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  • Day 69

    Moremi Nationalpark 2

    November 19, 2018 in Botswana ⋅ ☀️ 37 °C

    Ziemlich verkatert und völlig übermüdet hängen wir nach unserem nächtlichen Luxus-Zelt-Abenteuer den ganzen Tag nur am Campingplatz „Third Bridge“ herum.
    Wir sind im Moremi Nationalpark mitten im Okavango-Delta, eines der größten Flussdeltas der Welt. Fun-Fact: Der Okavango ist der einzige Fluss, der nicht ins Meer mündet, sondern in den Salzpfannen Botswanas versickert.

    Erst am Abend schaffen wir es nochmal auf Pirschfahrt zu gehen.
    Wir fahren im Schritttempo durch diese wilde und einsame Region, durchqueren lange windige Landstriche mit gelbem Gras und verblichenem Dornbusch bis wir an das Ende einer kleinen Halbinsel im Delta gelangen. Dort treffen wir zwar nicht auf die erhofften Geparde, dafür aber auf ein paar Jungs, die an diesem super abgeschiedenen Ort zelten, um tagsüber Touris auf Booten durch das Okavango-Delta zu schippern.

    Die Sonne ist gerade am untergehen und wir denken uns noch, wie schön so eine Bootsfahrt doch gewesen wäre. Da bietet uns der Tybbi doch im Ernst an, dass er noch einen Sunset-River-Cruise mit uns machen kann. Bedingung: wir müssen JETZT direkt los und wir müssen danach bei ihnen schlafen, weil wir bei Dunkelheit nicht mehr zurück zum Camp fahren dürfen.
    Wir schauen uns kurz an und es ist sofort klar: Das machen wir! Spontan wird’s meistens am besten. Und außerdem kribbelt da so ein wundervolles Abenteuergefühl. Wild campen mitten in einem Nationalpark.

    Zwei Minuten später sitzen wir auf seinem Boot und er fetzt so schnell durch die engen Windungen des Flusses, dass wir überzeugt sind: Diese Tour geht normalerweise eher 3 Stunden als 45 Minuten wie bei uns.

    Auf der High-Speed Tour schießt der Adrenalinspiegel in die Höhe, weil man nie weiß, ob das Boot es um die Kurven schafft oder ob nach der nächsten Kurve ein Hippo hockt, gegen das wir dann mit vollem karacho rammen würden. Einem Hippo kommen wir dann wohl wirklich zu nahe. Es verfolgt unser Boot (abartig wie schnell diese Fettklöpse schwimmen können) und macht immer wieder Drohgebärden. Wir wären nicht das erste Boot, dass von einem Hippo umgekippt wurde.

    Als der Fahrer den Motor ausschaltet, legt sich eine wundervolle Stille über unser Boot und wir genießen die wie ein Aquarell gemalte Himmelsstimmung, die sich so zauberhaft im glatten Wasser spiegelt.

    Wieder zurück am Lager der Bootsjungs, werden wir mit einem ordentlichen Lagerfeuer empfangen. „That’s what we do here every night: watching bush television.” Wir verbringen den restlichen Abend mit den Jungs ums Lagerfeuer und tauschen uns über unsere Kulturen aus.
    Sedudu erzählt uns viel über das Leben seines Volkes, der San, die ursprünglich aus der Kalahari stammen. Sie sprechen eine Klicklaut-Sprache, die sich unfassbar lustig und gleichzeitig unmöglich auszusprechen anhört. Felix ist ganz gut im Klicken, was die Jungs richtig abfeiern. „You’re my African brother!”
    Er staunt darüber, dass es bei uns in Deutschland keine Buschmänner gibt.
    Wir staunen darüber, dass er und seine Familie als Jäger und Sammler leben, das Fleisch im tiereigenen Blut abkochen und die gesamte Familie in einer kleinen Lehmhütte (übrigens aus Termitenhügelmaterial) wohnt: ein kreisrunder Raum, in dem gekocht, gegessen und geschlafen wird. Auf meine Frage, ob sie auf Matratzen schlafen lacht er sich kaputt. „I would rather sleep on the floor than on a mattress. Usually we sleep on the animal skin.”

    Leider kann Felix an diesem so passenden Moment nicht mit seiner Lederhose prahlen, da vor ein paar Tagen die komplette Schrittnaht gerissen ist. Da er seine Badehose verloren hat, und seit Sansibar in seiner normalen kurzen Stoff-Hose badet (die lustigerweise etwas durchsichtig wird, wenn sie nass ist), bleibt ihm genau noch eine kurze Hose. Aber das ist kein Problem für den Minimalist Härter, nach dessen Aussage man easy ein Jahr mit zwei Boxershorts reisen kann.

    Auch in dieser Hinsicht ist Felix ein „African Brother“, nicht unbedingt wegen der Boxershorts, sondern eher wegen der minimalistischen Grundeinstellung:

    Man braucht eigentlich nicht viel, um glücklich zu sein.

    So sitzen wir auf unseren Campingstühlen um das Lagerfeuer, knabbern Erdnüsse und geben uns ganz der Stille dieses magischen Ortes hin, die nur hin und wieder vom Lachen der Hyänen, Grunzen der Flusspferde oder Gebrüll der Löwen unterbrochen wird.
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