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  • Day 10–11

    Villafranca de los Barros - Torremejía

    March 30 in Spain ⋅ ⛅ 12 °C

    Wegen der uns bevorstehenden Etappe, hat Olaf nicht gut schlafen können. Im Reiseführer stand, dass an einigen Stellen bei viel Regen es zu Überschwemmungen kommen kann bzw. der Lehmboden in dieser Gegend bei Feuchtigkeit garantiert Klumpen an den Schuhen sammelt. Wir konnten in der Tat schwer abschätzen, wie sich der Regen der letzten Tage sich auf die heute Etappe auswirken wird. Aber wir gingen erst einmal los und wollten dann vor Ort entscheiden, was wir machen werden. Vor kauften wir uns in einem typischen Dorfladen Wasser und Brot - ach ja und wieder Kekse. Das Wasser füllten wir wieder in unsere Trinkflaschen, die Kekse kamen in den Rucksack für später und das Brot aßen wir wieder beim Gehen und verließen so den Ort. Der Weg ging zuerst auf einer asphaltierten Straße entlang, die dann später in eine feste Schotterpiste überging. Es ließ sich sehr gut gehen und es gab auch keine Wasserpfützen. Ein Blick zurück und wir konnten die Kirche im Morgenlicht sehen. Am Weg selbst gab es immer wieder Brunnen. Hier wurden früher die erschöpften Pferde vom Depeschendienst angebunden und gegen ein ausgeruhtes ausgetauscht. Dann ging die Depesche weiter und garantierte - für die damalige Zeit - eine schnelle Post.

    Immer mal wieder kamen uns auf dieser Strecke auch Autos entgegen oder überholten uns. Aber alle fuhren vorsichtig beim Vorbeifahren und grüßten jedesmal freundlich. Die Landschaft bestand eigentlich nur aus unzähligen Feldern mit Rebstöcken. Hin und wieder war auch der Anbau von Olivenbäumen präsent. Die Rebstöcke jedoch, waren deutlich in der Überzahl. Sie begannen gerade neue Triebe zu schieben und manche standen durch den Regen der letzten Tage tief in Wasser. Das ist bestimmt nicht gut für einen wertvollen Rebstock.

    Zum Verlauf der Strecke kann man nicht viel sagen. Es verlief meist geradlinig durch diese Landschaft. Eine der befürchteten Stellen war eine Brücke. Nach der Erfahrung von gestern befürchteten wir, dass diese ebenfalls überspült sein könnte. Aber das war sie nicht. Das eigentlich „trockene Flussbett“ war gut gefüllt, aber überspülte nicht die Brücke. Erleichterung machte sich breit, die aber nicht lange dauerte. Denn dahinter ging es ebenfalls gerade aus. Nach dieser Stelle, ging es für 3 Stunden für 12km nur geradeaus und ich meine wirklich nur geradeaus. Der einzige Trost bei dieser langen geraden Strecke war, das diese teilweise leicht hügelig verlief. Aber wenn wir den „Hügel“ - der in Wirklichkeit nur eine kleine Erhebung war - erreicht hatten, machte sich schnell Ernüchterung breit. An einer Wegkreuzung war ein neu errichteter Rastplatz. Ein Blick auf unserer Karte sagte uns, dass dieser genau in der Mitte dieser langen, geraden Etappe lag. Nach einer Pause und der Begegnung mit der „Fotografin“ und der Deutschen die wir beim ersten barfuß durchqueren einer Furt kennengelernt haben, begann es zu nieseln. Stoisch gingen wir weiter. Bei all dieser Eintönigkeit, kommt man schnell zum Nachdenken. Eine Erkenntnis war: Pupse nie, wenn du einen Poncho trägst! (😝).

    Viel passierte bei dieser ganzen Eintönigkeit nicht mehr. Wir begannen uns sogar etwas zu freuen, wenn eine größere Pfütze umrundet werden musste. Nachdem wir nur noch eine Stunde bis zum Ziel brauchten, kam die nächste unberechenbare Stelle. Die Bahntrasse neben uns musste unterquert werden, an sich keine Meisterleistung. Aber genau diese Stelle könnte bei Regen eine Herausforderung werden. Und so war es dann auch. Die Unterführung war komplett unterspült und auch der Weg danach durch die Felder, konnte nichts gutes bedeuten. Wir entscheiden uns, so wie die anderen Pilger:innen auch, den Weg an der Bahntrasse entlang zu gehen und nach ca. 500m über eine Brücke die Gleise zu überqueren.

