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  • Anreise Via Lemovicensis Teil 2

    7 luglio 2023, Germania ⋅ ☀️ 29 °C

    07.07.2023 Koblenz - Mainz - Mannheim - Paris - La Souterraine

    Via Lemovicensis Teil 2 steht vor der Tür, heute geht es los. Nach einer wie immer vor einem besonderen Ereignis unruhigen Nacht bin ich vor meinem gestellten Wecker schon um kurz nach 5 Uhr auf den Beinen. Ein kleines Frühstück und ein letzter prüfender Blick auf mein Gepäck bestimmen die letzen Minuten zu Hause, bis Susanne mich zum Bahnhof bringt. Dort trifft mein ICE nach Mainz mit einer geringen Verspätung ein, die unterwegs wegen einer Baustelle noch größer wird. Ich bekomme kurz vor Mainz bereits angezeigt, dass ich meinen Anschlusszug voraussichtlich nicht erreichen werde. Aber auch der hat einige Minuten Verspätung, und so verbringe ich lediglich fünf Minuten auf dem Bahnsteig, bis der ICE nach Mannheim einfährt. Jetzt ist mir alles egal, den ICE nach Paris werden wir auf keinen Fall verpassen.

    Jörg meldet sich gerade, auch sein Zug wird mit Verspätung in Mannheim eintreffen. Wir haben beide zum Glück einen Puffer eingebaut, damit wir den für uns wirklich wichtigen Zug nach Paris erreichen. Ich habe vorgestern sogar noch umgebucht, da mir das Zeitfenster zwischen den einzelnen Verbindungen zu klein war: alles richtig gemacht. Wir kommen beide fast zur gleichen Zeit in Mannheim an und haben jetzt eine gute Stunde Zeit bis zur Abfahrt des ICE nach Paris. Man spürt deutlich, dass wir die deutsch-französische Grenze überfahren, der Zug nimmt nach 148 km/h merklich Fahrt auf und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 317 km/h. Gegen 13 Uhr treffen wir in der französischen Hauptstadt am Gare de l‘Est ein und fahren direkt mit der Metro acht Stationen bis zum Gare d‘Austerlitz. Dort müssen wir noch eine gute halbe Stunde warten, bis der Bahnsteig angezeigt wird. Unser Wagen befindet sich im vorderen Bereich des Intercités. Wir laufen nach der Ticketkontrolle gefühlt einen Kilometer, bis wir den Wagen 15 erreichen. Pünktlich um 14:40 setzt sich der Zug in Richtung Toulouse in Bewegung.

    Mit etwas Verspätung erreichen wir um 17:40 Uhr La Souterraine. Leider gibt es in der am Bahnhof gelegenen Touri-Info keinen Stempel mehr, sodass wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft „La Caucher du Soleil“ machen. Dort werden wir von Pieter, einem belgischen Pilger, empfangen. Er zeigt uns schon einmal das Haus, unsere Gastgeberin Claudine Moncuit wird erst später erscheinen. Es gibt neun Betten in drei Räumen und alles hat den Charme einer gemütlichen Pilgerherberge mit Garten. Es scheint ein guter Beginn unserer diesjährigen Pilgertour zu sein. Außerdem und drei Männern ist auch noch die Französin Anne-Isabel aus der Nähe von Paris heute zu Gast.

    Zunächst geht es unter die Dusche und kurz darauf lernen wir Claudine kennen, die deutlich besser Deutsch spricht als ich Französisch. Während wir im Garten sitzen und ein Bier trinken, bereitet sie das Abendessen vor. Es macht ihr sichtbar Freude, sich um ihre Gäste zu kümmern. Wir sitzen im Freien mit Claudine und Anne-Isabel und es gibt ein leckeres 4-Gänge-Menü. Dabei führen wir ein angeregtes Gespräch in drei Sprachen. Nach dem Essen gesellt sich Pieter noch zu uns und auch wir führen einen regen Austausch. Es ist so angenehm, den Abend in dem ausgedehnten Garten zu verbringen. Gegen 22 Uhr wird es dann aber Zeit, den langen Tag zu beenden. Morgen wird es dann ernst, die erste Etappe steht an.
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  • Gefühlt der wärmste Tag…

    8 luglio 2023, Francia ⋅ ⛅ 30 °C

    08.07.2023: La Souterraine - Marsac (29,3 km, 6:20 Std)

    Nach einer angenehmen Nachtruhe wachen wir gegen 6:30 Uhr auf und freuen uns bereits auf das Frühstück, das Claudine im Erdgeschoss zubereitet hat. Es gibt vieles aus ihrem eigenen Garten und schmeckt hervorragend. Gestern Abend hat sie uns noch einen Pilgerstempel in die Ausweise gemalt, jeder hat jetzt einen ganz individuellen. Auch Anne-Isabel und kurz darauf Pieter gesellen sich zu uns. Gegen 8:00 Uhr sind wir abmarschbereit und Pieter macht noch ein Erinnerungsfoto. Zunächst besorgen wir uns in einer Bäckerei noch ein paar Flaschen für unterwegs, damit wir bei den zu erwartenden Temperaturen nicht verdursten. Wir laufen zunächst auf der D10, wo uns öfter ein paar rasant fahrende Autos begegnen. In St. Priest la Feuille finden wir zu unserer Überraschung in der Église Saint-Laurent im Eingangsbereich einen Pilgerstempel. Kurz hinter der Ortschaft verlassen wir die D10 und gehen auf einer kleinen Nebenstraße bis zum Weiler Le Bec weiter. Nach jetzt zwei Stunden und rund 9 Kilometern machen wir eine erste Pause.

