Satellite
Show on map
  • Day 203

    Winter is coming

    May 18, 2017 in the United States ⋅ ☀️ 5 °C

    Auf unserer Wettervorhersage-App haben wir natürlich auch Berlin eingespeichert, und wir freuten uns in den letzten Wochen wie die Schneekönige, wenn wir die heimatlichen Temperaturen mit denen unseres jeweiligen Standortes verglichen - ein Gefälle von teilweise 30 Grad zu unseren Gunsten trieb uns immer ein schadenfrohes Lächeln ins Gesicht. Es war klar, dass das Karma irgendwann mal zurückschlagen würde. Nämlich genau jetzt.

    Wir befinden uns gerade in Bicknell, Utah, vor den Toren des Capitol Reef National Parks. Eine gebirgige Landschaft mit bizarr anmutenden, roten Felsen, tiefen Canyons und wilder, ungestümer Vegetation - ein wunderbarer Kontrast zu den Wüstenlandschaften New Mexikos, die wir zuletzt hatten. Wir wären jetzt gerne da draußen, inmitten dieser Natur, auf einem der zahlreichen Hiking Trails die der Park anbietet...und sind doch dazu verdammt, im Hotel rumzuhocken und abzuwarten, bis das Wetter besser wird. Ein Tiefdruckgebiet mit der ungefähren Größe Deutschlands hängt nämlich gerade über das südliche Utah/nördliche Arizona, und dieses bringt einen deutlichen Wetterumschwung mit sich.
    Die ersten Anzeichen, dass es ein bisschen kälter geworden sein könnte, erlebten wir, als wir heute früh ins Auto einstiegen, um zum Park zu fahren. Die Cola vom Vortag, die sich noch im Getränkehalter des Autos befand, war zugefroren. Wir haben in den letzten vier Wochen nie mehr als ein T-Shirt tragen müssen (OK, manchmal hatten wir noch eine Hose an), und in unseren Autos lief bisher ständig die Klimaanlage. Diese stellten wir heute auf "heizen", vorher jedoch mussten wir nochmal aufs Zimmer, um Pullover und Jacke anzuziehen. Die Fahrt ging allerdings nicht lang, da es recht bald anfing zu regnen, der Regen ging anschließend in Schnee über. Wir kehrten um.

    Wie es der Zufall so will, besitzt unser Motel eine angeschlossene Videothek (ich wusste gar nicht, dass es in den USA noch sowas gibt; andererseits wird es hier in der Einöde, in der es kaum Handyempfang und nur langsames Internet gibt, nicht so wahnsinnig viele Streamingangebote geben), und wir haben einen DVD/VHS-Player im Zimmer, sodass wir uns wohl ein paar Filme ausleihen werden. Wir wollten ja sowieso ein wenig langsamer machen, oder?

    Wir sind trotzdem froh, dass die kleine Eiszeit jetzt erst über Nordamerika ausbricht. Vorgestern waren wir noch am Monument Valley, und da streifte uns das Tiefdruckgebiet nur: während es am Vormittag kurz regnete, klärte es sich zum Nachmittag zunehmend auf, und wir hatten zum Sonnenuntergang fast wolkenlosen Himmel. Die Landschaft dort zählt zu dem Beeindruckendsten, das wir auf unserer Reise bisher gesehen haben; es wäre sehr schade gewesen, auf diese Eindrücke aufgrund von schlechtem Wetter verzichten zu müssen.

    Und noch ein kleiner, positiver Nebeneffekt: auf der Rückfahrt zum Motel versuchten wir noch (vergeblich), das schlechte Wetter auszusitzen, und begaben uns in ein kleines Restaurant in Torrey, das Café Diablo. Dort gab es ausgezeichnete Sandwiches, Kathrin hatte ihres mit "bacon marmelade". Das Zeug ist ein wahres Fest für die Geschmacksnerven: salzig, süß, leicht scharf und extrem herzhaft - ich glaube, ich habe noch nie so was leckeres gegessen!

    Das angehängte Video wurde übrigens im Capitol Reef aufgenommen - gestern, bei der Fahrt hierher. Am Horizont kann man bereits die Tieffront erkennen, die uns heute voll erwischte.
    Read more