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  • Day 21

    Zisternen und Keramik

    October 15, 2018 in Greece ⋅ ⛅ 20 °C

    Es war nicht die beste Unterkunft, jedoch auch nicht schlecht. Meine Jacke und Trainingshose habe ich in der Nacht dann doch wegen der Wärme ausziehen müssen und später brauchte ich dann wieder eine zusätzliche Decke. Geschlafen habe ich gar nicht mal so schlecht und Olaf hat wohl auch gut geschlafen. Geträumt habe ich irgendwas mit Vampiren und das unser Blut ihnen helfen kann, zukünftig auf Menschenblut zu verzichten. Na ja. Jeden Tag eine gute Tat.

    Nach dem Aufstehen machten wir uns fertig. Wir putzten die Zähne, wuschen das Gesicht und packten unsere Rucksäcke. Wir hatten hier kein Frühstück. Deshalb planten wir, erst etwas zu gehen und dann im Ort "Magaritas" etwas zum Frühstück zu kaufen. Wir verließen das Haus. Olaf schaute es sich noch genauer an. Es hatte mehrere Apartments und unseres war im Erdgeschoß. In seiner Fantasie malte er sich aus, wie es wäre, wenn wir das ganze Haus besitzen würden und was wir wo in welchem Zimmer hätten. Hust. Ich ging weiter.

    Wir sollten den Schlüssel wieder bei der Taverne abgeben. Gegen 08:00 Uhr sei sie geöffnet. Aber als wir um diese Zeit vorbei kamen, war niemand da. Plötzlich kam die ältere Dame von gestern die Dorfstraße herunter. Wir übergaben den Schlüssel und bedankten uns bei ihr. Einen Kaffee in der Taverne lehnten wir ab. Dann folgten wir der Ausweisung vom Europäischen Fernwanderweg E4 und es ging zuerst bergab auf einen Pfad in das Tal, wo sich die ganzen Ausgrabungen vom antiken Eleftherna befanden. Einige Stätten waren abgesperrt, was wir auch bedauerlicherweise erfahren mussten. Die Wegführung vom E4 war jedoch komplett frei. So folgten wir dann dem E4 und gingen durch ein herrliches grünes Tal. Dann kamen wir an zwei wirklich riesigen Zisternen im Fels gehauen vorbei. Natürlich mussten wir dort hinein gehen. Sie waren leer und wahrscheinlich vollkommen aus den Fels gehauen. Riesige Felssäulen trugen die Decke. Es war aufregend hier in der dunklen Zisterne zu sein und zu wissen, dass vor Tausenden von Jahren hier Wasser war und eine kleine Stadt versorgte. Außerdem nisteten Fledermäuse hier und die wollten wir nicht weiter mit unseren Handytaschenlampen stören.

    So folgten wir weiter dem E4, aber später bogen wir nach rechts ab, weil wir noch zu dem großen und weithin sichtbaren Turm wollten. Auch dieser war sehr imposant und stand auf einem kleinen, aber recht beeindruckenden Felsplateau. Am Ende, was gleichzeitig einer der Eingänge zur der Ausgrabungsstätte war, "Archea Eleftherna" - ein Nachbarort von "Eleftherna". Irgendwie heißt hier alles so in der Gegend.

    Dieser Ort schien etwas mehr Geld zu haben. Die Straßen waren zum Eingang zur Ausgrabungsstätte frisch gepflastert und es sah etwas schicker aus. Eigentlich wollten wir uns hier noch eine Kirche ansehen, aber die war wieder in einem Tal und man hätte erst wieder bergab und dann zurück bergauf gemusst. Dazu hatten wir jetzt nach der Durchwanderung der Ausgrabungsstätte keine wirkliche Lust mehr. So gingen wir dann dann weiter auf der kleinen und kaum kaum befahrenen Bergstraße nach "Magaritas". Ein Bergdorf, berühmt für seine Töpferkunst und für sein kleines heiliges Kloster. Hier gab es wirklich viel an Töpferware zu sehen und auch zu kaufen. Das lockt auch viele Touristen an und entsprechend viele waren anwesend. Wir kauften natürlich auch wieder ein paar Kleinigkeiten, die wir für unverzichtbar und niedlich hielten z. B. zwei kleine Keramikschildkröten. Dann gingen wir zum hiesigen Bäcker und kauften Spinat-Kringel, gefüllte Apfeltasche und zwei Sesam-Kringel. Dann gingen wir zu dem Kloster, um in dessen schönen grünen Garten unser Frühstück einzunehmen.

