Südamerika 2018

luglio 2018 – gennaio 2019
  • Jan-Philip Knirsch
Conny und ich bereisen Mittel- und Südamerika und nehmen dabei so viel wie möglich mit! Die bisherigen Ziele: Mexiko, Guatemala, Kolumbien, Ecuador.
Anschließend geht’s für mich alleine weiter, streckenweise begleitet von Mama, Papa und Brigitte. ☀️
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  • Jan-Philip Knirsch

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  • "Endlich" wieder unterwegs!

    25 ottobre 2018, Cile ⋅ ⛅ 14 °C

    Hier ein kleines Update: mir geht es gut! ☺️
    Ich bin wohlbehalten in Chile angekommen und habe mich schon gut eingelebt. Demnächst werde ich noch einen etwas ausführlicheren Beitrag über meine Zeit in Bolivien und über meine bisherigen Erfahrungen in meiner temporären Heimat Santiago de Chile schreiben, jetzt bin ich aber erstmal wieder auf Reisen! :P
    Gemeinsam mit Papa & Brigitte (die beiden besuchen mich gerade für ein paar Wochen) bereisen wir Patagonien, die südlichste Region Südamerikas. Wer uns mental begleiten möchte, darf das gerne auf Papas Reise-Blog tun: https://findpenguins.com/6yxb4modiid2p/trip/5b9…

    Viel Spaß beim Lesen & Verfolgen und bis bald! 😊👋🏻
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  • Fahrt nach Santiago, irgendwo vor der chilenischen Grenze
    Schwimmbadbesuch mit den bolivianischen JungsHinter Gittern: der Blick von außen in das HogarMein bester bolivianischer Kumpel nach dem ein oder anderen Becher FernetDer erste Abend in Santiago 1 (Balkon)Der erste Abend in Santiago 2 (Dachterasse)

    Verschollen zwischen 7 Millionen

    14 novembre 2018, Cile ⋅ ⛅ 21 °C

    (28.09.) Wie im Fluge sind die letzten drei Wochen vergangen. So schnell und so prall gefüllt, dass ich nicht einmal zu einem Blogeintrag gekommen bin. Mittlerweile sitze ich im Bus, ungefähr auf halber Strecke nach Santiago de Chile (insgesamt sind es ca. 50 Stunden Fahrt), und lasse die Eindrücke der vergangenen Tage und Wochen auf mich wirken. Noch fällt es mir schwer, die Erlebnisse, Gedanken und Gefühle der Zeit in Santa Cruz in Worte zu fassen.
    Nachdem die ersten Tage von einem merkwürdigen Gefühl geprägt waren, das verursachte, dass ich mir unsicher war, ob meine Rückkehr nach Bolivien ein Traum war oder ob ich schlichtweg die letzten drei Jahr geträumt hatte und überhaupt nicht weggewesen war, fühlte ich mich bald wieder in meine altgewohnte Umgebung ein. So verbachte ich die Tage hauptsächlich in dem Kinderheim („Hogar“) aushelfend, in dem ich mein FSJ absolviert hatte und die restliche Zeit mit meinen alten Freunden und ein paar neuen Bekanntschaften.
    Gewohnt habe ich die Zeit über bei meinem guten Freund Javier, mit dem ich mir eine Matratze auf dem Boden seines 12qm-großen/kleinen Zimmers im Haus seines Onkels teilte.
    Gerne würde ich meinen Wochen in Santa Cruz näher beschreiben, doch so sehr ich es versuche, mir fallen nur klischeebehaftete Phrasen wie „irgendwie war alles anders, irgendwie aber auch alles gleich“ ein...

    Es fühlt sich komisch an, nun ein weiteres Mal auf dem Weg zu einem nächsten Lebensabschnitt zu sein, abermals in der Ungewissheit, wann ich zu meiner Zweit-Familie zurückkehren werde. Fest steht nur- und das weiß ich nach diesem Aufenthalt umso mehr – dass ich zurückkehren werde.

