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  • Day 66

    Hallo Mr. Gott, hier spricht Annie

    December 5, 2023 in India ⋅ ☁️ 27 °C

    Vom Dschungel an den Strand in nur 4 Stunden! Leider 4 Stunden in einem wild hin- und herschaukelnden Taxi. Das ist zwar viel besser als ein Bus gewesen wäre, aber dank der sehr kurvigen indischen Straßen doch nur dank Reiseübelkeitskaugummi zu bewältigen.

    Dafür haben wir in Kannur dann gleich einen lebenden Gott getroffen, nämlich Shiva höchstpersönlich. Shiva sah ein bisschen aus wie der Weihnachtsmann und hat auch dauernd "Ho Ho Ho" gemacht. Leider sprach Shiva kein Englisch, so dass unsere Frage an ihn nur zur Antwort "Alle Eure Probleme werden gelöst werden" führte. Völlig unklar, was er damit meint - seit wann haben wir Probleme?! 😇

    Das Treffen mit Shiva war aber doch interessant genug, dass wir ein paar Tage geblieben sind, um einer ganzen Götterzeremonie, Teyyam genannt, beizuwohnen. So ein Teyyam fängt abends an und geht dann durch die ganze Nacht; die Ausführenden tanzen und trommeln sich in Trance und verwandeln sich dabei in Götter. Gleich am ersten Abend haben wir ein paar Vorbereitungen gesehen und dort erfahren, dass in zwei Nächten der eigentliche Teyyam stattfindet. Da das mitten in der Pampa war, offensichtlich nicht touristisch (wir waren die einzigen Auswärtigen), und man uns gleich freundlich bewirtet und eingeladen hat, haben wir beschlossen, die zwei Tage bis dahin am Strand zu verbringen und dann den Göttern zu begegnen.

    Leider war der Strand ein ziemlicher Reinfall, vor allem verglichen mit Goa. Und der Weg dahin führte durch ein ziemlich widerliches Brackwasser. Und die Unterkunft war mückenverseucht (gelobt sei unser Moskitonetz!). Und die warmfeuchte Luft führte bei Annie zu Dauerkopfschmerzen. Und Kannur ist wirklich nicht schön.

    Aber egal: Wir sind ja nicht zum Spaß hier! 😁 Also finden wir uns zur angegebenen Zeit am bekannten Ort ein und sehen erstmal... nix. Alles umsonst, denken wir. Aber es ist nur die indische Kommunikationsungenauigkeit (hier spricht kaum jemand Englisch). Um Mitternacht geht es endlich los, und die folgenden Stunden entschädigen uns für alle Schwierigkeiten. Beim Zusehen und -hören ist sofort klar, dass hier nichts gestellt ist, sondern wir Zeuge einer uralten traditionellen Zeremonie werden.

    Und die hat es in sich! Nach zwei oder drei Stunden sind wir nicht mehr sicher, ob die angedeuteten Selbstverletzungen der "Dämonen" eigentlich noch so angedeutet sind. Besonders einer der Dämonen hat einen ziemlich irren Blick bekommen und führt sehr wilde und aggressive Bewegungen gegen sich selbst auf. Gleichzeitig wiederholt sich vieles immer wieder, und wir werden müder und müder. Und irgendwann beschließen wir dann, lieber schlafen zu gehen, obwohl der Höhepunkt erst in drei Stunden kommen soll...

    Insgesamt ein krasses Erlebnis. Und hier sind wir definitiv aus der Traveller-Bubble völlig raus. Aber entsprechend anstrengend ist auch alles und entsprechend wenig Komfort gibt es. Deshalb geht's als nächstes auch erstmal wieder an einen Ort mit etwas mehr touristischer Infrastruktur - diesmal mit einem sehr modernen Schnellzug tagsüber, in dem wir gerade sitzen.
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