• Lofotenzauber und ein angeschlagener Tag

    February 17 in Norway ⋅ ⛅ -1 °C

    Der Morgen beginnt … sagen wir mal, durchwachsen. Noch bevor der Tag richtig erwacht, meldet sich mein Körper mit einer Liste von Beschwerden: Husten, Kopfschmerzen, Schmerzen in Rücken, Hüften, Beinen, Armen – das volle Programm. Kurz überlege ich, ob ich vielleicht im Schlaf überfahren wurde, aber dann fällt mir ein, dass ich ja im Knutschi liege und nicht auf einer Landstrasse. Also raus aus dem Bett, eine Irfen eingeworfen, und nach einer Stunde sieht die Welt schon wieder freundlicher aus.

    Rolf hingegen? Der schläft wie ein Stein, wacht auf wie ein fitter Turnschuh (woher kommt diese Redewendung eigentlich?) und ist bereit für den Tag. Beneidenswert.

    Zum Glück haben wir heute die Gelegenheit, unsere Wasservorräte aufzufüllen, also gönnen wir uns eine ausgiebige Dusche im Wohnmobil. Luxuriös! Danach steht eine Premiere an: Zum ersten Mal seit unserer Reise reinigen wir den Feststoffbehälter unserer Trockentrenntoilette. Die Technik ist bewährt – zu Hause haben wir bereits Kokosfasern aufgeweicht, portionsweise vakumiert und nun müssen wir nur den fertigen Beutel aufschneiden und erneuern. Praktisch und sauber.

    Doch dann ein Blick auf die Uhr: 10:45 Uhr! Die Fähre geht um 11:10 Uhr! Also schnell noch das Wasser auffüllen, Knutschi startklar machen und los. Zum Glück sind es nur fünf Minuten zur Fähre – Punktlandung!

    Die Überfahrt ist kurz, aber sobald wir auf den Lofoten ankommen, ist klar: Wir sind in einer anderen Welt. Eine Welt aus Schnee, schroffen Bergen und eisblauem Licht. Die Szenerie ist so atemberaubend, dass wir ein Foto nach dem anderen schiessen und trotzdem das Gefühl haben, sie nicht annähernd einfangen zu können. Es ist einfach zu schön, zu gross, zu majestätisch.

    Wir fahren auf einer kleineren Strasse, die sich durch das Winterwunderland schlängelt. Jede Kurve eröffnet eine neue Postkartenansicht, und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es ist fast surreal – wie eine Mischung aus norwegischem Märchen und Polarkulisse.

    Doch während die Lofoten ihre ganze Schönheit entfalten, spüre ich, wie mein Körper sich gegen den Tag sträubt. Gegen Abend werde ich immer müder, die Kopfschmerzen kehren zurück, und die Gliederschmerzen sind wieder da. Mein Energielevel sinkt auf den Nullpunkt.

    Also suchen wir uns einen Platz für die Nacht. Rolf übernimmt alles – er richtet Knutschi ein, sorgt für Ordnung und stellt sich dann noch an den Herd, während ich mich nur noch unter die Daunendecke verkrieche. Ich friere, egal wie viele Schichten ich anziehe, und kann mich einfach nicht aufwärmen. Draussen leuchtet die Welt in eisigem Blau, drinnen duftet es nach Abendessen – aber für mich gibt es heute nur Ruhe.

    Nicht mal die Polarlichter, die nun am Himmel tanzen, können mich erwärmen.
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