    …. Dies war der Blogeintrag, den ich vor knapp eineinhalb Monaten verfasst und dann nie veröffentlicht habe, mit dem Ziel, ihn irgendwann umfassend und der wunderbaren Zeit in Bolivien gerecht werdend fertigzuschreiben. Nun ist seitdem so viel Zeit vergangen, dass ich ihn eigentlich löschen sollte, aber ich wollte ihn euch dann doch nicht vorenthalten, gerade weil er meine Gedanken der langen Busfahrt auf eine Art widerspiegelt, die ich jetzt nicht mehr wiedergeben könnte.
    Letzteres liegt einerseits an der zeitlichen Distanz, die mich mittlerweile von der Zeit in Bolivien trennt aber auch von der emotionalen Distanz, die sich zwar nicht gewollt, aber doch allmählich durch mein ganz anderes Leben in Santiago eingestellt hat. Das soll nicht heißen, dass ich die Aussage des letzten Satzes meines veralteten Blogeintrages ändern würde! Aber meine schlagartig veränderten Lebensumstände hier lassen wenig Raum für Nostalgie.
    Aber was ist an Santiago so anders?
    1) Santiago ist nicht Südamerika. Santiago ist auch nicht Chile. Und Chile ist in großen Teilen auch nicht Südamerika. Was ist also Santiago?
    In den ersten Tagen und vielleicht sogar Wochen hätte meine Antwort darauf wohl gelautet: „eine charmelose, austauschbare, anonyme, unsympathische Billig-Kopie einer amerikanisch-europäischen Großstadt“. Dies lag wohl vor allem an den wunderbaren Erfahrungen meiner Reise und der Erwartung, eine typische Latino-Stadt zu finden und der dadurch vorprogrammierten Enttäuschung bei der Ankunft in Santiago. Vielleicht sollte ich ein bisschen meine Erwartungen ausführen, sodass meine erste Antwort auf die Frage „Was ist Santiago?“ verständlicher wird… So unterschiedlich die Länder, die ich bisher in Südamerika besucht hatte, hinsichtlich ihrer Landschaften, Kulturen und Leute auch gewesen sein mögen, so hatten doch alle ein distinktes, ähnliches Flair. Ich rede hier bewusst von einer subjektiven Erfahrung, jemand anderes mag dies anders erlebt haben, aber für mich hatte dieses Flair immer mit einer allgegenwärtigen Lebensfreude, Gastfreundlichkeit, Herzlichkeit und Positivität zu tun. Keines dieser Wörter würde ich gebrauchen, um den Durchschnitts-Chilenen (Ausnahmen ausgenommen!!), wie ich ihn bisher kennengelernt habe, zu beschreiben. Was ich in den ersten Tagen vorgefunden habe, war eine höfliche, distanzierte Freundlichkeit und eine Anonymität auf den Straßen, wie sie auch zB. in der Schweiz vorzufinden ist.
    Außerdem macht sich immer wieder ein gewisser Nationalstolz bemerkbar. Nun mangelt es in anderen Ländern Südamerikas keineswegs an Nationalstolz, ganz im Gegenteil: wo man auch hingeht, überall wird stolz die Landesflagge hochgehalten und die Heimat verteidigt. Allerdings geht es dabei in den seltensten Fällen um einen ausgrenzenden AfD-Nationalstolz, sondern vielmehr ein Gefühl von („Wir haben zwar nicht viel, doch wir stehen zusammen und sind stolz auf unser Land“). Der Stolz, den ich hier aber bisher vorgefunden habe, hat häufig einen arroganten Beigeschmack, der durch abfällige Kommentare über andere (ärmere) Länder und eine „Wir sind etwas Besseres“-Haltung entsteht.

    Nun soll man ja aber nicht alle Leute eines Landes gleichermaßen über einen Kamm scheren und eine der großen Lektionen des Reisens ist, dass die Bevölkerung und die Umstände eines Landes niemals in schwarz-weiß-Kategorien einzuordnen sind.

    Mein anfängliches Bild der 7-Millionen-Stadt war nämlich vor allem von meiner alltäglichen Umgebung geprägt. Das bedeutet, von meinem (doch recht wohlhabenden) Viertel, der Uni und ein paar touristischen Orten im Zentrum. Erst als ich eines Tages mehr oder weniger zufällig in ein mir bis dahin unbekanntes Stadtviertel gestolpert bin, wurde mir bewusst, dass Santiago wohl doch ein wenig mehr zu bieten hat als es meine beschränkte Wahrnehmung bis dato glauben mochte. Ich fand mich auf einem Markt wieder, wie ich ihn auch in Santa Cruz hätte vorfinden könnte und war plötzlich nicht mehr von Anzugträgern und Mode-Tussies umgeben, sondern von Menschen in abgetragenen, ungewaschenen Klamotten, außerdem von Müll in jeder Ecke und von zahlreichen vertrauten Gerüchen (nicht alle davon appetitlich, aber eben doch irgendwie von der Reise und dem Jahr in Bolivien vertraut). Einfach herrlich! Und so surreal es auch klingen mag, aber zum ersten Mal fühlte ich mich richtig wohl in Santiago.

