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  • Day 77

    Wellen und Wehwehchen

    December 16, 2023 in India ⋅ 🌧 26 °C

    Annies Erleben:

    Joa, ich habe jetzt nicht allzu viel zu berichten. Schon auf der Zugfahrt nach Varkala habe ich Gliederschmerzen bekommen und war dann von Tag 1 an krank. Glücklicherweise lange nicht so schlimm wie am Anfang in Leh, und so ruhte ich mich tapfer aus und war froh über die Annehmlichkeiten (nahe gute Restaurants, schönes Hotel etc.) dieser Touristengegend. Erst als nach der Halbwegsgenesung dann eine Blasenentzündung mit Fieber folgte, habe ich doch kurz die Geduld verloren. Dahin ist nun meine Hoffnung, hier noch mit dem Surfen zu beginnen und dank meines Talents an Rolf vorbeiziehen zu können. 😅

    Dafür bin ich richtig stolz auf unseren Krankenhausbesuch. 💪🏼 Zielstrebig haben wir im dortigen Labor mit Erfolg eine Urinprobe bestellt und mit dem Ergebnis beim netten und gewissenhaften Dr. Casualty (ob es sein echter Name ist, wissen wir nicht 😄) die notwendigen Medikamente erhalten (7 an der Zahl, von denen ich mich informiert für die Einnahme von 3-4 entschieden habe). Einer Spritze habe ich mich dank meiner Durchsetzungsstärke entziehen können. Insgesamt war es ein gutes Krankenhauserlebnis, das mir ein gewisses Kontroll- und Selbstwirksamkeitsempfinden wiedergegeben hat, welches ich nach den Erfahrungen in Leh verloren hatte.

    Rolfs Erleben:

    Dass Annie schon wieder krank ist, und dann auch gleich noch mit zwei verschiedenen Infekten, und auch schon wieder Fieber und Schüttelfrost hat(te! Ist inzwischen zum Glück unter Kontrolle) und Antibiotika braucht, ist schon sehr, sehr schade. Sie hält sich echt tapfer, aber es wäre einfach so viel schöner, wenn sie gesund wäre. Mein armer Schatz! 🥰

    Denn so stehe ich morgens alleine in aller Herrgottsfrühe auf (um 5:25!!! 😲), um zu surfen - anstatt dass wir diese Erfahrung gemeinsam machen. Nach einer Fahrt per Motorrad zum Strand geht's dann um 6:00 los, für anderthalb Stunden. Es ist unfassbar anstrengend... Jedenfalls wenn man, wie ich, jeden einzelnen Muskel erstmal aufbauen muss. Ich kann nur jedem empfehlen, Surfen mit Anfang 20 zu lernen anstatt mit Mitte 40!

    Immerhin zahlt sich aus, dass ich vor zehn Jahren schon einmal für zwei Wochen in San Diego surfen war. Dort waren die Wellen viel höher und kräftiger, und ich brauchte einen Neoprenanzug. Hier braucht den niemand - auch morgens hat das Meer 28 Grad. Damals hatte ich eine ganze Woche gebraucht, bis ich zum ersten Mal (für keine zehn Sekunden) auf dem Board stand. Entsprechend begeistert bin ich, als ich bei der zweiten Welle schon auf dem Brett stehe. Anscheinend merkt sich der Körper doch einiges.

    Trotzdem sind meine Fortschritte sehr langsam, und immer wieder denke ich, dass ich meine Arme einfach nicht mehr bewegen kann. Muss ich aber, wenn ich nicht von der bedrohlich nahenden nächsten Welle umgeworfen werden will. So unbegabt und unmuskulös, wie ich starte, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn ich wenigstens einen kleinen Vorsprung vor Annie rausholen kann... Sie holt mich bestimmt in Nullkommanichts ein.

    Tagsüber ist der Muskelkater dann ein eigentlich ganz gutes Gefühl. Ich weiß, was ich getan habe, und es ist schön zu merken, dass mein Körper reagiert und sich verändert. Und abends liege ich im Bett und habe das Gefühl, von Wellen hin- und herbewegt zu werden, sobald ich die Augen schließe.
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