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  • Day 228

    Die Karmeliterrinnen

    July 12, 2023 in Bolivia ⋅ 🌬 12 °C

    Bei meinem Streifzug durch die Stadt Potosi erreiche ich das Karmelitenkloster Santa Teresa, kurz bevor eine Führung beginnt. Na gut, wenn schon mal hier dann kann man ja mal schauen.
    Und mal wieder ist es eine Geschichte die mich in ungläubiges Erstaunen versetzt.
    Dies Kloster ist der heiligen Teresa von Avila geweiht. Schutzpatronin Spaniens und 1622 Heilig gesprochen. Als große Mystikerin wurde sie 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin erhoben.
    Damals zählte es zu den angesehensten Klöstern Boliviens, und nur die jeweils zweite Tochter durfte gegen Bezahlung eines kleinen Vermögens im Alter von 15 Jahren ins Klosterleben eintreten.
    Es gibt einen speziellen "Verabschiedungsraum", wo die Tochter in einer Zeremonie in feinster Kleidung dem Kloster "übergeben" wurde und zum letzten Mal ihre Familie sah und sich verabschiedete.
    Was für die Eltern von Reichtum und Prestige zeugte, wurde für die jungen Karmeliter-Nonnen meist eine Qual.
    Denn sie lebten danach in völliger Isolation ohne jemals wieder die Außenwelt zu sehen. Der einzige Kontakt stellte ein vergittertes Fenster und eine Drehtür dar, durch die Gegenstände gereicht werden konnten.
    Die Nonnen durften mit ihren Angehörigen nur reden, Berührungen und Blickkontakt waren streng verboten. Sogar der Verkauf von Kunsthandwerk oder Lebensmitteln, die von den Nonnen hergestellt wurden, durfte nur über die Drehtür passieren. Erst mit dem zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 wurde dieses etwas gelockert.
    Die Nonnen verbrachten ihr gesamtes Leben im Kloster und wurden auch hier bestattet. Ihre Gräber verbergen sich bis heute unter hölzernen Falltüren in den Gebetsräumen.
    Die über 2 Stunden dauernde Tour zeigt die Wohn- und Gebetsräume und in welcher Abgeschiedenheit die Karmeliter-Nonnen hier einst lebten. Ausserdem ein Klostermuseum, welches eine der bedeutendsten Gemälde-Sammlungen Boliviens beherbergt. Neben Sakralkunst zeigt das Museum auch Holzschnitzereien, Mobiliar, Reliquien und wertvolle Bücher und Schriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
    Aber auch ein kleiner Raum in der die Nonnen sich der Selbstgeißelung unterwarfen. Schmerzkorsetts, verschiedene Peitschen und weitere Utensilien werden ausgestellt.
    Noch immer leben einige Frauen im abgeschotteten Teil des Klosters, der von Besuchern nicht betreten werden darf.
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