    Rund 15 Minuten später sind wir wieder unterwegs durch Wiesen und Weiden. Straße und Waldweg, Sonne und Schatten sind im Wechsel unsere Begleiter. An einem See treffen wir Anne-Isabel, die gerade ihre Socken gewechselt hat. Wir haben hier die Hälfte unseres Tagespemsums geschafft, sie hat nur noch 7 Kilometer bis Bénévent l’Abbaye. Auch in der Église St. Martial in Chamborand sehen wir sie noch einmal, bevor sich unsere Wege trennen. Nach einer weiteren Strecke stoßen wir an einer Kreuzung auf eine gesperrte Straße, der wir eigentlich folgen sollten, die Wegweiser zeigen allerdings nach links. Wir ignorieren dann letztlich doch die Absperrung und vermeiden dadurch einen Umweg. Kurz darauf erreichen wir eine Sperre an einem See, die aber mühelos umgangen werden kann. Bereits nach hundert Metern befindet sich die Sperrung von der entgegengesetzten Richtung. Der Grund für die Sperrung erschließt sich uns nicht und so kommen wir zu der Erkenntnis, alles richtig gemacht zu haben. Gegen 13 Uhr und nach circa 19 Kilometern wird es Zeit für eine weitere Pause. Vor uns breitet sich eine bunte Landschaft aus, wo ein Fuchs durch eine Wiese schleicht.

    Die Pause hat gut getan, das Hemd ist wieder trocken und wir sind voller Tatendrang für die letzen zehn Kilometer. Aber zunächst erwartet uns der steilste Anstieg des Tages, bevor wir nach Bénévent l‘Abbaye kommen. Wir weichen etwas vom Weg ab, weil wir zur Église Saint-Barthélémy möchten, einer romanischen Kirche aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Dort finden wir auch einen Pilgerstempel vor. Es geht weiter überwiegend auf Asphalt. Am Ortsende kaufen wir in einem Supermarkt so reichlich Wasser ein, dass jeder zusätzlich drei Kilo im Rucksack mitschleppen muss. Zum Ende des Tages durchqueren wir Marsac und finden auch hier eine offene Kirche vor, allerdings ohne Stempel. Das letzte Stück Weg hat es noch einmal in sich, denn es geht beständig bergauf - und das bei inzwischen 30 Grad - bis wir unser Ziel erreichen: das Chambres d'hôtes La Balade. Dort werden wir von Ruudt begrüßt und zuerst einmal zu einem Bier eingeladen. Das tut gut, denn wir sind heute wirklich geachlaucht von der Streckenlänge und den hohen Temperaturen. Nach einem Gespräch, bei dem jeder den anderen kennenlernt, zeigt er uns unser Zimmer - alles bestens, wir fühlen uns wohl.

    Es folgt das übliche Abendritual: Körperpflege und Wäsche waschen, heute mit der Waschmaschine, was ein Luxus. Gegen 19 Uhr verschwindet Rudi in der Küche und ich reserviere unsere Betten für morgen. Zunächst bekomme ich eine Absage, da es sich um eine Pilgerunterkunft handele. Ich hatte wohl nicht erzählt, dass Jörg und ich Pilger seien. Nachdem ich mich für meine schlechtes Französisch entschuldige, beginnt meine Gesprächspartnerin auf Deutsch mit mir zu sprechen. Irgendwie hat sie wohl gemerkt, mit welchem Landsmann sie es zu tun hat. Auf jeden Fall können wir morgen ab 16 Uhr die Unterkunft beziehen. Inzwischen ist Rudi mit dem Kochen fertig, es gibt Tomatensuppe, Salat und Gemüselasagne - und das alle superlecker. Morgen werden wir in Ruhe frühstücken, ein angekündigtes Gewitter abwarten und dann losmarschieren.
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  • Die Hitze macht uns fertig

    9 luglio 2023, Francia ⋅ ☀️ 28 °C

    09.07.2023 Marsac - Les Billanges (22,2 km, 5:20 Std)

    Ein tiefer Schlaf hat gut getan, ich fühle mich von den gestrigen Strapazen doch recht gut erholt. Erst kurz vor dem geplanten Frühstück sind wir aufgestanden, begleitet von einem leichten Grollen aus der Höhe. Es wird gleich ein Gewitter über uns herziehen, das aber gegen 9 Uhr einen Abmarsch erlauben soll. Zunächst aber genießen wir mit Rudi ein gutes Frühstück. Währenddessen wird der Wind stärker, die Blätter an den Böumen Tanzen aufgeregt umher und es kühlt merklich ab. Dann beginnt es zu regnen und es ist ein einzelner Blitz zu sehen. Schon nach wenigen Minuten ist die Vorstellung bereit vorüber. Es wird nun Zeit, dass wir unsere Rucksäcke verpacken und uns für den Abmarsch bereit machen. Um 9:40 Uhr verabschieden wir uns von Rudi und einer inzwischen dazugekommenen Freundin von ihm. Übrigens hat er unsere Pilgerpässe mit einem selbst gemalten Stempel versehen.

    Schon nach kurzer Zeit erreichen wir Arrènes und treffen wieder auf den markierten Jakobsweg. Es herrscht eine beruhigende Stille, lediglich das Zwitschern der Vögel und etwas Donnergrollen in der Ferne sind zu hören. Dann wird es anstrengend, wir müssen einige Höhenmeter bis Saint-Goussaud überwinden. Der Schweiß dringt aus den Poren und wir sind bewusst deutlich langsamer unterwegs. Oben angekommen werden wir bereits von einem Rastplatz begrüßt, den wir gerne nutzen. Hier bleiben wir eine Weile, da wir uns heute Zeit lassen können. Ein paar Schritte weiter im Dorf befindet sich die Église Saint-Goussaud, die wohl auch schon über ein paar Jahrhunderte Pilger begrüßt hat. Allerdings ist denen per Hinweis nicht erlaubt, in der Kirche zu übernachten. Als wir weitergehen wollen, kommt Anne-Isabel um die Ecke, die aber auf einem anderen Weg unterwegs ist. Sie fragt uns, ob man hier Wasser bekommen kann. Die Frage können wir leider nicht beantworten, also biete ich ihr eine von meinen Wasserflaschen an. Dadurch kann ich das Gewicht meines Rucksackes rasch um ein Kilo reduzieren. Wir verlassen Saint-Goussaud über meist schattige, aber auch holprige Hohlwege, die uns schließlich nach Châtelus-le-Marcheix, wo wir nach gut 12 Kilometern eine weitere Pause einlegen.

