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  • Day 3–4

    Sevilla - Guillena

    March 23 in Spain ⋅ ☁️ 24 °C

    Das Hostal „Jentoft“ in Sevilla hat uns nicht enttäuscht. Es war ruhig und wir haben gut schlafen können. Wir haben uns dann doch für das Frühstück für 4€ im Hostal entschieden. Entsprechend war die Auswahl. Der Speiseraum war im Erdgeschoss. Als wir hinuntergingen, mussten wir an de Rezeption unsere Zimmernummer angeben. Unten war eine Frau hinter einem Tisch. Sie fragte uns ebenfalls nach der Zimmernummer. Dann gab sie uns je einen Teller und ein (großes) Brötchen. Vom Tisch konnten wir uns dann noch pürierte Tomaten und Olivenöl nehmen. Direkt gegenüber der Frau ein weiterer Tisch mit Kaffee, heißer Milch und Tüten-Ananassaft (kalte Milch gab es auch 😉). Der Speiseraum war sehr nüchtern eingerichtet. Das recht blasse Brötchen konnten wir dort im Toaster noch etwas aufhübschen. Das war es schon mit dem Frühstück. Beim Verlassen des Raumes gab uns die Frau dann eine Quittung über 8€ und die Rechnung bezahlte ich dann oben an der Rezeption. Wenn das mal nicht System hat und wehe es wird geändert.

    Vom Hostal ausgehend, wendeten wir uns dem Canal zu und gingen bis zu „Puente Isabel II“ - im Volksmund auch „Puente de Tirana“ genannt, weil sie das alte Stadtviertel „Tirana“ mit „Sevilla“ verband. Kurz hinter der Brücke hoben wir am Automaten etwas Geld ab. Wer weiß, ob wir in den nächsten Tagen in den kleineren Ortschaften elektronisch bezahlen können. Zunächst gingen wir ein kleines Stück durch dieses alte Stadtviertel. Man sah ihm das ehrwürdige Alter an. Die Fliesen an einem Keramik-Geschäft, waren sehr schön anzusehen. Vorbei an der Iglesia „Basílica del Stmo. Cristo de la Expiración“. In deren Torbogen befanden sich wundervolle Fliesen mit christlichen Abbildungen. Direkt dahinter folgten wir ein paar Stufen aufwärts und überquerten ein paar Straßen. An einem großen Parkplatz, wo an manchen Tagen auch Markt ist, gingen wir links über eine Brücke - wobei wir damit den „Rio Gualdalqivir“ überquerten. Gleich nach der Brücke ging es die Böschung hinab über einen Scherbenhaufen voller Fliesen - ein Schlaraffenland für Olaf 🤪 Ein herrlicher Geruch von Gülle erfüllte unsere Nase 😝 Wir folgten dem Weg entlang dem Fluss und auch die Luft wurde schnell besser. Hin und wieder überholten uns Fahrradfahrer. Am Wochenende fahren die Spanier gerne mit dem Drahtesel. Wir unterquerten zweimal die Autobahn und näherten uns „Santiponce“. Dort befand sich die bedeutende Ausgrabungsstätte „Italica“.

    Bevor wir aber uns dort die Ausgrabungen ansahen, wollte ich noch eben mal ein „kleines Geschäft“ machen. Dazu ging ich, um nicht gesehen zu werden, an den Wegesrand zwischen die Bäume. Was ich dadurch nicht gesehen habe, war der rutschige Matsch und schwups lag ich ohne uriniert zu haben mit den Händen rückwärts aufgestützt auf den Rücken. Dadurch waren meine Schuhe voller Schlamm und auch mein Hosenboden und der untere Teil vom Rucksack. Ich verbrauchte meine 2 Liter Wasser, um halbwegs meine Hände zu reinigen. Olaf war geschockt, weil ich nun so „entsetzlich schmutzig„ war und ich musste lachen 😂 Langsam trocknend erreichten wir die Ausgrabungsstelle. Als europäische Bürger, konnten wir diese kostenlos besuchen. Natürlich mussten wir dazu unseren Personalausweis vorzeigen. Im Gelände konnte ich mich an einer Wasserquelle etwas reinigen.

