wir immer willkommen sind, falls wir nochmal zurück nach Tansania kommen.
    Wir verabschieden uns von Dominik, der natürlich auch nicht ohne Escort-Team nach Hause gehen darf und gehen schnell ins Bettchen, denn morgen geht es um 4:00 raus aus den Federn und rein in den Bus nach Dar Es Salaam.

    Eingekuschelt sagen wir uns gegenseitig" Usiku mwema, lala salama"
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