    Der folgende Abschnitt ist wieder etwas anspruchsvoller - überwiegend auf einer Nebenstraße, manchmal über Schotter durch den Wald, aber überwiegend aufwärts. Das ganze findet dann abwechselnd in der prallen Sonne und im Schatten statt. Und wenn der Wind nachlässt, ist sehr drückend. Zwei Kilometer vor Les Billanges machen wir vor einem letzten Anstieg an der Moulin de Chauchigne noch einmal eine Rast. Gegen 16:30 Uhr sind wir an der Herberge und werden von einem Nachbarn zum richtigen Haus verwiesen. Die erneut hohen Temperaturen setzen uns zu - zum Glück haben wir unsere Pausen wie geplant eingehalten. Kurz darauf erscheint seine Frau und schließt uns das Haus auf. Vor uns öffnet sich ein bunter Raum, aus dem der Geruch einer Feuerstelle entgegenkommt. Tatsächlich befindet sich nebenan ein Aufenthaltsraum mit Küche, der eine offene Feuerstelle hat. Die Betten verteilen sich auf ein Zimmer im Erdgeschoss sowie weitere im Obergeschoss. Wir entscheiden uns für das untere Zimmer. Die Nachbarin zeigt uns alles und gibt uns zu verstehen, dass Francine später kommen wird. Zunächst wird gewaschen und geduscht. Während Jörg seine Wäsche aufhängt, kommt Françoise und begrüßt uns. Sie wird nachher für uns kochen.

    Der Abend sollte dann noch einige Überraschungen für uns bereit halten. Zum Essen gesellte sich die deutschstämmige Mutter von Françoise zu uns. Mit ihren 95 Jahren hat sie schon ein stolzes Alter erreicht. Der Clou aber ist, dass sie aus dem Koblenzer Stadtteil Lützel geboren wurde. Und dann kam der große Auftritt von Jörg: er pflückte draußen eine duftende Blume und überreichte diese der alten Dame. Ihr ewiger Dank wird mit ihm sein. Als weiteres Highlight spielte uns Françoise ein selbstgeschriebenes Camino-Lied auf der Gitarre vor - mein Übersetzungsprogramm zauberte daraus eine wunderschöne deutsche Version. Jörg und ich sind begeistert, der Aufenthalt hier ist wieder so ein typisches Camino-Erlebnis. Dank dem Universum dafür.
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  • Für die Tour de France leider zu spät

    10 luglio 2023, Francia ⋅ ⛅ 29 °C

    10.07.2023 Les Billanges - Saint Leonard de Noblat (20,4 km, 4:30 Std)

    Heute steht mit rund 19 Kilometern die bisher kürzeste Etappe an. Wir stehen gegen 6 Uhr auf und Jörg deckt mit dem vorbereiteten Frühstück den Tisch im Aufenthaltsraum. Bis wir dann endlich fertig sind, wird es 7:45 Uhr. Die Verzögerung geht auf meine Kappe, da ich noch in den gestrigen Blogeintrag das von Jörg aufgenommene Lied von Francoise eingebaut habe. Die ersten 5 Kilometer kommen wir auf der D29 gut voran und erreichen nach noch nicht einer Stunde die Pont du Dognon über den Fluss Taurion. Da wir bis dahin einiges an Höhe verloren haben, geht es auf der anderen Seite über meist schattige Wald- und Wiesenwege durch unberührte Natur aufwärts, sodass wir das Tempo wieder etwas drosseln. Wir haben uns vorgenommen, in Le Châtenet-en-Dognon nach rund 19 Kilometern eine erste Rast einzulegen. Bereits am Ortseingang werden wir auf eine Bäckerei und einen Rastplatz an der Kirche hingewiesen. In der Bäckerei füllen wir unsere Wasservorräte auf und genehmigen uns dazu noch einen Snack. Während der Pause haben unsere Hemden die Gelegenheit, wieder in einen trockenen Zustand zu gelangen.

    Wir lassen uns eine gute Stunde Zeit, denn den Schlüssel für die Pilgerherberge der Amis de Saint Jacques erhalten wie erst ab 14 Uhr in der Touristinfo. Der nächste Abschnitt führt uns auf einer Nebenstraße durch die pralle Sonne, ohne den Hauch von Schatten. Wir sind hocherfreut, als wir nach vier Kilometern wieder in ein Waldstück abbiegen können. Eine Viertelstunde später erreichen wir die ehemalige Mühle von Lajourmard, die ein idealer Platz für eine weitere Unterbrechung ist. Die Mühle scheint bewohnt zu sein, aber es ist niemand zu Hause. Wir nehmen auf einer Bank unter einem Mandelbaum Platz und lassen ein wenig die Beine baumeln. Ein Thermometer zeigt 26 Grad im Schatten, nebenan rauscht der Mühlbach vor sich hin und ein paar Vögel zwitschern uns aus den Bäumen zu.

