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  • Day 195

    USA

    May 10, 2017 in the United States ⋅ ⛅ 17 °C

    Sie haben uns tatsächlich reingelassen! Wir hatten ja ein wenig Sorge, dass uns der orange Mann an der Grenze abweist und wir deswegen die nächsten sechs Wochen in Venezuela verbringen müssen. Einige meiner Facebook-Posts der jüngsten Vergangenheit haben nicht gerade viel Sympathie für die Trump-Regierung durchscheinen lassen, und man weiß ja nie genau, was sie von einem so alles wissen...

    Wir haben trotzdem nur mit Mühe und Not unseren Anschlussflug von Dallas nach El Paso bekommen, da uns die Dame der Homeland Security noch unbedingt erklären wollte, wo es in El Paso die allerbesten Chicken Tacos gibt. Dabei haben wir nach knapp drei Wochen Kuba/Mexiko die Schnauze gestrichen voll von Tacos mit Reisbohnen, Tacos mit Bohnenreis, Tacos mit Bohnenmuß (und Reis) und sonstige Bohnen/Reis-Taco-Kombos...wir wollten endlich mal wieder ein anständiges Stück FLEISCH. Wir blieben natürlich trotzdem höflich, lächelten und ließen den Schwall über uns ergehen. Daran sollte es nicht scheitern.

    In El Paso gelandet holten wir erst einmal unser Auto, wo uns der freundliche Alamo-Mann ein Upgrade auf die eigentlich gebuchte Mittelklasse-Karre gab, so das wir jetzt die nächsten 34 Tage ein Jeep Trailhawk 4x4 unser eigen nennen dürfen. Klingt ja erst einmal ganz toll, ein wenig Sorgen machten wir uns deswegen trotzdem, das Ding ist recht groß, und ich bin ja berüchtigt für meine zweifelhaften Fahrkünste. Aber ganz umsonst, wie es sich herausstellte: man mag ja über US-Amerikaner denken, was man will, aber das Fahren hier ist extrem relaxed. Im Gegensatz zu Mexiko, wo sich alle auf der Straße so verhalten, als hätten sie eine Chilischote im Arsch, sind amerikanische Fahrer sehr rücksichtsvoll, höflich und sogar richtig zuvorkommend. Das mag vielleicht auch daran liegen, weil sportliches Fahren mittels Automatik gar nicht wirklich möglich ist, und du auf der Straße mit Schildern und Anweisungen zugebombt wirst: "Use this lane!" "Wrong direction!" "Yield!" "Use only crossover!" Innerhalb geschlossener Ortschaften bist du anfänglich mehr mit Lesen als mit Fahren beschäftigt, man gewöhnt sich aber recht schnell daran, und ab da macht das Rumkurven auch wirklich Spaß: Cruise Control rein und laufen lassen.

    Wir blieben eine Nacht in El Paso, um erst einmal wieder richtig abzufressen und auch mal die Grenze zu besuchen. Denn es gibt ja jetzt auch schon eine "Wall", wenngleich sicherlich nicht mit den Maßen, die sich Donnie vorstellt (siehe Foto). Die Meinung der weißen Bevölkerung über Mexikaner ist hier nicht die allerbeste, viele glauben ebenfalls, dass zahlreiche "bad hombres" auf der anderen Seite des Zauns wohnen. Und leider haben sie teilweise nicht ganz Unrecht. In diesen Twin Towns, die sich entlang der US-mexikanischen Grenze gebildet haben (neben El Paso/Juárez gibt es zum Beispiel noch San Diego/Tijuana) hat sich Niedriglohnindustrie breit gemacht, die massenhaft Landbevölkerung aus Mexiko angezogen hat. Juárez, einst ein kleines Grenzstädtchen, ist deshalb innerhalb kürzester Zeit zur fünftgrößten Stadt Mexikos angewachsen; ein Moloch mit knapp 2 Millionen Einwohnern, die meisten davon verarmt. Manche grenznahe Slums auf der mexikanischen Seite wie Anapra haben weder Strom noch fließend Wasser (die Kriminalitätsrate dort ist extrem hoch). Das lässt sich besonders gut nachts vom Scenic Drive aus hoch über El Paso beobachten: während die US-Hälfte der Stadt hell erleuchtet ist, bleibt es vielerorts in Juárez stockfinster.
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