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  • Day 51

    Von Seeadlern und Südafrikanern...

    November 1, 2018 in Malawi ⋅ ☀️ 30 °C

    „If I can take beer, I will join you guys ey” sagt Franky und packt eine Kühlbox voll mit Bier und Cider.
    Der durchgeknallte südafrikanische Besitzer der Monkey Bay Beach Lodge, Felix und ich wollen heute Seeadler füttern, die hier am Malawisee sehr verbreitet sind.
    Als Franky aus seiner Küche Fische zum Füttern mitnehmen will meint Jay, sein malawischer Kumpel, dass wir keine brauchen, weil wir auf dem See Fische direkt von einem Fischerboot kaufen können.

    Alles klar. Bei voll aufgedrehter Musik und offenem Fenster düsen wir zu dem Strand, an dem Jay aufgewachsen ist. Er verkauft uns den Trip sehr verlockend: in 15 Minuten Bootsfahrt werden wir an eine kleine Insel kommen, auf der die Seeadler wohnen. Auf dem Weg dahin werden wir einem der vielen Einbaum-Fischer ein paar Fischchen abkaufen, welche wir dann aufs Wasser werfen und zack werden die Adler im Sturzflug angeschossen kommen, direkt neben unser Boot, und werden sich das Futter mit ihren superscharfen Krallen im Flug aufgabeln.
    Hört sich extrem spektakulär an.

    Schnitt.
    Eine Stunde und ein paar Bier später.
    Wir sitzen in einem wackeligen Fiberglas-Boot, das an allen Ecken und Kanten eingebrochen ist.
    Einen Motor gibt es nicht. Dafür ein Holzpaddel, das nach 2 Minuten kaputt ging.
    Zum Glück haben wir Bier mitgebracht. Erstmal anstoßen und die Hoffnung nicht verlieren. Wer braucht schon einen Motor, wenn man starke Jungs an Bord hat? Felix und Franky springen raus, halten sich am Hinterteil des Bootes fest und paddeln was das Zeug hält mit den Beinen. Jay sitzt vorne und steuert mit dem verbliebenen Paddelteil die Richtung. Ich sitze als einzige gemütlich auf der zerbrochenen Sitzbank und fühle mich wie eine Prinzessin.
    Wären da nicht die Glasfasern, die sich bei jedem Wackler unter die Haut an meinem Hintern schieben.
    Auf diese Weise tuckern wir schleppend langsam gegen die Wellen in Richtung Adlerinsel. Als wir dort angelangen (Franky flucht „Fuck me! Jay, you said 15 fuckin minutes ey. I thought I am gonna chill in the fuckin boat, having beers. Now I am the fuckin’ engine ey!”) fliegen die 2 Adler gemütlich an uns vorbei, würdigen uns keines Blickes. Logisch! Wir haben ja auch keinen Fisch.
    Weit und breit sehen wir kein einziges Fischerboot. Franky, mittlerweile sehr frustriert und gut angeheitert kann nicht fassen, dass Jay behauptete, es gäbe Massen an Fischer. „Man! I just could have taken fish from my fuckin’ kitchen ey!”
    Anstoßen.
    Jungs wieder ins Wasser, weiter geht die Reise. Wir arbeiten uns, langsam aber sicher, zur gegenüberliegenden Bucht vor. Dort sitzen die Adler gerade und lachen sich vermutlich ins Fäustchen.
    Als wir dort ankommen fällt uns ein: Wir haben immer noch keinen Fisch.
    Anstoßen.
    Jay springt vom Boot auf die Felsen und verspricht uns in ein paar Minuten mit Fisch und einem neuen Paddel zurück zu sein.
    Anstoßen.
    Als er nach einer Dreiviertel Stunde immer noch nicht da ist, gibt Franky die Hoffnung auf: „Fuck this! I’m not gonna wait a single fuckin minute more! I am burning here and we will not feed any fuckin fisheagle today ey! Let’s leave!”
    Mittlerweile schon ziemlich betrunken (Franky ist bereits mehrere Male mit Tshirt, Hut und Brille rückwärts aus dem Boot gefallen) machen wir uns auf den Weg zurück. Da kommt Jay angerannt. Mit Fisch und mit Paddel. Unfassbar!
    Anstoßen.
    Also Jason wieder ins Boot rein und wieder zurück zu der Insel, wo die Adler mittlerweile sind.
    Keuchend paddeln die Jungs als „back engine“ hinten am Boot. Franky hasst unseren Seeadler-Trip so richtig und flucht nur noch (mit der Anzahl der Biere steigt auch die „fuckin“-Anzahl in seinen Sätzen).
    Als wir endlich (MIT Fisch!) bei der Insel ankommen, ruft Jay in erstaunlich echt klingenden Adlerlauten nach den Vögeln.
    Und tatsächlich: Sie kommen herbei geflogen! Jetzt nur noch den Fisch rauswerfen und dann wird das Spektakel passieren!
    Wir sind ganz aufgeregt, die Adler sind echt groß und wirken fast schon majestätisch. Anmutig segeln sie in unsere Richtung. Wir werfen also den besten Fisch raus uuuund....
    .... die Adler interessiert das gar nicht und sie fliegen über uns drüber Richtung Land. Ganz weit weg.
    „They are full! Not hungry!” vermutet Jason und lacht dabei.
    Franky, völlig frustriert, dass er diesen Nachmittag als „back engine“ schuften musste, anstatt gemütlich Bier in seiner Beach Lodge zu trinken, meint dazu kopfschüttelnd „Fuck me! I’ve got fuckin fiberglas all over my body ey! Jay, never tell me ever again this is the best fuckin boat on your fuckin beach ey!”