    Es hilft nichts, wir müssen weiter. Die Temperaturen steigen weiter an, genauso wie es die letzten Kilometer zweimal machen. Dabei wird unser Tempo langsamer. Am Horizont sieht man bereits den Glockenturm der Stiftskirche Saint-Léonard-de-Noblat, doch es dauert noch eine Viertelstunde, bis wir zum Ortseingang gelangen. Dort hängt auch noch ein erster Hinweis zum gestrigen Etappenstart der diesjährigen Tour de France, den wir leider um einen Tag verpasst haben. Die ganze Stadt ist noch mit gelben Wimpeln geschmückt und in beinahe jedem Schaufenster kann man Relikte zu DEM Radsportereignis in Frankreich betrachten. Immer wieder findet man Bilder und Sprüche von Raymond Polidour, einem der besten französischen Radprofis, der hier in der Stadt gelebt hat und auch hier 2019 verstorben ist.

    Kurz vor 14 Uhr stehen wir vor der Touristinfo, die in wenigen Augenblicken öffnen wird. Wir werden von einer jungen Frau empfangen, mit der wir uns auf Englisch unterhalten. Sie stempelt unsere Pilgerpässe und übergibt uns den Code für die Pilgerherberge, die sich unmittelbar neben der Stiftskirche befindet. Die Herberge besteht aus drei Räumen mit 10 Betten und einem großen Aufenthaltsraum mit Küche und Waschmaschine. Diese nutzen wir auch direkt nach dem Duschen für unsere Wäsche. Während des Waschganges kaufen wir unser Abendessen ein: es gibt Lachs auf der Haut gebraten mit Pasta und Pesto, zum Dessert Bio-Schokopudding.

    Jörg legt sich nun etwas hin und ich erkunde noch etwas die Umgebung. Die mittelalterlichen Gebäude sind schick, eines versteckt etwas oberhalb in einer Nische einen Jakobus. Das beste hebe ich mir bis zum Schluss auf, die Stiftskirche. Der romanische Bau aus dem 11./12. Jahrhundert zieht mich direkt in seinen Bann. Rund um den Chor sind mehrere Nischenkapellen angeordnet und im südlichen Querschiff befindet sich das Grab des Heiligen Leonhard. Schon das Liber Sancti Jacobi empfahl den Pilgern im Mittelalter am Grab des Schutzheiligen der Gefangenen und der schwangeren Frauen zu beten. Ich zünde dort eine Kerze für meine Lieben an. Danach lausche ich der wunderschönen Musik eines jungen Organisten, dessen meditatives Spiel auf eine vortreffliche Akustik trifft. Ich genieße die halbe Stunde und kann mich in dieser Atmosphäre tief fallen lassen - ein schönes Erlebnis.
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  • Limoges - Namensgeber für den Camino

    11 luglio 2023, Francia ⋅ ⛅ 31 °C

    11.07.2023 Saint-Léonard-Noblat - Limoges (21,7 km, 5 Std)

    Heute Nacht habe ich eine neue Disziplin kennengelernt: Intervallschlafen. Unsere Unterkunft befindet sich direkt neben der Stiftskirche Saint-Léonard. Durch Glockenschlag wird den Bewohnern die Stadt Urzeit bekanntgegeben, und das durchgehend vierundzwanzig Stunden, auch nachts. Das bedeutet, ich wurde zu jeder Stunde durch den Glockenschlag wach. Zu meiner Verwunderung wurde die angezeigte Stunde nach wenigen Minuten noch einmal wiederholt. Na ja, so wusste ich halt immer, welche Stunde geschlagen hatte. Um 6 Uhr stehen wir auf und bereiten Frühstück vor. Brot und Käse haben wir gestern schon gekauft, Marmelade, Butter und Kaffee stehen zur Benutzung für uns bereit.

    Es dauert dann doch noch bis 7:30 Uhr, bis wir die Pilgerherberge verlassen. Es geht durch eine vernebelte Landschaft abwärts über das Flüsschen Vienne. Anschließend laufen wir entlang einer gut befahrenen Landstraße auf dem Fußweg. Schon bald verlassen wir diese und kommen bei einem zwei Kilometer langen und mit bunten Jakobsmuscheln gesäumten Anstieg erstmals ins Schwitzen. Noch sind die Temperaturen erträglich. Nach 10 Kilometern machen wir in Aureil an der Église Saint-Gaucher eine erste Pause. Kurz darauf setzt sich ein deutsches Pärchen aus Dortmund zu uns, das per Fahrrad auf dem Camino unterwegs. Mittlerweile habe ich auch Zugangscodes für unsere heutige Unterkunft in Limoges und die Bestätigung meiner Buchungsanfrage für die Pilgerherberge in Flavignac morgen.

    Unser Weg führt uns weiter über Wiesenwege an einem früheren Kloster vorbei, danach aber erneut bis zum Ziel auf Nebenstraßen. Eine weitere Pause legen wir in Feytiat an der romanischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert ein, denn die Hitze schwillt weiter an. Bald gehen wir an einer Anzeigetafel vorbei, die uns 37 Grad vor den Kopf knallt. Wir besorgen uns noch in einem Supermarkt Flüssigkeit und begeben uns dann auf die letzten Kilometer durch Vororte von Limoges. Es wird allmählich städtischer und auch der Verkehr nimmt zu. Über die Pont Saint-Etienne überqueren wir die Venant, steigen noch etwas aufwärts und stehen vor der unscheinbaren Eingangstüre unseres Hotels. Leider will der übermittelte Code für die Eingangstür nicht passen. Erst eine Dame aus dem nebenliegenden Eingang weist uns darauf, dass unser Zimmer dort verortet ist. Es gilt nun raus aus den durchschwitzten Klamotten zu kommen und zu duschen. Viel hilft das nicht, denn die Poren lassen unvermindert Schweiß an die Umgebung heraus.