    Im Laufe der letzten Wochen habe ich außerdem durch einige Gespräche mit Chilenen und Erfahrungsaustausche mit Ausländern sowie die gemeinsame Reise mit Papa & Brigitte (hier nochmal zum Nachlesen, wer will: https://findpenguins.com/juergen/trip/chile-pat…) mein Bild noch ein wenig mehr relativieren und umdenken können.
    Zum Beispiel weiß ich nun, bzw. habe nun ein besseres Verständnis davon, dass der hochnäsig wirkende Nationalstolz nicht von irgendwo herkommt: Immerhin ist Chile das wohlhabendste Land Südamerikas und gleichzeitig der Wirtschaftsmotor des Kontinents. Das macht sich vor allem in der guten Infrastruktur und den sauberen Straßen bemerkbar, die wenig mit allem, was ich bisher in Südamerika gesehen habe, zu tun haben. Hinzu kommt, dass sich das chilenische Volk vor nicht allzu langer Zeit (knapp 25 Jahre) mehr oder weniger aus eigenen Kräften aus der Militär-Diktatur General Pinochets befreit hat. So entwickle ich Stück für Stück ein breiteres Verständnis dafür, warum „die Chilenen“ so sind, wie sie sind und warum man trotz allem mit ihnen gut auskommen kann.

    2) Der zweite Grund für den Mangel an Raum für Nostalgie - neben der so anderen Umgebung - ist die Umstellung, was meine Lebensinhalte angeht: da spielt nämlich doch tatsächlich ganz unverhofft und plötzlich die Uni eine Rolle! Potz Blitz! Ich bin ja schließlich nicht zum Spaß in Chile, sondern um hier die Datenerhebung für meine Masterarbeit zu realisieren. Dabei geht es um die kulturspezifischen Unterschiede in der Wahrnehmung von psychischen Störungen und Psychotherapie zwischen Chile und der Schweiz. Das Ganze geht mal mehr, mal weniger schnell voran, da die Ethikkommission hier wahnsinnig langsam arbeitet, aber Ende dieser Woche winken sie das Projekt wohl durch und dann kann ich endlich mit der eigentlichen Teilnehmer-Rekrutierung durchstarten. Das heißt vor allem, auf dem Campus und in den Kursen Mail-Adressen sammeln, im Austausch gegen Schokoriegel! Bin mal gespannt, welche Erfahrungen mich da so erwarten 😊
    Leben „tu“ ich gemeinsam mit einem Chilenen, der sich gemeinsam mit einem Kumpel nach Abschluss ihres Jura-Studiums als Anwalt selbstständig gemacht hat, in einer hellen, geräumigen Wohnung mit hübschem Balkon im 5ten Stock und Blick auf viieel Grün. So verbringe ich die Tage 11.825,97 Kilometer von zu Hause entfernt (Luftlinie Fribourg-Santiago) gar nicht so anders als in der Heimat - mal auf dem Velo, mal in der Metro, in der Uni und der Bibliothek, mal in Parks und Museen, oder auch mal mit Netflix auf der Couch. Ganz normaler Wahnsinn.

    Es bleibt also zu sagen, dass Santiago und Chile weitaus mehr sind als amerikanisch-europäische Verhältnisse und arroganter Nationalstolz. Ob ich bis Ende meiner Zeit hier dann so ganz begriffen habe, was dieses Land wirklich ausmacht (vielleicht ist es ja die vielfältige Mischung aus all den genannten Dingen?), ist fragwürdig, aber ich bin gespannt auf die Überraschungen, die das vielseitige Land mir weiterhin zu bieten hat. Und dass die Stadt eines Tages zu meinem Lieblingsort wird, zweifle ich zwar stark an, aber immerhin lässt es sich hier mittlerweile ganz gut leben!

