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  • Punktstrandung

    December 8, 2019 in Thailand ⋅ ☀️ 22 °C

    Ein kleiner sonntäglicher Lagebericht. Kein Reisebericht, gereist wird grad nicht. Mein Fahrrad hat Knie.

    Zudem ein sehr gutes Gespür für Timing, es hat mit dem Geknirsche ganz kurz vor den Toren von Chiang Mai angefangen. Ich bin echt ein Glückskind.

    Habe einen sehr netten und kompetenten Schrauber gefunden, mit drei schnurrenden AssistentInnen. Triple Cats Cycle. Reiseradspezialist. Hatte ich erwähnt, dass ich ein Glückskind bin?

    Vermutlich ist ein neues Tretlager fällig.

    Hier ein bisschen länger zu bleiben war sowieso der Plan. Ein paar Kurse machen - Thai kochen lernen, Elefanten hinter den Ohren kraulen... ich hoffe, ich habe nach gründlicher Recherche ein Elefantenprojekt gefunden, das sich wirklich um die Tiere sorgt und kein Touristenfake ist.

    Vielleicht brauchte das Fahrrad auch Erholung von den Bergetappen der letzten Tage. Habe die Hauptstraßen verlassen und bin durch die Naturschutzgebiete gefahren. Und geschoben. Heftige Rampen, das Vorderrad stieg hoch. Und die lustigen Thailänder stellen lauter gelbe Warnschilder in den Dschungel, auf denen die Steigung immer (!) mit 8 Prozent angegeben ist. Vielleicht, wenn man die Acht flachlegt...

    Es gibt ja kaum etwas Schöneres als diese letztes Meter vor der Kuppe. Und natürlich das Runterrauschen. Am besten nicht zu steil, so dass man gut rollen lassen kann, die Luft frisch, und die Sonne malt Sprenkel durchs Blätterdach auf den Asphalt.

    Aber jetzt: Chiang Mai, zeitweise Radlos. Bisschen busy hier, offenbar bin ich Landei geworden. Thai-Land-Ei.

    Ich bin zur illegalen Untermiete in einer Appartementanlage untergekommen. Alles richtig posh (zumindest nimmt man keinen armen Leuten den Wohnraum weg). Ein Pool so groß, dass er auf kein Foto passt. Ein Gym. Und: eine Waschmaschine! Manches Glück erkennt man erst, wenn man‘s ne Weile nicht hatte.

    Habe mich für 14 Tage einquartiert. Wenn es schnell geht mit dem Ersatzteil, mache ich von hier aus paar Spritztouren ohne Gepäck in die Berge. Kann man das auch mit dem Rad sagen, Spritztour? Joyrides halt.

    Ansonsten habe ich viel Zeit, zum Beispiel um neue Badebekleidung zu finden, die nicht gleich Dreiviertel meines Körpers bedeckt, aber trotzdem einen Großteil meiner Brüste. Die Thailänderinnen neigen da offenbar zum Extrem. Kleine Tücken des Travellerinnenalltags.

    Vielleicht einfacher in den Reisehochburgen im Süden. Aber jeder Kohleintopf am Straßenrand auf den Dörfern hier, von der Lanna-Oma mit Liebe gekocht, macht es mir wett. Solange man nicht gerade die Portion erwischt, in der das Rüsselchen schwimmt.

    Und all die kleinen Kuriositäten, wie die Thai-Jungs auf dem Moped in Bayer Leverkusen Trikots. Letztens getoppt von einem Shirt mit Werbung von Heckler & Koch. Dürfte in Deutschland noch größerer Ladenhüter sein als Erstgenannte.

    An Tempeln habe ich mich grad ein bisschen sattgeguckt, aber an Menschen, Märkten und Nudelsuppe kann man sich nie überfressen.

    Der weitere Plan: Nachtzug nach Bangkok, doch ein paar Tage in die Mega-City. Und dann nochmal drei Wochen ‚Urlaub von der Reise‘ über den Jahreswechsel, ein bisschen Ayurveda, Leib und Seele pampern.

    Wer jetzt mitgerechnet hat: geschlagene sechs Wochen nicht mit meinem Velotraum auf Tour. Weiß gar nicht, ob ich das aushalte. Werde sicher nochmal berichten, bevor ich zur Kur das Handy beiseite lege.

    Kommt gut durch die Vorweihnachtszeit und stresst Euch nicht!
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