    Nach der großen Wäsche wollen wir uns etwas zu trinken besorgen, der Pilgerstempel fehlt auch noch. Zunächst habe ich das Vergnügen, einer niederländischen Familie sowie eine weiteren Frau beim Zugang zu ihren Zimmern behilflich zu sein. Alle hatten, so wie ich, nicht auf die in der Infomail von heute angegeben Hausnummer geachtet. Zunächst statten wir der gotischen Kathedrale Saint-Étienne einen Besuch ab, eine Kerze wird auch entzündet. Da Jörg morgen einen Ruhetag einlegen wird, haben wir eine Busverbindung gefunden, die ihn nach Flavignac bringen kann. Diese lassen wir uns in der Tourist-Info bestätigen. Außerdem ist die junge Frau so nett, und für die Pilgerherberge in La Coquille anzumelden. Wir sind ihr sehr dankbar. Danach erkunden wir noch den Abfahrtsort des Busses - der wohlgemerkt nur Mittwochs fährt - nahe des Bahnhofs, bevor wir weitere Getränke für unseren Flüssigkeitsbedarf besorgen.

    Unser Camino, die Voie Historique de Vézelay oder auch Via Lemovicensis, ist einer der vier Hauptwege durch Frankreich. Der lateinische Name leitet sich wohl von den vor der Römerzeit hier angesiedelten keltischen Lemoviken ab.

    Zum Abendessen haben wir uns für Lou Pizza entschieden, die Jörg kurz vor der Pont de Saint-Étienne entdeckt hatte, als wir in Limoges eintrafen. Jörg wählte eine Pizza Milano, ich eine Pizza Chèvre Miel. Wir haben es nicht bereut, es hat hervorragend geschmeckt. Wieder in unserem Zimmer reißen wir die Frontfenster unseres im Erdgeschoss liegenden Domizils und spüren sofort, wie ein leichter Luftzug hereinströmt und die stehende Wärme etwas vertreibt. Außerdem können jetzt unsere an der Vorhangstange aufgehängten gewaschenen Kleidungsstücke besser trocknen.
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  • Dann gibt es halt nur Suppe

    12 luglio 2023, Francia ⋅ ☁️ 21 °C

    12.07.2023 Limoges - Flavignac (28 km, 6:15 Std)

    Es war eine gute Idee, das Fenster weit offen zulassen. Die noch feuchten Bekleidungsstücke sind vollständig getrocknet und wir konnten bei einer erträglichen Temperatur schlafen. Ich werde gegen 6 Uhr wach und beginne schon einmal, meine Sachen zurechtzumachen. Jörg hat sich auch gut erholt und entscheidet sich, heute mitzulaufen. Von draußen kommt kühle Luft ins Zimmer, die Temperaturen sollen im Vergleich zu gestern bis zu 15 Grad kühler sein. Um Punkt 7 Uhr verlassen wir die Unterkunft und laufen unter bedecktem Himmel in Richtung Westen aus der Stadt hinaus. Einschließlich der Universitätsklinik und den Vororten benötigen wir rund sieben Kilometer. An einem Kreisverkehr lädt uns ein Rastplatz zum kurzen Verweilen ein. Bis auf ein paar Autos ist es ruhig, die Stille wird lediglich durch Vögel und zwei junge Reiterinnen und ihren Pferden unterbrochen. Es riecht nach frisch gemähtem Gras und erste Sonnenstrahlen durchdringen die Wolkendecke. Unterwegs grüßen wir zwei Arbeiter. Einer gibt uns zu verstehen, dass er uns schon gestern im Supermarkt von Faytiat gesehen hat. Wir werden jedenfalls von einigen Menschen hier wahrgenommen.

    Bis Aixe-sur-Vienne lässt es sich gut laufen. Wir sind neben der Landstraße auf einem befestigten Weg unterwegs. Kurz vor dem Ort passieren wir die Ferme Puy P, auf der unter freiem Himmel neben Schafen auch Perlhühner, Gänse und Kaninchen gehalten werden. Gleich neben der Église Sainte-Croix finden wir uns eine Bäckerei, in der wir uns mit gut belegten Baguette mit Schinken und Käse sowie Hühnchen und Käse eindecken. Die verzehren wir gleich auf dem Kirchplatz. Um 11 Uhr ziehen wir weiter, doch schon bald beginnt es leicht zu tröpfeln und wir ziehen die Regenhauben über die Rucksäcke. Nach wenigen Schritten hört es aber schon wieder auf. Gegen 12 Uhr beginnt es wieder leicht zu nieseln und wir stellen uns neben zwei im Wald stehenden Autowracks unter. Bald lässt der leichte Regen wieder nach und wir setzen uns erneut in Bewegung.

    Kurz darauf zeigt sich ein Franzose von seiner besten Seite. In einem Dorf werden wir von einem Autofahrer gefragt, ob er uns mit Wasser helfen könne, doch wir haben noch ausreichend dabei. Trotzdem, mercy beaucoup! Wir tasten uns nach und nach kleine Wegstücke vorwärts, müssen aber immer wieder wegen einer nicht angekündigten Regenwolke Unterstand finden. Die Regenfront breitet sich ausgerechnet in dem Bereich Limoges - Flavignac aus und wir stehen mitten drin. In Saint Martin le Vieux warten wir insgesamt eine halbe Stunde. Das Regenradar vertröstet uns bis 14:30 Uhr. Und das Universum liefert wieder einmal pünktlich. Leider hält die trockene Phase lediglich eine Dreiviertelstunde an, dann öffnet der Himmel erneut seine Schleusen - zum Glück nur leicht.