    Hier trafen wir dann auch die Entscheidung, dass wir zu Fuss nach "Bali" - unserem heutigen Ziel - gehen werden. Angedacht war, dass Olaf sich bis hier überlegt, ob er ab hier wegen seines Fußes den Bus nach Rethymnon nimmt und von dort weiter nach Bali fährt. Ich wollte in jedem Falle gehen. Er entschied sich aber auch zu laufen. Wir gingen somit die letzte Etappe von unserem gemeinsamen Urlaub zusammen und es sollte sich mehr als lohnen.

    Kurz hinter "Magaritas" fanden wir neben einer Mülltonne eine Plüsch-Schildkröte. Ganz neu und sogar noch mit Preisschild. Die konnten wir nicht liegen lassen. Das Thema "Schildkröte" begleitete uns irgendwie heimlich den gesamten Urlaub über. Zunächst folgten wir der Straße aus "Magaritas" heraus, diese verließen wir aber später auf einen Feldweg, um dann später wieder auf die Straße zu treffen. Wir sahen unterwegs auf diesem Feldweg viele Blumen und natürlich auch Bienen. Das Summen an diesen Büschen und Sträuchern war faszinierend. Auch sahen wir auf diesem Weg viele weitere Insekten: Hummeln, Schmetterlinge, Libellen usw. Weiter auf einem Nebenpfad sahen wir einen Dachs daherlaufen und im Gestrüpp verschwinden.

    Am Ortseingang von "Perama" war eine Klinik (Perama Health Center) und weiter weg in dem Supermarkt neben der Tankstelle, kauften wir uns etwas für die nächste Pause zu trinken. Leider fanden wir nicht gleich einen geeigneten Pausenplatz und mussten erst noch durch einige Olivenhaine gehen, um dann später am Straßenrand sitzend unsere Pause zu machen. Wir kamen an einem Gebäude vorbei, wo es nach Stallmist roch und überquerten auf einer kleinen Brücke einen ausgetrockneten Flusslauf. Allerdings hatte sich direkt an der Brücke ein kleiner Tümpel gebildet und viele Schildkröten huschten wegen uns schnell ins Grüne Wasser. Dann lugten sie mit ihren Köpfen aus dem Wasser und beobachteten uns. Wieder das Thema "Schildkröten". Wir gingen dann den jetzt mit weißen Kalkstaub verschmutzten Schotterweg etwas bergauf. Die Sonne schien sehr stark und der weiße Schotterweg blendete in den Augen.

    Wir kamen auf einer gut befahrenen Teerstraße an und folgten dieser, um nach ca. 200m rechts zwischen vermieteten Villen in einen Feldweg mit Olivenbäumen einzuschwenken. Es war ein sehr schöner Weg und angenehm zwischen den Olivenbäumen zu gehen. Hin und wieder kamen wir auch an Orangenbäumen vorbei. Aber auch an angebaute Auberginen. Dann erreichten wir den kleinen Ort "Achlades". Ruhig und verschlafen. Im Vorgarten eines Hauses betrachtete uns neugierig beim Vorbeigehen, ein kleiner brauner Hund. Wir gingen weiter und stellten fest, dass er uns folgte. Dann überholter er uns und lief stolz voraus, uns aber immer im Blick behaltend. Er folgte uns auch, wenn wir die Richtung wechselten. Aber wir hatten Angst, dass er von Autos überfahren werden könnte. Jedoch schien er sehr intelligent zu sein bzw. zu wissen daß es besser ist, sich nicht mit den metallenen Ungestümen anzulegen. Er wich brav nach rechts oder links aus - je nach dem, von wo gerade das Auto kam. Wir dachten, er muss doch endlich mal umkehren und wieder nach Hause zurück gehen. Aber nein. Er blieb bei uns. Den Weg hat uns Google ausgesucht. Und leider verschwand der Weg fast völlig in Gestrüpp von Dornen und war nicht mehr erkennbar. So mussten wir außen herum den Weg erahnen und stießen etwas weiter wieder auf einen erkennbaren Weg. Der Hund blieb die Ganze Zeit bei uns.

