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  • Day 267

    TiMi auf Tioman 1

    June 5, 2019 in Malaysia ⋅ ☁️ 30 °C

    Eine kleine Insel im südchinesischen Meer. Zwei Herzhälften endlich wieder vereint. TiMi auf Tioman.

    Nachdem Nono die Rückreise nach Frankreich angetreten und Felix nach Nias geflogen ist, sind Michi und ich mit dem Bus einmal quer durch Malaysia gefahren. Sieben volle Stunden lang haben wir unsere Mitfahrer mit unserem Geplapper und Gelächter genervt. Es ging leider nicht anders, wir beide platzten fast vor Geschichten, Anekdoten und Abenteuern, die wir in den vergangenen zehn Monaten getrennt voneinander erlebt haben.
    Einen großen Teil hatten wir ja schon zu viert in Kuala Lumpur ausgetauscht. Jetzt jedoch kamen die unzensierten Versionen. Die Girls-unlimited-Edition. Mädchensachen. Frauengespräche. TiMi-Vertrautheiten.

    Wir quatschten und quatschten, als gäbe es keinen Morgen mehr. Sieben Stunden im Bus, eine Stunde am Hafen, zwei Stunden im Boot, eine Stunde hinten auf dem PickUp.

    Schnitt. Vier Tage später.
    Wir liegen am traumhaften Juara Beach auf der Insel Tioman und uns geht der Gesprächstoff immer noch nicht aus.

    Ich bin so dankbar und glücklich, dass ich meine Michi bei mir habe und wir die ganzen Abenteuer der vergangenen Monate zusammen verdauen können.

    Wir haben eine wundervolle Routine: Morning-Yoga mit Mady am Strand, Tea Tarik und Roti Canai oder Banana Pancake bei unserer Kochmama des Vertrauens, Sonne-Strand-Meer, Sunset-Yoga mit Mady, Duschen, Auberginen in Sojasoße oder Curry oder Mie Goreng wieder bei unserem Straßenlokal ums Eck, um dann recht früh in unser moskitonetzbehangenes Bettchen zu schlüpfen und zu lesen.

    Vermutlich kommen wir den anderen Gästen unseres Hostels „Beach Shack“ unnahbar vor, da wir stets alle Angebote und Einladungen zu Beachvolleyball, gemeinsamen Essen und co. dankend ablehnen. Gerade wir zwei. Sonst so gesellig und menscheninteressiert.
    Aber irgendwie sind wir beide gesättigt. Gesättigt von Geschichten, Small Talk, Informationsaustausch, Socializing, Eindrücken, Gefühlen. Keine Kapazität mehr aufzunehmen.
    Kein Platz in Kopf und Herz für Andere und Anderes.
    Wir suhlen uns in der TiMi-Blase und sind einfach nur saufroh, dass wir gerade im absolut gleichen Boot sitzen und uns gegenseitig voll und ganz verstehen.
    Außer einem Schnorcheltrip zu einer kleinen Insel verlassen wir den Juara Beach in den ganzen zehn Tagen kein einziges Mal.
    Ahja. Der Schnorcheltrip. Ein Highlight: Nicht nur weil es den kompletten Tag aus Eimern schüttet, sondern vor allem wegen den Massen an in Rettungswesten eingepackten Chinesen, die plums-plums-plums wie orangefarbene Pinguine nacheinander aus dem Boot fallen, um dann hilf- und bewegungslos mit Vollvisiertauchermasken auf der Oberfläche zu treiben. Ein Spektakel!
    Und trotz des schlechten Wetters sind wir absolut hin und weg von der Unterwasserwelt, die sich dort unten verbirgt. Korallenwälder und Fische in den unterschiedlichsten Größen, Formen und Farben. Und dann besucht uns sogar noch eine Schildkröte, die uns eine Dreiviertelstunde lang gemächlich durch ihr Revier führt und sich als richtiges Fotomodell entpuppt.
    Sie bleibt unsere ganz private Schildi, denn unsere orangenen Pinguinfreunde floaten lediglich im Umkreis von einem halben Meter um das Boot herum.
    Ein Schorcheltrip der ganz besonderen Art :)

    Die ersten Tage hängen wir dank den Geschichten, die wir uns gegenseitig erzählen, der Latinomusik, die wir hören und dem Coco Loco, den wir trinken emotional noch absolut in Latein-/ und Zentralamerika. Uns fällt es schwer, uns auf dieses neue Land einzulassen. Ein Land, in dem die Frauen von Kopf bis Fuß bekleidet baden. Ein Land, in dem kein Alkohol getrunken wird. Ein Land, in dem gerade Ramadan ist.

    Aber so stark in den vergangenen Monaten unser Reisehunger und unser Interesse an fremden Kulturen auch war - jetzt können wir gerade nichts neues mehr aufnehmen und machen einfach nur URLAUB.

    Das einzige kulturelle Spektakel, das wir miterleben, ist das Ende des Ramadans. Im ganzen Dorf bereiten die Mamis schon seit Tagen die leckersten Speisen vor und an diesem Zuckerfest steht die Gastfreundschaft an erster Stelle. Jeder darf überall mitessen und so kommen auch wir in den Geschmack dieser Leckereien.

    Der einzige Mensch, der es durch seine penetrant-sympathische Art schafft, in unsere TiMi-Blase einzudringen ist Sven. Durch sein oberbreites Schwäbisch bringt er ein gutes Stück Heimat in die Runde. Er selbst war jedoch schon seit Jahren nicht mehr in Deutschland. Er ist es dann auch, der uns an unserem letzten Abend zum Trinken verleitet und uns dazu bringt, nach zehn Tagen unseren kleinen süßen Strand doch noch ein einziges Mal zu verlassen - und zwar für die EINE Bar am anderen Strand, die tatsächlich Alkohol verkauft.

    Tja. So schnell ist man wieder in seiner alten Routine und weder Michi noch ich schaffen den Absprung, sodass wir am nächsten Morgen fast unseren Shuttle zum Hafen verpassen, wo Michi fix und fertig zwischen unseren Rucksäcken auf dem Boden verschwindet, während ich um die letzten Tickets aufs Festland kämpfe.

    Immer wieder erstaunlich, wie ein einziger Rausch das ganze Wohlgefühl von tagelangem Ausschlafen, Yogieren, gesundem Essen und Alkoholentzug in Luft auflösen kann.

    Manche Dinge ändern sich einfach nie :)

    Und so schnell uns die sieben Stunden auf der Herfahrt vorkamen, so quälend langsam vergehen sie jetzt auf dem Weg zurück nach Kuala Lumpur.

    Trotz des Hangover-Leidens freue ich mich unfassbar auf die Stadt, denn morgen treffe ich dort meine quirlige Evi und somit habe ich meine zwei blonden Herzstücke um mich herum.

    Ich bin so ein Glückskind!
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