    Es sind jetzt auch nur noch zwei Kilometer bis Flavignac. Die kleine Pilgerunterkunft liegt direkt gegenüber der Kirche, den Schlüssel bekommen wir in der Mairie. Dort kommt gerade ein weiteres Pärchen mit dem Fahrrad an und will anscheinend auch hier übernachten. Jörg und ich nehmen Fahrt auf, um die besten Betten zu bekommen - es gibt derer nämlich nur vier. Just in dem Moment, als wir unsere Sachen auf die unteren Liegen der beiden Doppelstockbetten platzieren, treten die beiden ein. Anscheinend nach reiflicher Überlegung sind sie dann von der für vier Personen recht kleine Räumlichkeit nicht mehr ganz so begeistert und fahren weg. Glück gehabt - aber boah, sind wir eigensinnig.

    Unser Verhalten gegenüber den beiden Fahrradpilgern wird auch postwendend bestraft. Gegen 18 Uhr wollen wir im einzigen Restaurant im Ort etwas essen, aber das ist heute anscheinend nicht möglich. Wir hätten wohl bis 17 Uhr reservieren müssen, wenn ich das Tuch verstanden habe. Wir trinken ein Bier, nehmen noch Getränke mit und kehren zur Herberge zurück. Kurz darauf erscheint eine junge Frau, die die Übernachtungsgebühr abkassieren möchte. Im Gegenzug erhalten wir einen Pilgerstempel. Zum Glück gibt es ein paar Vorräte in der Herberge wie Nudeln, Tütensuppe oder Ravioli. Wir zaubern uns daraus etwas zusammen und hinterlassen in einer Box einen Obolus, damit man die Vorräte wieder auffüllen kann.
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  • Halbe Strecke ist halbes Leid

    13 luglio 2023, Francia ⋅ ☁️ 22 °C

    13.07.2023 Flavignac - Bussière Galant (18,5 km, 4 Std)

    Nach einem sehr heissen und einem eher kühl-durchnässten Tag werden wir den Plan für heute völlig umwerfen. Ursprünglich waren 32 Kilometer bis nach La Coquille (= Muschel) angefacht, aber wie waren der Ansicht, etwas Erholung nach 150 gelaufenen Kilometern wären nun angebracht. Doch wie kürzt man eine Strecke ab, wenn es an Verkehrsmitteln mangelt. Busse? Fehlanzeige. Taxi? Zu teuer. Bahn? Fehlender Bahnhof. Dann bleibt nur, daraus eine vernünftige Mixtur zu finden. Die bestand für uns heute aus einer verkürzten Etappe bis Bussiere Galant, das gar nicht an der Via Lemovicensis liegt - hat aber einen Bahnhof, von dem zweimal am Tag ein Zug in Richtung Périgueux fährt.

    Damit wir den Zug um 12:08 Uhr nicht verpassen (die nächste Verbindung gibt es erst ab 17:43 Uhr per Bus), brechen wir schon um 7:00 Uhr, bringen aber noch den Schlüssel für die Herberge zur Mairie. Nach drei Kilometern auf einer Landstraße mit nicht immer präsenten Autofahrern erreichen wir Les Cars, wo wir in einer Bäckerei ein paar Croissants kaufen und dieses nahe der Ruinen des Château von Cars verzehren. Dann folgen wir wieder den bekannten Zeichen und werden von den gestrigen spanischen Radpilgern überholt. Doch schnell stellen wir fest, dass wir auf der falschen Route sind. Ab Les Cars wählen wir einen anderen Weg, um zum Bahnhof zu gelangen. Dazu müssen wir auf einen zum Teil sehr steilen Berg auf 544 Meter klettern. Hier machen wir halt etwas langsamer, bis wir den 1959 errichteten Sendemast erreichen. Unterwegs wurden wir im flacheren Teil des Anstiege von einem Gemeindearbeiter mit einem kleinen Traktor überholt, der freundlicherweise das Gras stutzte und umgestürtzte Äste absägte. Womit haben wir das nur verdient.

    Es wird nun etwas entspannter, da es leicht abwärts geht. Trotzdem verpassen wir wiederum einen Abzweig. Der Mann, der für die Navigation zuständig ist, hat heute anscheinend keinen guten Tag. Über Waldwege und später wieder auf Asphalt geht es vorwärts. Und dann laufen wir ein drittes Mal an einem Abzweig vorbei, können aber über eine Straße zum Bahnhof gelangen. Wir sind natürlich eine Dreiviertelstunde vor der Abfahrt dort, aber besser zu früh als gar nicht. Die Fahrt in dem vollen Zug dauert lediglich 7 Minuten - wir steigen gegen 14:15 Uhr in La Coquille aus. Zunächst schauen wir uns die Herbergen an, danach gönnen wir uns in einem Restaurant in der Nähe des Bahnhofs eine sehr leckere Pizza Cannibal. Danach heißt es warten, bis uns jemand um 16 Uhr in das Refugio einlässt.

    Zu unserer Überraschung öffnet sich die Türe der Herberge bereits eine halbe Stunde früher und wir werden von den beiden Hospitaleros, Jaqueline und Philippe aus Nantes, einem Paar in unserem Alter, herzlich begrüßt. Er spricht sehr gut Englisch, sie ein klein wenig. Die Räumlichkeiten sind hell und sehr sauber und es gibt Platz für maximal sechs Pilger. Jörg und ich richten uns ein und nutzen gerne die Waschmaschine. Gegen 19 Uhr gibt es Abendessen, das wir draußen im Garten einnehmen. Während dem Essen kommt noch Tom aus Belgien dazu, will aber nur einen Stempel. Der 19jährige ist auf dem Rückweg von Santiago. Nun haben wir uns alle fünf sehr viel zu erzählen - ein toller Abend!
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  • Nichts geht am Nationalfeiertag