    Auf bald und sonnige Grüße aus dem sommerlichen Santiago!
    Jan

    Ps: Die Bilder sind Eindrücke aus meinem „Alltag“ hier, außerdem haben sich ein paar Bolivien-Bilder mithineinverirrt. Ich versuche, sie einzeln zu kommentieren, sofern ich sie noch zuordnen kann. Bilder von der Patagonien-Reise gibt’s auf Papas Blog 😊
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  • Camilo Catrillanca - vom Staat ermordet
    Selbstverteidigung ist keine GewaltMilitäraufgebot bei einer Demo von 300 LeutenEine Wache im PräsidentenpalastStadtpark-Idylle mit importierten Flamingos

    Neues aus dem Abwechslungsreich

    16 dicembre 2018, Cile ⋅ ☀️ 25 °C

    Meine lieben virtuellen Begleiter!
    Es ist mal wieder Zeit für einen Lagebericht. Meine Zeit in Chile neigt sich dem Ende zu und so versuche ich nun, eine Resümee der letzten Wochen zu ziehen.
    Objektiv steht da zu Buche:
    - Zwei Kurztrips nach Valparaíso (eine großartige Hafenstadt, in die ich mich ein klein wenig aufgrund ihres entspannten, lateinamerikanischen Flairs und ihres rustikalen, bunten, schmutzig-lauten Charmes verliebt habe)
    - Ganz ganz viel auf dem Uni-Campus verbrachte Zeit, in der ich versucht habe, die im Gras und auf den Bänken sitzenden Studenten mit Schokolade zum Ausfüllen meines Fragebogens zu bringen.
    - Zwei überlebte Erdbeben! 😊
    - Viele Gespräche, unter anderem mit dem Direktor eines internationalen Psychologie-Forschungs-Instituts sowie mit einer Psychologin des Ministeriums für Gesundheit aber auch mit ganz normalen Leuten über Psychotherapie und psychische Störungen in Chile, das chilenische Gesundheitssystem und ganz allgemein über dieses abwechslungsreiche Land.

    Die Folge: Ich werde immer vorsichtiger mit allgemeinen Aussagen über Chile. Und ein umfassendes, generelles Bild von Santiago, geschweige denn des ganzen Landes zu zeichnen, fällt mir immer schwerer. Viel zu vielseitig sind nicht nur die Landschaften sondern auch die Menschen, Gegenden und Einstellungen. Man könnte also meinen, die großen Unterschiede seien etwas, was das unfassbar langgezogene Land (siehe Bild) eint. Leider ist aber das Gegenteil der Fall: die Unterschiede werden vielerorts nicht zelebriert, sondern führen zu Auseinandersetzungen sowie Ab- und Ausgrenzungen. Rechts gegen Links, Stadt gegen Land, Schwarz gegen Weiß, Reich gegen Arm und Privat gegen Öffentlich (und jeweils umgekehrt) sind nur ein paar Beispiele des Kategoriendenkens, welches leider nicht selten vorkommt.