    Es nieselte immer noch, als wir nach 26km „Torremejía“ erreichten. Es gab einen „Spar-Supermarkt“, der laut Google bis 14.00 Uhr aufhaben sollte und einen „Unico-Dorfladen“, der bis 18:00 Uhr geöffnet haben sollte. Deshalb gingen wir zuerst zum Hostal „Milenium“ und checkten ein. Am Tresen war bereits die „Fotografin“ und der ältere Mann hinter dem Tresen - offenbar mit dem Procedere nicht vertraut - versuchte sie auf einer Liste zu finden. Dann fragte er uns, ob wir reserviert hätten. Ich entgegnete „si“ und gab ihn meinen Personalausweis. Er wollte auch Olaf seinen haben und suchte nach seinen Nachnamen auf dieser Liste. Den konnte er aber tatsächlich nicht finden, da ich das Zimmer mit meinem Nachnamen gebucht hatte. Aber ich half ihm und zeigte ihm meinen Namen auf dieser Liste. Aber damit wussten er dann weiter auch nichts anzufangen und dann kam eine Frau, die alles organisierte und es kehrte bei diesem Chaos schnell Ruhe ein. Sowohl die „Fotografin“ und wir erhielten unsere Schlüssen und bezogen die Zimmer. Wir hatten die 104.

    Zunächst ruhten wir uns etwas aus, dann gingen wir zum „Unico-Dorfladen“. Laut Google geöffnet, aber er hatte geschlossen. Dann gingen wir zu der Unterkunft, wo ich 2017 genächtigt hatte. Es handelte sich dabei um ein ehemaliges Adelshaus und am Gebäude befand sich die Ruine eines alten Turms. Direkt gegenüber befand sich die Kirche „Parroquia de la Purísima Concepción“ (Kirche der Unbefleckten Empfängnis). Das Adelshaus war zu meinem Besuch 2017 die Pilgerherberge. Viel konnte ich dazu im Internet nicht finden.

    Hier eine Übersetzung: „Das Casa-Palacio de los Lastra, auch bekannt als Palacio de los Mexias, befindet sich in der Stadt Torremejía (Badajoz), die sich mitten in der Via de la Plata befindet. Es handelt sich um ein Gebäude von großem historischen Wert, das repräsentativ für die zivile Architektur der Renaissance in der Baja Extremadura ist und 1995 als Kulturgut mit der Kategorie Denkmal erklärt wurde. Sie ist durch zwei gut differenzierte Zonen strukturiert: den Turm und die häuslichen Nebengebäude. Die ersten dokumentarischen Daten über diesen Turm stammen aus dem späten fünfzehnten Jahrhundert und an ihn sind im sechzehnten Jahrhundert häusliche Nebengebäude angebaut, die trotz der vielen Umbauten heute erhalten sind. Die Fassade des Gebäudes zeichnet sich durch seine Haupttür aus, die von zwei Strebepfeilern und einem Scharzano-Bogen aus großen Dovellas mit hohen Reliefs mit Darstellungen der Jakobus-Muschel flankiert wird. Über dem Eingangsbogen finden wir eingelassene alte wiederverwendete römische Grabbögen und die heraldischen Wappen. Auf der rechten Seite des Haupttors und eingebettet in die Wand sind Fragmente von Toga-Skulpturen aus römischer Zeit zu sehen, die im sechzehnten Jahrhundert zu dekorativen Zwecken verwendet wurden. Quelle: Ministerium für Kultur“.

    Warum die „Touristische Herberge im Adelspalast“ seit der Pandemie weiterhin geschlossen hat, ist unklar. Unserem Reisführer konnten wir entnehmen, dass sie eigentlich wieder sofort öffnen könnte, man den örtlichen privaten Unterkünften aber das Geschäft nicht versauen will. Schade - wirklich schade!

    Dann gingen wir in Richtung zum Hostal und sahen uns vorher von außen die heutige Pilgerherberge an. Längst nicht so schön und exklusiv die der Adelspalast „Palacio de los Mexias“. Zurück zum Hostal und ab 20:00 Uhr hatte dann auch die Küche geöffnet. Zuerst saßen wir alleine. Dann kam die „Fotografin“ und wir luden sie an unseren Tisch. Dann kamen noch zwei andere, ein älteres Ehepaar aus Holland und die luden wir auch an unseren Tisch. Nun erfuhren wir auch den Namen der „Fotografin“: Marianne, ebenfalls aus Holland. Leider bot dann unser Tisch für 3 weitere Pilger:innen keinen Platz mehr. Wir bestellten Pommes und Bogatillo vegetal. Die Portionen waren gigantisch. Entsprechend gingen wir mit vollem Magen, einer guten Unterhaltung mit den anderen am Tisch und klingenden Ohren von den „lauten“ Spanier:innen ins Bett. Die Uhr wird diese Nacht eine Stunde vor gestellt.

    Etappenlänge: 27,1 km
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