• Der lange Weg nach Hause

    February 27 in Sweden ⋅ ⛅ 1 °C

    Ein Entschluss mit Wehmut und Vorfreude

    Manchmal trifft einen die Erkenntnis nicht wie ein Blitz, sondern schleicht sich langsam ins Bewusstsein. Gestern war so ein Tag. Nach langen Gesprächen, ehrlichem Abwägen und einem Glas Wein (oder vielleicht zwei) war klar: Wir fahren nach Süden. Nicht, weil wir müssen, sondern weil wir wollen. Weil wir das Gefühl haben, dass diese Reise ihren Höhepunkt erreicht hat und alles, was jetzt noch käme, nur eine Verlängerung ohne echtes Ziel wäre.

    Natürlich könnten wir noch zwei Wochen durch Skandinavien tingeln, noch ein paar Nordlichter jagen oder auf den nächsten Schneesturm warten. Aber die Wahrheit ist: Wir haben alles gesehen, was wir sehen wollten. Wir haben das Gefühl, dass wir nichts mehr "entdecken", sondern nur noch "ausharren". Und dafür sind wir nicht gemacht.

    Wir brauchen Ziele. Echte, greifbare, motivierende Ziele. Und die sind nicht daran geknüpft, einfach nur unterwegs zu sein, sondern an das Staunen, das Erkunden und das Erleben. Und wenn wir ehrlich zu uns sind, haben wir davon auf dieser Reise mehr als genug gehabt.

    Also ändern wir die Richtung, 2500 Kilometer gegen Süden, mit der Freiheit, heute 150 Kilometer zu fahren oder morgen 600 – ganz nach Lust und Laune. Und seit dieser Entschluss gefallen ist, fühlt es sich richtig an. Wir freuen uns auf die Heimreise, auf das, was noch kommt, und ja, auch darauf, irgendwann wieder nach Skandinavien zurückzukehren. Denn eines ist sicher: Das war nicht unser letzter Winter hier oben!

    Schnee, Chaos und ein fast unmögliches Museumsabenteuer

    Der heutige Tag hatte zwei Missionen:

    Knutschi waschen – denn unter all dem Dreck verbirgt sich tatsächlich ein Wohnmobil.

    Das Wasalauf-Museum in Mora besuchen – weil wir ja wenigstens so tun wollen, als wären wir sportlich interessiert.

    Ersteres klappte erstaunlich gut. In Östersund fand Knutschi eine Waschbox, und nach 20 Minuten Hochdruckreiniger-Massaker erstrahlte unser treuer Begleiter wieder in seinem ursprünglichen Glanz. Zumindest für ein paar Kilometer. Denn kaum fuhren wir weiter Richtung Mora, war der Schnee nur noch ein Relikt aus besseren Tagen, die Straßen matschig und unser frisch gewaschenes Wohnmobil bald wieder dekorativ gesprenkelt.

    Dann Mora. Wir hatten uns das so schön vorgestellt: Parkplatz finden, gemütlich ins Museum schlendern, ein bisschen Geschichte schnuppern. Die Realität? Verkehrschaos vom Feinsten. Überall Lastwagen, die Schnee (!) herankarrten, Strassensperrungen, Busse voller Langläufer, verzweifelte Autofahrer – und mittendrin wir mit Knutschi, der sich irgendwie durch die engen Gassen quetschen musste.

    Der Versuch, irgendwo zu parken? Gescheitert.
    Ein zweiter Versuch? Ebenfalls gescheitert.
    Ein dritter? Machen wir’s kurz: Mora war wohl einfach nicht bereit für uns.

    Stattdessen landeten wir im Biltema, wo ich mich mit neuen Camping-Gläsern tröstete. Dann ein letzter hoffnungsvoller Blick Richtung Museum – und die Erkenntnis, dass wir es heute einfach bleiben lassen sollten. Also auf zu unserem Plan B: Siljansfors. Ein kleines, stilles Wald- und Flössereimuseum, das zwar geschlossen war, uns aber mit einem perfekten Übernachtungsplatz empfing.

    Hier stehen wir nun, lassen den Tag Revue passieren und fragen uns, wo um Himmels willen die Organisatoren des Vasalaufs den Schnee für das Rennen herzaubern. Denn viel davon haben wir in der Umgebung nicht gesehen.

    Aber egal – unser Rennen ist sowieso ein anderes. Und unser Ziel ist klar: Nach Hause, mit vielen Erinnerungen im Gepäck und der Gewissheit, dass wir wiederkommen.
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