    Auf ein Beispiel für einen der vielen Konfliktherde möchte ich etwas detaillierter eingehen, da es insbesondere in den letzten Wochen in den Vordergrund gerückt ist und somit auch meine Zeit hier geprägt hat. Es ist der Konflikt um die indigenen Wurzeln des Landes: die Mapuche. Sie sind das einzige indigene Volk, dass sich gegen die Kolonialisierung der Spanier wehren konnte. Das bedeutet konkret: über 300 Jahre durchgehenden Widerstand und Krieg gegen die Eroberer. Dieser Kampfeswille ist etwas, das fest in der Identität der Mapuche verwurzelt ist und auch heute noch immer wieder zum Vorschein kommt. Denn der aktuelle Präsident Piñera versucht immer wieder, das Volk aus ihren seit Jahrhunderten bestehenden Territorien im Süden zu vertreiben. Dazu wendet er ein noch aus Diktatur-Zeiten vorhandenes „Anti-Terrorismus“-Gesetz an und schickt bis unter die Zähne bewaffnete Truppen (ähnlich des Dschungel-Kommandos in Kolumbien) in die Gebiete. Die Antwort der Mapuche ist logischerweise die gleiche, die sie schon immer kennen: bewaffnete Gegenwehr. So liefern sich die Fronten seit Jahren einen Kampf, der immer wieder auch unschuldige trifft. So haben zum Beispiel vor längerem eine Gruppe Mapuche-Kämpfer ein Familienhaus in Brand gesetzt, weil es wohl in ihrem Territorium stand und nicht von Mapuche bewohnt war. Das Militärkommando stand hingegen vor kurzem im Fokus, weil ein unschuldiger Mapuche-Angehöriger von einer Polizei-Kugel getötet wurde. Sein Tod und die schwammige Aufklärung der Polizei und der Regierung (normalerweise trägt das Militär immer Kameras auf den Helmen, um die Aktionen im Nachhinein auswerten zu können, gerade bei besagtem Vorfall waren aber zufällig ALLE Kameras aus oder kaputt…) lösten vor knapp einem Monat zahlreiche, mehrere Tage andauernde Proteste aus, die jeweils von einem unverhältnismäßigen Militäraufgebot gewaltsam aufgelöst wurden. Ein Mal habe ich mir eine der Demonstrationen angesehen: die Leute hörten sich friedlich verschiedene Ansprachen an, tanzten zu indigenen Rhythmen und skandierten Parolen auf Mapudungun (die Sprache der Mapuche), bis die Polizei eine Warnung abgab, man habe sich nun aufzulösen und dann 20 Sekunden (!!) später, als die Menge nicht sofort reagierte, mit Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken gegen die Demonstranten vorging, sodass die darauffolgenden „Asesino (Mörder)“-Rufe bald in panische Schreie übergingen. Dabei agierten sie so unspezifisch und weitgreifend, dass auch ich meinen sicher geglaubten Platz rennend verlassen musste, um vor der Wolke Tränengas und den willkürlich auf die Leute eindreschenden Männern in Grün zu fliehen. Bis dato hatte ich immer die Meinung vertreten, dass zu jeder Gewalt-Eskalation immer zwei Seiten gehören und die Dinge nie so einseitig sind, wie es die jeweiligen Fronten berichten. Diese Meinung musste ich nach dem Gesehenen leider verwerfen. Später tauchten dann im Internet nach und nach Bilder von brennenden Autos, eingeschlagenen Fensterscheiben und blutigen Szenen in der Innenstadt Santiagos auf. Seitdem findet man in jeder Straße den Namen und das Gesicht des ermordeten Mapuche „Camilo Catrillanca“ in Form von Graffitis und Plakaten. Häufig erinnern diese nur an den Verstorbenen und wollen ein Bewusstsein für die Polizeigewalt schaffen, oft finden sich darunter aber auch Aufrufe zu Gewalt und Gegenwehr.

    Mittlerweile hat sich die angespannte Stimmung gelegt, aber eine Sicht auf Besserung ist nicht wirklich vorhanden, solange beide Parteien auf Gewalt statt auf Diskussion und Kompromisse setzen.

    Trotz allem machen insbesondere die zahlreichen offenen, vorwärts- und linksdenkenden Studenten Hoffnung, die ich im Zuge meiner Datenerhebung kennenlernen durfte. In vielen Gesprächen hat sich dabei gezeigt, dass sich ein Großteil der jungen Generation aktiv für Werte wie Demokratie, Chancengleichheit und Feminismus einsetzt.

    Apropos Datenerhebung: Da war ja was! Ich habe mittlerweile meine angestrebte Anzahl an 120 ausgefüllten Fragebögen erreicht - juhu! Zu den Ergebnissen kann ich noch nichts sagen, da die Auswertung noch in ungewisser Zukunft liegt, aber eine spannende Tendenz, die ich aufgrund des Kommentars einer Bekannten festgestellt habe, möchte ich doch mit euch teilen. Und zwar geht es um das Wissen, das bezüglich psychischer Störungen und Psychotherapie (PT) besteht. Das verrückte: Ein großer Teil der Leute war zwar selbst schon in PT, oder hat zumindest enge Freunde oder Verwandte, die eine PT besuchen, hat aber null Ahnung, was eine psychische Störung ist. Das überrascht, da ja jemand, der bei uns in PT geht, zumindest mal sehr schwerwiegende psychische Probleme hat oder eben in den meisten Fällen an einer leichten bis schweren psychischen Störung leidet. Hier scheint dies nicht der Fall zu sein: Der Psychologe ist nämlich in vielen Fällen weniger ein behandelnder Therapeut, sondern vielmehr ein netter Gesprächspartner, zu dem man mit Problemen gehen kann, mit denen man nicht sein Umfeld stören möchte. So hat mir zum Beispiel besagte Bekannte erzählt, dass sie nach Abschluss der Schule unsicher war, welche Stadt der richtige Ort für ihre Studienwahl sei und daraufhin von vielen Freundinnen den Rat erhielt, mit der Thematik doch einen Psychologen aufzusuchen - aus unserer Sicht eine völlig überzogene Reaktion, aber hier wohl Alltag.
    Nun hoffe ich, dass sich dieser Unterschied auch in den Daten abzeichnet und bin gespannt, auf welche weiteren spannenden Entdeckungen ich dann noch stoße.

