Satellite
Show on map
  • Trämpen & Kautschsörfen

    July 7, 2018 in Mexico ⋅ ⛅ 31 °C

    Nachdem wir die letzten Tage der Woche überwiegend mit Entspannen, Essen und weiterem Inselerkunden zugebracht hatten, wurde es für uns am Freitag Zeit, die paradiesische Isla zu verlassen und unsere eigentliche Reise zu beginnen. Das erste Ziel: Valladolid, eine gemütliche Kleinstadt im Südosten Mexikos, welche wir uns vorgenommen hatten, per Anhalter zu erreichen. Von mehreren Quellen hatten wir gehört, dass dies besonders in der besagten Region und vor allem für uns Weiße ein Leichtes sein sollte, dementsprechend zuversichtlich gestimmt starteten wir also den Trip.
    Sowohl das Übersetzen zum Festland, als auch die Weiterfahrt im Sammeltaxi klappten reibungslos. Dann war es an der Zeit, die Rucksäcke abzusetzen und das selbstgemalte Schild in Kombination mit einem fröhlichen, unschuldigen Lächeln auszupacken.
    30 Minuten später und nach gefühlt hunderten uns freundlich zu-/belächelnden Mexikanern zweifelten wir dann allmählich die Idee, oder zumindest einmal den gewählten Standort ein bisschen an. Glücklicherweise hielt dann ein freundlicher Mexikaner, den man auch als „chilligen Dude“ beschreiben könnte und teilte uns mit, dass unser Standort wie erwartet suboptimal gewählt sei, dass er uns aber bis zur Ausfahrt Richtung Valladolid mitnehmen könne. Dankbar nahmen wir an.
    Damit der Nervenkitzel nicht zu kurz kommt: Beim Verlassen des Stadtzentrums wurden wir von einer Polizeikontrolle angehalten, die auch prompt unsere Papiere verlangte, einen Blick in meinen Rucksack warf und uns befragte, ob wir Drogen mit uns führen würden. Nach mehrfachem Nachfragen gaben sie sich dann mit einem Nein zufrieden und wir erfuhren bei der Weiterfahrt von unseren Dude, dass die Polizei vor Ort wohl selbst die größten Koksnasen seien und sich auf diese Weise entweder einen kleinen Zustupf zum Gehalt verdienen oder gratis Zugang zu Drogen verschaffen.

    Mit diesem neuerrungenen Wissen und einer zusätzlichen Prise Vorsicht im Gepäck wurden wir dann vom Dude an einer Tankstelle abgesetzt und machten uns erneut auf die Suche nach Leuten auf dem Weg nach Valladolid. Erstaunlicherweise verbrachten wir die nächsten eineinhalb Stunden mit verzweifeltem Warten und Frust. Beides wurde nur durch das Gespräch mit einem mexikanischen Tramper aufgelockert, der auf dem gleichen Weg wie wir war und die ganze Sache mit deutlich mehr Humor nahm. Ob es nun an mangelndem Vertrauen der Mexikaner oder wirklich nur unglücklichen Umständen lag, bleibt unklar.
    Jedenfalls hielt nach besagter Zeit ein zunächst wortkarger Typ an, der uns mit einem „GO“ aufforderte, einzusteigen. Im Laufe der Fahrt stellte sich Hugo jedoch als ein herzlicher, fröhlicher, teilweise lauter, herzensguter Ex-Alkoholiker heraus, der auf dem Weg nach Valladolid war, um dort seiner Freundin ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen. Trotz gebrochenem Englisch bestand er darauf, nicht Spanisch mit uns zu reden und so unterhielten wir uns mal besser, mal etwas holpriger mit ihm über Gott und die Welt. Die erste Trampen-Erfahrung ist für uns also mit gemischten Gefühlen verbunden, wird aber zunächst sicher nicht die Letzte sein!

    In Valladolid angekommen liefen wir dann noch 10 Minuten zu Fuß, bis wir unsere Unterkunft für die Nächsten Tage erreicht hatten: eine 3er-WG, die wir zwei Tage zuvor auf Couchsurfing gefunden hatten. Auf der Terrasse des Hauses wurden wir von Lina, Nico, Cecilia und ihren 5 Hunden begrüßt. Die Drei leben in einer Hippie-artigen Wohngemeinschaft und vertreiben sich die Zeit mit dem Anfertigen von Schmuck und dem Pflegen der von der Straße aufgelesenen Hunde. Besonders Letztere schlossen wir direkt in unser Herz und somit oft ins unsere Arme.
    Zur Begrüßung wurde uns außerdem aufgrund von Geschirrmangel Bier aus Joghurtbechern und Tassen serviert. Hmm lecker lecker.
    Gemeinsam mit einem weiteren mexikanischen Couchsurfer dürfen wir in der WG im Wohnzimmer in Hängematten schlafen, was noch etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber vor allem auch aufgrund unserer Müdigkeit keine allzu große Herausforderung darstellte.

    Jan
    Read more