    Die römische Stadt Italica lag am Guadalquivir auf der Strecke zwischen Sevilla (Hispalis) und Alcalá del Río (Ilapa), wo sich heute die Stadt Santiponce befindet, ganz in der Nähe der Strecken, die zum Bergbaugebiet in der Sierra Sur von Sevilla und Huelva führen. Sie Stadt spielte in der Römischen Kaiserzeit sowohl auf politisch-militärischer als auch auf wirtschaftlicher Ebene eine wichtige strategische Rolle. Beweis hierfür ist, dass sie eine Fläche von circa 52 Hektar umfasste.
    Die Ursprünge der historischen Fundstätte von Italica führt bis in Jahr 206 v.Chr. zurück, als der General Publio Cornelio Escipión im Rahmen des zweiten Punischen Krieges die Karthager in der Schlacht von Ilipa besiegte und eine Legionärstruppe auf dem Hügel San Antonio stationierte, wo bereits seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. eine turdetanische Siedlung existierte. Obwohl die beiden Gemeinschaften zunächst friedlich in der Umgebung des Guadalquivir koexistierten, dauerte es nicht lang, bis die Römer ihre gesellschaftlichen und politischen Regeln durchsetzen. In der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v.Chr. erlangte die Stadt den Status einer Gemeinde und später, unter Herrschaft des Kaisers Publius Aelius Hadrianus (117 bis 138) den Status einer Kolonie, wodurch sie auf verwaltungstechnischer Ebene der Hauptstadt gleichkam. Italica war die Geburtsstadt der Kaiser Trajan und Hadrian sowie eines Großteils der damaligen Senatoren. Besucher können in der Ruinenstadt das eindrucksvolle römische Amphitheater, die umgebenden Straßen, Wohnhäuser, öffentliche Gebäude sowie Kunst- und Alltagsgegenstände besichtigen. Besonders hervorzuheben sind die fantastischen Boden-Mosaike.

    Nach dem Besuch von „Italica“, gingen wir zunächst an der Straße entlang. So langsam trocknete auch der restliche Schlamm an mir und bröckelte so langsam beim Gehen herunter. Vor uns ging eine ältere Pilgerin mit 3 (!) Jakobsmuscheln behängt und vor ihr eine jüngere Frau die eine Art großen Kinderwagen vor sich herschob. Darin saß auch tatsächlich ein Kind. Ich stellte mir schon vor, wie beide den Eisenträger über der Furt, welche in ca. 4km kam, überquerten - oder eigentlich ging da ja auch nicht. Aber eventuell bögen sie ja vorher noch ab. Nein, das taten sie nicht. Nach unzähligem überqueren von Straßen, kamen wir zum Abzweig nach „Guillena“ zu einer 7km schnurgeraden Schotterpiste. Fast genau in der Mitte des Weges war eben diese Furt und schon immer ein Grauen mancher Pilger:innen. Von meinen vorherigen Wanderungen her kannte ich diese Furt. Jedoch schien es eine neue Wegführung zu geben und so bogen wir dann auch rechts ein und folgten einer neu angelegten und neu ausgewiesene Schotterpiste für Pilger:innen und Fahrradfahrer:innen. Was uns sich auf diesem Weg rechts und links bot, war eine umwerfende Schönheit von blühenden Pflanzen in vielen Farben. Unglaublich.

    Wir folgten diesem Weg und kamen an einer Hausruine, einem Pferde- und Rindergestüt vorbei. Das Wetter heute war wieder diesig gewesen aber trotzdem mit ca. 28 Grad sehr warm und etwas drückend. Das bedeckte Wetter war aber gut, denn hätten wir pralle Sonne, hätten wir auf diesem kilometerlangen Abschnitt keinen Schatten gehabt. So ließ es sich jedoch sehr gut gehen. Wir erreichten nach knapp 22km „Guillena“ und entdeckten sogar einen Storch in seinem Nest. Dann gingen wir gleich zur Unterkunft „Albergue Luz del Camino (Herberge Licht des Weges)“. Diese hatten wir per Mail für das einzige Doppelzimmer für uns vorgebucht. Es stellte sich heraus, dass dies auch gut war. Denn die Herberge war ausgebucht. Auch das ist unglaublich. Denn die „Via de la Plata“ ist ein einsamer Pilgerweg. Die Hopitaliera erklärte und zeigte uns die Unterkunft. Nach einer kurzen Pause, reinigte ich meine Sachen und wir duschten. Danach gingen wir in den Ort, kauften etwas Wasser und gingen eine Pizza essen. Dann sahen wir nach dem Weg, der morgen durch einen kleinen Fluss verlief. Wenn diese viel Wasser führte, können wir nicht darüber und müssen etwas weiter entfernt die Brücke nehmen. Leider war dort etwas zu viel Wasser, was uns zwei ältere Männer auch erklärten. Er sei nicht passierbar. Nun gut. Jetzt wissen wir es und können morgen dann gleich zur Brücke gehen. In der Unterkunft zurück, holte ich meine Wäsche, die mittlerweile trocken war, von der Leine und alles war wieder sauber - so, als wäre ich nie in dem Schlamm ausgerutscht.

    Am Abend zog dann noch eine Prozession mit lautem Getrommel an unserer Herberge vorbei 🥁

    Tageskilometer: 30,8km

    Komoot: https://www.komoot.com/de-DE/tour/1480250100?re…
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