    Wir machten erneut eine Pause und der kleine Hund gesellte sich zu uns und nahm zum ersten Mal direkten Kontakt zu uns auf. Wir streichelten ihn und er beschwichtigte ununterbrochen. Da wir uns aber der Schnellstraße nach Heraklion näherten, bekamen wir jetzt richtige Angst, dass dem Kleinen etwas passieren konnte. Wir überlegten, wie wir ihn wieder loswerden könnten. Verscheuchen schien die beste Methode zu sein. Aber kurz nach unser Pausenstelle kamen wir an einem Friedhof vorbei und wir schmiedeten einen neuen Plan. Wir gingen schnell in die kleine Kapelle, so dass der Hund zwar mitbekam wohin wir gingen, aber nicht dass wir in der Kapelle waren. Wir warteten dort drinnen ca. 5 Minuten. Dann gingen wir hinaus. Ich sah ihn am Eingang vom Friedhof aber er uns nicht. Schnell sagte ich Olaf, dass er mir folgen solle. Quer und immer wieder die Richtung wechselnd, gingen wir hastig zwischen den Gräbern entlang und verließen den Friedhof an einer offenen Stelle. Dann schnell noch die Straße hoch. Ich drehte mich um und sah, dass der kleine Hund den Friedhof nach uns absuchte. Ich hatte kurz ein schlechtes Gewissen aber ich wusste auch, dass er eine gute Nase hat und sicher zurück findet. Bestimmt vermisst ihn schon die ältere Frau und sucht ihn verzweifelt oder ihre Enkelin.

    Es ging steil nach oben über einen Nebenweg auf die Schnellstraße. Hier herrschte ein anderes Tempo. Geschätzte 130 fuhren hier so manche mit ihrem Auto entlang und wir gingen an der Seite auf dem schmalen Standstreifen entgegen zur Fahrtrichtung. Es war nicht ungefährlich und so verließen wir nach ca. 2km wieder diese Schnellstraße, um auf einem Parallelweg zu gehen. Gott sei Dank gab es diesen. Sonst wären wir sicherlich umgekehrt oder abgebogen. Das war einfach zu gefährlich. Auf diesen Nebenweg war es ruhiger und so gingen wir dann weiter in richtig "Bali". Die heutige Etappe ist die letzte unserer Rundreise auf West-Kreta und auch eine sehr lange. Insgesamt 27km waren zu meistern.

    Wir erreichten "Bali" über eine Serpentinenstraße und kamen erschöpft in unserem Hotel an - den "Elpis Studio Apartments". An der unbesetzten Rezeption hing ein Schild auf dem stand, welches Zimmer wir haben und der Schlüssel in der Tür stecken würde. Wir gingen auf das Zimmer, entledigten uns der Rucksäcke und ließen uns erschöpft auf das Bett fallen und machten eine Pause. In dem Apartment könnten wir auch kochen. Aber wir gingen in den Ort in einer Taverne essen und kauften in einem Supermarkt zu Frühstück ein. Eine Bäckerei haben wir auch gefunden, wo wir uns morgen früh frisches Brot holen werden. Gut gesättigt gingen wir zurück und duschten. Olaf schlief danach sofort ein und ich schreibe in mein Reisetagebuch
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