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  • Day 168

    Die Karibikperle Cartagena de Indias

    February 26, 2019 in Colombia ⋅ 🌙 24 °C

    Man sagt, Cartagena de Indias sei die unangefochtene Königin der Karibikküste. Als wir gemächlich durch die mit Kopfstein gepflasterten Gassen der Stadt schlendern, bekommen wir wirklich schnell ein königliches Gefühl. Romantisch hängen hier die farbenfrohen Bougainvillen von den bunten Balkonen (es gibt sogar jedes Jahr einen Wettbewerb um den schönsten Balkon der Altstadt) und von überall her hört man das Hufgeklapper edler Pferdekutschen.
    Cartagenas Altstadt ist eine UNESCO Welterbestätte. Wir laufen an massiven Kirchen und Klöstern vorbei, kreuzen imposante Plazas, sehen herrschaftliche Paläste und majestätische Herrenhäuser. Die
    romantisch-sinnliche Atmosphäre der Stadt wird lediglich von den Massen an Touristen gestört, die hier in Schwärmen durch die Gassen strömen. Die Einheimischen haben sich die kreativsten Arten einfallen lassen, mit den Gringos Geld zu machen. Zum Beispiel, in dem sie sich in ihren traditionellen Kleidern fotografieren lassen oder rappend neben einem herlaufen und am Ende um eine Gage für ihre kleine Show bitten. Auch für Felix und mich rappen die Straßen-HipHopper um die Wette, was Felix mit unserer Spiegelreflexkamera filmt. Als die Jungs das Video sehen, flippen sie fast aus, da es wirklich aussieht wie ein professioneller Videoclip. Vor lauter Bitteverlinktunsaufinstagram und damitwirwerdenwirberühmt vergessen sie total ihre Gage einzufordern. Weil wir aber so begeistert von ihrer Darbietung sind, geben wir ihnen trotzdem einen wohlverdienten Obulus.

    Kulinarisches Highlight ist hier das Mittagessen in „La Cevecheria“, wo wir superleckeres frisches Ceviche futtern. Aber auch das Essen an den Straßenständen schmeckt überragend, so zum Beispiel die arepas con queso, Maisfladen die mit viel Käse gefüllt und gebraten werden. Es macht einfach so viel Spaß, sich mampfend das bunte Treiben auf den bunten Straßen anzuschauen. Händler schieben Wagenladungen von Mangos, Kokosnüssen und Bananen durch die Gegend. Reggaeton dröhnt aus allen Richtungen. Türen und Fenster der Wohnungen stehen offen und deren Besitzer sitzen auf der Türschwelle und gucken oder halten ein Schwätzchen. Das ganze Leben spielt sich draußen ab. Wir lassen uns voll und ganz vom karibischen Rhythmus mitreißen. Da ich meine Dosis Salsa brauche, überrede ich Felix, ins Cafe Havana zu gehen. Diese abgerockte Kneipe ist eine Institution in Cartagena und alles darin erinnert an Cuba.
    Vor allem die feurige Sängerin der kubanischen Live Band.
    Als wir am nächsten Morgen an Café Havanna vorbeischlendern, sitzt ein zahnloser Opi davor und verkauft in aller karibischer Seelenruhe riesige Wassermelonenschnitze. Ein Bild für Götter. Ich bin absolut von der Farbenpracht dieser Stadt verzaubert und bekomme gar nicht genug von den knallbunten Balkonen, den verträumtem Innenhöfen und den fotogenen Türen, eine schöner als die andere.

    Bei der Free Walking Tour erfahren wir, dass der berühmte Kutschenplatz einst der größte Sklavenmarkt Südamerikas war - afrikanischen Sklaven wurden von hier nach Amerika verschifft. Heute werden auf dem „Plaza de los coches“ Süßigkeiten in allen denkbaren Farben und Formen verkauft. Abends wird der Platz von feurigen Salsaklängen erfüllt, die Bars verfrachten ihre Plastikbestuhlung nach draußen, wo Einheimische wie Touristen tummeln und die sanfte Abendbrise genießen.
    Wir tummeln selbstverständlich mit. Zusammen mit Manfred und Marcel, die zufällig auch gerade durch Kolumbien reisen, sitzen wir im Donde Raúl, besser gesagt vor dem Donde Raúl, natürlich auf Plastikstühlen und natürlich läuft Salsa. Was will
    man mehr? Ach ja. Einen Rum Cola.
    Wir bestellen vier Rum Cola und bekommen eine große Flasche Rum und eine kleine Flasche Cola. Ok. So macht man das hier also. Man will sich ja nicht beschweren, also machen wir es einfach den Locals nach und schwuppdiwupp sind wir beschwipst. Mit dem Rum im Kopf passt sich irgendwie automatisch auch die Hüfte dem Latinoflow an. Die ganze Nacht im Reggaetonclub durchtanzen? No problema ;)

    Zum Sonnenuntergang, wenn die Hitze des Tages schwindet, versammeln sich die Menschen allabendlich auf der historischen Festungsmauer, die die Altstadt umschließt und die so breit ist, dass man gemütlich darauf laufen kann.
    An unserem letzten Abend sitzen wir im Café del Mar, saugen nochmal eine ordentliche Brise karibisches Lebensgefühl ein und schauen der Sonne beim untergehen zu.
    Heute Nacht geht es im Nachtbus weiter an die panamesische Grenze, deshalb müssen wir uns leider schon von unseren lieb gewonnenen Freunden Manfred und Marcel und somit auch von der Karibikperle Cartagena verabschieden.
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