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  • Day 55

    Läuft und läuft und läuft

    January 20, 2023 in Chile ⋅ ⛅ 22 °C

    Die Unterkunft war toll. Hatte aber einen Haken. Sie war am Meer und hätte auch am Amazonas stehen können. Denn abends kamen die kleinen Fliegen. Einge Hundert hatte ich versprayt.
    Diego, so sein Name hielt Wort. Früh morgens meldete er sich. Ich werde den Reifen zum abholen ausbauen. Diego bot an ihn hinzubringen. Tatsächlich. Er wohnte gegenüber und kam vorbei. In den Tiefen meiner Alukoffergarage hatte ich vorsichtshalber einen verstärkten Original Heidenauschlauch und Flickzeug. Das gab ich ihm zusätzlich mit. Ein Gartenschlauch lag hier. Also Beautytag auch für Blue. Und Waschtag, denn die Sonne scheint. Diego meldet sich. Der Vulkanisateur macht noch einen Baggerreifen fertig. Als Diego wiederkommt ist der Heidenauschlauch drin und der andere geflickt. Alles für schlappe 11 Euro. Mein Flickzeug brauchte er nicht. War auch zu Schade. Der andere Schlauch kam aus Thailand. Ich hab ihn trotzdem behalten. Hab dafür aber mehr Platz im Koffer. Diego hilft beim Radeinbau. Das spart Zeit und Fummelarbeit. Sein Vater kommt auch noch vorbei. Es ist nachmittags als ich losfahre. Noch kurz bei einem Schrauber vorbei. Der hat ein Drehmomentschlüssel. So, alles vorschriftsmäßig. Telefonnummer mitgenommen. Er hat Connections.
    Kaum raus aus Chile Chico fängt der Regen an. Nach 10 KM ist Schluß. Dafür rauer Asphalt. Der auch nicht mehr aufhört. Buckelpiste und Schlaglochkrater. Blues Windschild klappert heftig und geräuschvoll. Es tut weh, wenn ich Blues geklapper höre. Zweifel kommen auf wie sinnvoll es ist mit 30 Jahrer alter Technik hier zu reisen. Blue beklagt sich nie. Sie läuft und läuft und läuft. Die Gedanken werden zur Seite gewischt. Der Reiz liegt darin mit ihr hier zu sein. Zahnarztmopped kann jeder. So bescheiden die Straße auch ist, der Landschaftliche Reiz überwiegt am Ende doch. Und manchmal bringt man sich auch selbst in Bedrängnis. Einer der ganz wenigen "Parkbuchten" ist wie so oft nur durch eine Kiesbettfurche zu erreichen. Doch diesmal hänge ich beim rausfahren fest. Keine Chance. Obwohl hier nur selten Autos und Klein-LKW fahren, kommt innerhalb 2 Minuten Hilfe. 2 Argentinier helfen mir aus der bedrohlich werdenden Lage. Glück gehabt. Die Piste bleibt schlecht aber immer wieder Stopps für Fotos. SUPERGAU. Handy ist unterwegs aus dem Tankrucksack gefallen. Eines der Dinge die auf keinen Fall passieren dürfen. In Südamerika ohne dieses Handy. Zurück. Mir kommt ein Pick up entgegen. Ich stoppe ihn. Ja, da lag ein Handy auf der Straße. Sie haben es liegen lassen. Ich beeile mich und muss aufpassen nicht unvorsichtig zu sein. Ein Kleinbus. Nein, er hat nix gesehen. Mir wird übel. Ich bitte alle Engel um Unterstützung. Stopp, da liegt was. Mein Handy. Mitten auf der Straße. Bitte lass es funktionieren. Ja, tatsächlich es funktioniert. Natürlich ist das Glas an der Seite ramponiert aber unglaublich sonst ist das Display in Ordnung. Dank an alle Engel. Irgendetwas sagt mir, ich werde an einem schönen Ort Wildcamping machen. Und ich fahre bis in den Abend hinein. Und Blue läuft und läuft und läuft. Mein Internet ist nicht verfügbar. Kein Navi. Irgendwo bieg ich ab zu einem Campingplatz und verfahren mich. Kurz bevor ich aufgebe sehe ich einen Weg und Felsen. Da ist mein Platz. Ein See auf der einen Seite und schneebedeckte Berge auf der anderen. Und während ich mein Zelt aufbau beginnt der Himmel mit seinem Farbspiel. Es dauert ca 20 Minuten. Ich bin zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Gänsehautfeeling pur. Ich lasse das Überzelt weg. So kann ich in der Nacht den Sternenhimmel sehen. Es ist ganz still nur ab und zu der Ruf eines Vogels. Es erinnert mich an einen Adler. Was für ein Tag.
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