    14 luglio 2023, Francia ⋅ ☀️ 30 °C

    14.07.2023 La Coquille - Thiviers (18 km, 4 Std)

    Wir werden auf unserer diesjährigen Pilgertour wieder reichlich beschenkt, dass wir es gar nicht glauben können. Jeden Tag begegnen uns fremde Menschen, die nach dem Abschied gar nicht mehr fremd sind. So auch heute wieder. Philippe bereitet für uns liebevoll ein Frühstück vor und wir setzen unsere Unterhaltung von gestern Abend unterbrechungsfrei fort. Jaqueline schläft derweil noch und wir fragen uns, ob Tom gestern noch gut im 17 Kilometer entfernten Chalus angekommen ist. Dann wird es auch für uns Zeit, dieses so toll betreute Refugium zu verlassen. Wir verabschieden uns von Philippe und ziehen in die Morgenkühle davon.

    Das Wetter meint es gut mit uns und der Wegeverlauf ebenso. Straße sowie Feld- und Wiesenwege wechseln sich ab und wir kommen sehr gut voran. Unsere erste Rast legen wir erst nach 10 Kilometern ein. In dieser Zeit lese ich noch einmal auf dem Smartphone die Druckvorlage der Neuauflage des Pilgerführers für den Linksrheinischen Jakobsweg durch und finde sich noch einige Stellen, die korrigiert werden müssen. Die Zeit eilt hierfür, denn kommenden Dienstag steht der Drucktermin an, sodass am 21. August die Veröffentlichung erfolgen kann. Nach der ausgiebigen Pause ziehen wir weiter durch unendliche Natur, die so durch so gut wie keinen Zivilisationslärm gestört wird.

    Zwischendurch bekomme ich die Nachricht, dass unser früherer Religionslehrer, Pfarrer Josef Ernst, am Mittwoch nach langer Krankheit verstorben ist. In Thiviers werde ich eine Kerze für ihn entzünden. Wenige Kilometer vor unserem heutigen Ziel legen wir eine weitere Pause ein. Leider trennt uns ein verschlossenes Tor von dem verlockenden See, sodass wir uns davor im Gras niederlassen. Auch jetzt bleiben wir eine gute halbe Stunde hier, bevor es auf das letzte Stück Weg geht. In Thiviers finden wir nach einem kleinen Umweg unsere Unterkunft Gite d'étape L'Abeille und ich rufe unseren Gastgeber David wie gewünscht an. Er gibt mir telefonisch eine Einweisung in die Unterkunft, deren Eingangstür geöffnet ist. Er wird erst später bei uns sein. Die Unterkunft ist liebevoll und großzügig eingerichtet, es finden hier zehn Pilger Platz. Gegen 16:30 Uhr kommt David zu uns, er ist schon ein tougher Kerl. Seit zehn Jahren baut er das Haus selbst um und hat auch noch ein paar Bienenvölker. So besteht sein "Pilgerstempel" auch aus einer gemalten Biene. Dankenswerterweise reserviert er für uns noch die morgige Unterkunft in Sorges.

    Da Frankreich heute seinen Nationalfeiertag begeht, sind alle Restaurants geschlossen und niemand auf der Straße. Zum Glück hat der Supermarkt in der Nähe geöffnet. Wir kaufen ein paar Sachen für das Abendessen ein - es gibt Canneloni und Tomatensalat - und spüren, dass es inzwischen ganz schön warm geworden ist. Ich mache noch einen kleinen Spaziergang durch Thiviers und stelle in der Église Notre Dame de l'Assomption vor den Marienstatuen von Lourdes und Fatima je eine Kerze für meine Lieben und für Pfarrer Ernst auf. Nach dem Abendessen kommt David nach getaner Arbeit auf dem Dach noch zu uns und wir trinken zusammen ein Bier. Es steht uns morgen frei, wann wir das Haus verlassen. Da es "nur" um die 22 Grad werden soll, wird es wohl etwas später als zuletzt.
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  • Pilger unter ständiger Beobachtung

    15 luglio 2023, Francia ⋅ ☁️ 22 °C

    15.07.2023 Thiviers - Sorges (17,5 km, 3:45 Std)

    David hat es gestern nicht mehr geschafft, auf ein Bier zu uns zu kommen. Dafür hatten wir im einem privaten Zimmer nebenan noch eine Familie zu Gast, die fast den kompletten Kühlschrank beansprucht haben. Für unsere wenigen Sachen war aber noch genug Platz. In der Nacht ist ein Gewitter mit Regen vorbeigezogen, die Straße ist heute morgen noch feucht. Wir stehen auch erst spät auf und machen gegen 8 Uhr Frühstück. Erst eine gute Stunde später packen wir unsere Rucksäcke und starten. Die erste Straße vor uns ist gesperrt, es findet heute ein Markt statt. Die angebotenen Leckereien sehen so gut aus und riechen noch besser. Vor allem die gebratenen Hähnchen haben es uns angetan.

    Der Himmel ist momentan grau und mit Wolken verhängt, die Temperatur ist angenehm aber es ist leicht schwül. Wir kommen gut vorwärts und machen ordentlich Meter. Jörg und ich philosophieren eine Weile über die mitzunehmende Ausrüstung. Wesentlicher Aspekt ist dabei die Reduzierung von Gewicht. Dabei werden wir von zwei Eseln, Hühnern und einer aufgeregten Gans und immer wieder von Hunden (zum Glück hinter Zäunen) begutachtet. Dann verlassen wir nach rund 5 Kilometern den markierten Weg und kürzen etwas ab. Nachdem wir wieder auf dem Camino laufen, überholt uns ein polnischer Fahrradpilger. Kurz darauf folgen noch drei weitere Biker, die unschwer an ihren Muschelsymbolen ebenfalls als Pilger zu erkennen sind.