    Seine Frustration scheint jedoch schnell zu verfliegen, denn als wir im Anschluss mit seinem Auto bei voller Lautstärke zum Cape Maclear fahren, singt er lauthals mit, lacht und shakert mit Jay, als hätte er direkt vergessen, dass er ihn vorhin am laufenden Band verflucht hat.

    Das Cape Maclear ist eine wunderschöne Bucht, an der wir heute den Sonnenuntergang anschauen wollen. Zufälligerweise treffen wir dort auf Luise und Krissi, die wir vom Studium kennen und die auch gerade ein Sabbatjahr machen.
    Wie klein die Welt doch ist.
    Franky ist mittlerweile so betrunken, dass es ihn in seiner Badehose friert. Seine Kleider sind alle nass, da er ständig voll bekleidet rückwärts vom Boot gefallen ist.
    Als ich ihm sage, dass mir richtig warm ist, bettelt er mich um mein Kleidchen an und feiert es richtig, als ich es ihm wirklich gebe. Wild tanzend und posierend präsentiert er sein neues Kleidungsstück.
    Von einer Sekunde auf die Andere entscheidet er: wir müssen los. Er müsse heim, habe ja schließlich eine Lodge zu leiten.
    Als wir zum Auto gehen, drückt er Felix die Schlüssel in die Hand. „Man! You drive ey! I am fuckin nightblind ey!” Dass er zusätzlich noch besoffen ist, scheint kein Problem zu sein.
    Kurz bevor wir in seiner Lodge ankommen, weist er Felix an, links abzubiegen. Was passiert denn nun noch? Plötzlich stehen wir inmitten eines Openair „Clubs“ und tanzen wie die Verrückten. 3 muzungus und ein Einheimischer. Ansonsten ist die Tanzfläche leer. Als Franky erneut einfällt, dass er eine Lodge zu managen hat, will er urplötzlich ganz schnell heim. Also alle ins Auto und ab zur Monkey Bay Beach Lodge.
    Dort angekommen, dreht Manager Franky zuerst mal richtig laut klassische Musik auf, schnappt sich einen seiner Gäste (eine ältere Italienerin) und tanzt mit ihr leidenschaftlich mitträllernd so etwas wie einen Wiener Walzer.

    Unglaublich. So ein verrückter Mensch.

    Ob das wohl ein Vorgeschmack für unseren Südafrika-Trip war?
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