• Samakov - Versöhnung im Kloster Rila

    May 12–14 in Bulgaria ⋅ ☀️ 10 °C

    Sofia - Samakov: 65km; 3:15h; 627 hm

    Ja mein Start in Bulgarien war wahrlich nicht wie ich mir das vorgestellt habe, was weniger an Bulgarien lag aber das anfängliche Setting hat meine emotionale Bindung und Begeisterung eben doch auch Grenzen gehalten.

    Doch spätestens jetzt, wo wir Samokov erreichen, versöhne ich mich mit dem Land, welches sein durch die vielen Wälder markantes grün schon in der Nationalflagge trägt.
    Seitdem wir (Manu, meine aktueller Reisegefährte und ich) Sofia nach nur einer Nacht wieder verlassen haben, folgen wir kurvigen, leicht ansteigenden Straßen in das Bergland Bulgariens. Riesige schneebedeckte Berggifel, der Rhodopen und des Rila-Gebirges, weisen uns den Weg und wir folgen zielstrebig unserer sich durch die endlose hügelige Waldlandschaft windenden Straße. Wir stellen uns vor, wie wir durch das Alpenvorland fahren. Vieles erinnert daran, der Ausblick auf die bis zu 3000m hohen Berggipfel, die satten grünen Wiesen, Bauern die ihre Felder mit kleinen Traktoren aber mit viel Herzblut bearbeiten.

    Wir überqueren Bergflüsse, kommen durch kleine Bergdörfer bis wir schließlich die Kleinstadt Samokov, auf 1100m Höhe erreichen.
    In unserem Guesthouse bei Alex werden wir empfangen wie Freunde. Schnell spüren wir, hier würden wir gern länger bleiben und buchen direkt von einer auf 2 Nächte um. Es ist noch Low-Season und außer uns ist nur noch Steve in der kleinen liebevoll eingerichteten Familienunterkunft, der uns in britischem Akzent von seinen Hausumbauplänen erzählt, welche er für seine in der Nähe erworbene Immobilie verfolgt. Genüsslich verdrückt er dabei sein 400Gramm großes Steak, welches zu groß ist um auf den kleinen Teller zu passen.

    Gemeinsam mit Steve, der sich hier bereits sehr gut auskennt, brainstormen wir über unseren kommenden Tag. Der Grund warum wir dieses wundervolle Bergstädtchen angesteuert haben ist, dass wir das "Kloster Rila" (Danke meinem Kumpel Christian für diesen großartigen Tipp!!) besuchen wollen, 2 Busstunden von hier. Einen direkten Bus gibt es nicht, aber von Samokov fährt am nächsten morgen ein Bus in die Richtung. Ein solches touristisches Highlight Bulgariens wird schon gut erschlossen sein, und so freuen wir uns auf den kommenden Tag...

    13.05. 11:30 Uhr: Wir stehen in Blagoewgrad am Busbahnhof, am Fuße des Rila Gebirges, eine Stunde vom Kloster Rila entfernt. Der letzte und einzige Bus zum Kloster ist seit heute morgen um 7 schon (im wahrsten Sinne) über alle Berge, der letzte Bus zurück nach Samokov fährt bereits in 3h. Zu viel Zeit um am Busbahnhof zu sitzen zu wenig um das KLoster zu besuchen. Wir haben schon gehört, dass der öffentliche (Bus.) Verkehr nicht so verlässlich sein soll, dass er einfach auch noch wenig ist, gerade rund um dieses Touri-Highlight, schockt uns dann doch.
    Egal, jetzt sind wir einmal so weit gekommen, zu weit um abzubrechen. Wir entscheiden uns für eine Taxialternative. Mit Peter verhandeln wir einen guten Preis und in nullkommanichts, sitzen wir im bis auf unter die Fußmatten polierten Benz auf dem Weg weiter nach oben in den Rila Nationalpark. Dank Handyübersetzer, lässt er mich gleich im ersten Satz wissen, dass er gern mit mir allein wäre und ob wir Manu nicht irgendwie "loswerden" können. Wie unanagenehm. Auf meine Frage, was seine Frau wohl davon hält, lacht er nur. Die Fronten sind schnell geklärt und wir kommen zurück auf ein freundschaftlich-geschäftliches Verhältnis. Peter ist eigentlich (bis auf diesen etwas direkten ANmachversuch) ein cooler Typ um die 50, der mit Hut und Sonnenbrille und in diesem schicken Auto, fast etwas Chauffeur Atmosphäre versprüht. Wir hören bulgarische Musik und erreichen so eine Stunde später unser auserwähltes Ziel: Kloster Rila**

    Vom ersten Moment an fesselt uns das größte orthodoxe Kloster Bulgariens mit seiner Architektur, den farbenfrohen Fresken und hölzernen Arkaden. Während wir im Schatten der hohen Klosterwände ein traditionelles "Mekitza" verdrücken (warmes fritiertes Teiggebäck mit Puderzucker), wird uns klar warum dieses Kloster Teil des UNESCO Weltkulturerbe ist. Es ist wahrlich beeindruckend und bis heute leben Mönche in diesen heiligen Wänden.

    Mit noch einem Mekitza für unseren Taxifahrer Peter unter dem Arm, verlassen wir nach einer Stunde des Staunens, die Rilaer BErge wieder Richtung Heimat. Die 2. Challenge des Tages steht an: da wir davon ausgehen, dass unser Bus nach Samokov bereits weg ist, haben wir uns darauf eingestellt zurück zu trampen. Nicht aber mit Peter!

    Der kennt nämlich den Busfahrer und so wird in einen kurzen Telefonat ein "Übergabeort" der beiden Touris ausgemacht...
    Dank Peter arrangieren wir einen Umstieg in den Bus "on the fly" und 2h später sitzen wir in unserem so lieb gewonnen Samokov, am Fuße der Berge, mit einem Eis in der Hand und schwelgen in Erinnerungen an diesen wundervollen Tag, Ohne Rad aber dafür mit ganz viel bulgarischer Kultur... :)
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