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  • Day 136

    Bienvenidos a Bogotá

    January 25, 2019 in Colombia ⋅ 🌧 18 °C

    „Bailo desde infancia“ - verkündet der kleine alte Mann stolz, lächelt ein lückenhaftes Lächeln und bewegt sich rhythmisch zur Salsamusik, die aus seinem Radio trällert.
    Er fährt uns in seinem Uber-Taxi durch Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens und erzählt uns, dass nicht nur er seit Kindheit tanzt, sondern quasi alle „rolos“, wie sich die Einwohner Bogotás selbst nennen. Sollte die Polizei uns anhalten, seien wir „amigos“, sagt er. Uber ist in Bogotá illegal.

    Nach einem 20 stündigen Aufenthalt in Istanbul, bei dem wir unerwarteter- und erfreulicherweise von Turkish Airlines ein Hotel inklusive Essensbuffet spendiert bekamen und kalte europäische Luft schnuppern konnten, sind wir nun in Kolumbien angekommen.

    Wir schlendern durch die Straßen des hippen Viertels La Candelaria und bestaunen die fantasievollen, farbintensiven Graffitys, die den Stadtteil unglaublich lebendig und quirlig erscheinen lassen. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
    Was mich jedoch noch mehr erfreut, ist, dass aus jedem dritten Fenster ein Sound herausschwingt, der meine Hüften entzückt zucken lässt. Endlich ist es soweit! Nach über vier Monaten Salsaentzug spüre ich ganz deutlich, dass ich die kommende Zeit wieder voll auf meine Kosten komme.

    Als wir von Südafrika weggeflogen sind, war ich ein wenig wehmütig, da ich gerne noch länger die afrikanischen Länder bereist hätte.
    Jetzt, wo ich in Bogotá bin, freue ich mich extrem über den Kontinentswechsel. Alle reden spanisch, überall hört man Musik auf den Straßen und kulinarisch hat uns das Land auch sofort überzeugt.
    Unsere erste bombastische Essenserfahrung, eine Geschmacksexplosion in einer so abgefahrenen Location, dass sie kaum in Worte zu fassen ist, haben wir im „Andres del Carne“.
    Ursprünglich ein kleines Fleischlokal, ist es Jahr für Jahr gewachsen und hat mittlerweile über 2.000 Sitzplätze. Diese abartige Dimension bekommt man jedoch überhaupt nicht mit, da die Sitzgelegenheiten so verstreut versteckt verwinkelt in den mit bunten Lichtern, blinkenden Schildern, bemalten Puppen, Flaschen, Telefonen, Schuhen und vielem anderen behangenen Gängen und Räumen und Etagen angeordnet sind, dass man völlig den Überblick und die Orientierung verliert. Nicht nur räumlich, sondern auch mit der 40-seitigen kunterbunt illustrierten Speisekarte benötigt man die Hilfe der völlig verrückt gekleideten Bedienungen. Als wäre die Reizüberflutung nicht schon eingetreten, laufen auch noch ständig kleine Bands durch die Gänge oder verkleidete Elfe mit Riesenhintern wuscheln einen über den Kopf und wenn man sich gerade wieder seinem Essen zuwendet, löst eine in traditionelle Tracht gekleidete Frau eine Konfettikanone direkt neben deinem Ohr.
    Es ist ein Spektakel für alle Sinne.
    Da wir völlig überfordert sind, bestellen wir einfach die Empfehlung unserer Bedienung Anna-Maria: Patacones con queso y hogao (mit Käse überbackene Kochbananenrösti und Tomatensoße) und Arepa de Chócolo con queso (mit Käse gefüllter Maisfladen).
    Diese landestypischen Gerichte schmecken hervorragend und machen richtig Vorfreude auf mehr.

    Bogotá ist eine gigantische Stadt. Das Ausmaß wird uns erst so richtig bewusst, als wir vom Berg „Cerro de Monserrate“ aus auf die Stadt hinabblicken. Häuser wohin das Auge reicht. Es sieht faszinierend aus, wie diese Stadt 2600m über dem Meeresspiegel auf einem Plateau liegt (es ist die dritthöchste Hauptstadt weltweit) und von den Anden umringt wird.
    Die Kirche auf dem Gipfel des Monserrate liegt auf 3150m Höhe. Eigentlich hatten wir vor, die 1500 Treppenstufen zur Kirche hoch zu gehen. Da uns hier oben jedoch schon die zehn Stufen zum Eingang der Kirche aus der Puste bringen, sind wir ganz froh, dass der Treppenweg gesperrt war und wir mit der Drahtseilbahn hochfahren mussten.

    Offensichtlich sind wir die Höhe nach so vielen Wochen auf „Sealevel“ nicht mehr gewöhnt.
    Oder wir werden halt doch einfach alt. Vor allem Felix ;)

    Wir beobachten, wie die Sonne über Bogotá untergeht und die Stadt langsam aber sicher in klitzernd flackernden Lichtern aufgeht.

    Was für ein wundervoller Einstieg in diesen zweiten Abschnitt unseres Endless Summers.
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