    Jetzt bleibt mir noch eine Woche, um meine Sachen zu packen und mich ausführlich von diesem verrückten, interessanten, speziellen Land zu verabschieden. Es wird wohl kein ganz so emotionaler Abschied wie der von Bolivien, aber vor allem aufgrund der in den letzten Wochen entstandenen Freundschaften und den intensiven Erfahrungen, fällt es mir doch ein bisschen schwer, diesen Ort, an dem ich mich schlussendlich zunehmend wohler gefühlt habe, zu verlassen.

    Aber: Für Nostalgie bleibt keine Zeit, denn das nächste Abenteuer steht bevor: Brasilien! Dort (genauer gesagt in Florianopolis) werde ich gemeinsam mit meinem langjährigen Kumpel Lucas, den ich noch in Schulzeiten kennengelernt habe und mittlerweile seit 3 Jahren nicht mehr gesehen habe, und seiner Familie Weihnachten feiern. Kurz vor Neujahr erwartet mich dann ein weiteres langersehntes Wiedertreffen … mit Mama! Allerdings noch nicht in Deutschland, sondern in Rio de Janeiro, wo wir zusammen Silvester verbringen werden und von wo aus wir dann gemeinsam den letzten Abschnitt meiner Südamerika-Reise antreten und gleichzeitig Mama einen Traum erfüllen: eine einmonatige Reise durch Brasilien inklusive Amazonas-Dschungeltour, Iguazu-Wasserfälle, zahlreicher Lagunen und ganz viel Sonne und Strand!

    Ich versuche dann, euch weiterhin auf diesem Wege über meine/unsere Erfahrungen auf dem Laufenden zu halten!

    Auf bald und heiße Grüße aus dem schweißtreibenden Santiago!
    Jan
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  • Floripa --> Rio

    29 dicembre 2018, Brasile ⋅ ⛅ 30 °C

    Nachdem ich die letzten Tage vor allem am Strand, im Bett und mit Essen verbracht habe, bin ich nun auf dem Weg nach Rio! ☀️
    In Floripa hatte ich eine wunderbare, herrlich entspannte Zeit mit meiner brasilianischen Familie und vielen neuen Freunden und jetzt freue ich mich auf neue Abenteuer im Rest von Brasilien mit Mama! 😊Leggi altro

  • Geschafft! (In jeder Hinsicht)

    30 dicembre 2018, Brasile ⋅ ☀️ 30 °C

    Nach einem langen Reise mit Zug & Flug (14 Stunden) für Mama und einer langen Busreise (20 Stunden) für mich, gab es endlich das langerhoffte Wiedersehen am Flughafen in Rio!
    Von dort aus sind wir gemeinsam zu unserem rustikalen Backpacker-Hostel gefahren, welches auf einem steilen Hügel in einer Favela liegt. Für alle nichtwissenden (da schließe ich mich freilich mit ein, da mir folgendes bis gerade eben auch nicht klar war): Favela ist kein Synonym für ein brasilianisches Ghetto, sondern benennt zunächst mal nur ein Gebiet, das wild und ohne Erlaubnis bebaut ist.
    Jedenfalls wurden wir hier herzlich und mit Frühstück auf der Terrasse empfangen. Gut für uns: fast alle Gäste sowie ein Großteil des Personals sprechen Spanisch, sodass wir nicht einmal in Portugiesisch-Nöte gekommen sind 👌🏻😊
    Jetzt gehen wir die Umgebung und den Strand begutachten und lassen es uns erst mal so richtig gut gehen ☀️
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