    Nach fast zwei Stunden machen wir auf einer Kreuzung einer verkehrsarmen Straße eine erste Rast. Währenddessen bekomme ich eine Mail bezüglich unserer morgigen Unterkunft in Perigueux. Wir werden bei eine Dame übernachten, die zwar nicht anwesend sein und uns nicht bekochen kann, uns aber Gemüse aus ihrem Garten bereitlegen wird. Da freuen wir uns schon drauf. Es geht weiter durch eine landwirtschaftlich geprägte Landschaft - wie zumeist in den letzten Tagen. Wir streifen durch Wiesen, Maisfelder und Wälder. Vor Négrondes laufen wir durch und an einer riesigen Plantage vorbei, an der Walnussbäume in Reih und Glied stehen. Das Dorf selbst bezeichnet sich selbst als "Village des nichoirs" - dementsprechend hängen dort zahlreiche Vogelnistkästen. Nach knapp 15 Kilometern machen wir noch einmal eine kurze Pause.

    Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer und man spürt, wie der Wind etwas zunimmt - da kommt doch nicht etwa eine Schlechtwetterfront auf uns zu. Es geht unter anderem an einem Feld mit Sonnenblumen vorbei und wir fühlen uns hundertfach von den gelben Blüten beobachtet. Gegen 13:30 Uhr erreichen wir Sorges und finden auch rasch die Pilgerherberge direkt neben der Kirche, die zu unserer Überraschung offen ist. Wir sind aber deutlich zu früh, sie öffnet erst um 16 Uhr. Die beiden Hospitaleros Pierre (aus Quebec/Kanada) und Jean-Luc haben noch einiges zu tun. Wir dürfen aber unsere Rucksäcke abstellen, sollen dann erst später ab circa 15 Uhr wiederkommen. Wir bekommen den Weg zu einem Supermarkt erklärt, wo wir uns mit einem Snack und Getränken für morgen eindecken. Inzwischen beginnt es leicht zu regnen, da haben wir aber Glück gehabt. Am Supermarkt gibt es eine überdachte Sitzgruppe, in die wir uns zurückziehen. Da es allmählich frisch wird, gehen wir zurück in Richtung Herberge und kehren noch in ein uriges kleines Café ein, lassen uns dort noch etwas verwöhnen, allerdings zu einem etwas höherem Preis.

    Wir sind dann zur vereinbarten Uhrzeit wieder in der Herberge und unterhalten uns mit den beiden, die heute ihren letzten Tag ihres Dienstes haben. Am Abend wird noch die Nachfolgerin eintreffen. Auch diese Pilgerherberge ist klasse - klein, aber fein. Jean-Luc ist so nett, uns für übermorgen im Château Puyfarrat in Saint-Aster anzumelden. Das ist wohl ein ganz besonderer Geheimtipp für Pilger, wir sind freudig gespannt. Wir suchen uns im Obergeschoss unsere Betten aus und können nach der Dusche unsere Wäsche in der Maschine waschen. Im Anschluss drehen wir noch eine Runde durch Sorges und schauen uns die Kirche an. Dabei bekommen wir von einer Dame, die gerade ein abendliches Konzert vorbereitet, im Rahmen einer kleinen Führung ein paar Fakten zur Kirche erzählt.

    Später kommt noch Frederic dazu, ein Franzose, der bisher immer einen Tag nach uns in den jeweiligen Herbergen war. Ausserdem lernen wir noch Annique kennen, die ab morgen für die nächsten zwei Wochen den Dienst in der Herberge versieht. Dann werden wir zum Abendessen gerufen. Jean-Luc hat Bœuf Bourguignon gekocht und es schmeckt köstlich. Wir sitzen noch eine Weile zusammen, bevor gegen 22 Uhr alle in ihren Betten verschwinden. Bonne nuit!
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  • Eine Herausforderung nach der anderen

    16 luglio 2023, Francia ⋅ ☁️ 24 °C

    16.07.2023 Sorges - Perigueux (24,5 km, 5:15 Std)

    Das Frühstück ist heute für 7 Uhr verabredet, da Pierre zum Flughafen von Paris fahren muss. Er fliegt nach sechs Wochen in Frankreich wieder nach Hause. Wir treffen uns alle wieder im Aufenthaltsraum und genießen die Mahlzeit. Nachdem wir unsere Sachen fertig haben, ist auch für uns die Zeit für den Abschied von dieser wunderschönen Herberge gekommen. Kurz nach 8 Uhr sind Jörg und ich auf der Piste. Es ist wieder sehr angenehm und die Sonne scheint bereits. Es geht zunächst wieder durch die übliche dünn besiedelte Gegend und auch heute treffen wir auf langgezogene Sonnenblumenfelder. Überwiegend laufen wir auf weichem Waldboden und werden von Bäumen beschattet. Nach rund zwei Stunden und neun Kilometern finden wir ein sonniges Plätzchen, wo wir eine erste Rast einlegen.

    Es geht weiter durch schattigen Wald. Das ist eigentlich ungewohnt für uns, denn wir haben sehr häufig Asphalt unter den Füßen. Es kommt zudem sehr selten vor, dass wir unterwegs andere Menschen treffen - außerhalb der Dörfer schon gar nicht. Dann fallen uns am Weg mehrere große Zelte auf, die allesamt mit einer Veranda ausgestattet sind. Wir durchlaufen gerade einen Ferienpark, in dem die Gäste in diesen wirklich großen Zelten untergebracht sind. Nach einem weiteren Wegstück finden wir zu unserer Rechten beinahe versteckt das Château Caussade, das seine Ursprünge im. 11. und 15. Jahrhundert hat. Im ersten Weltkrieg wurden hier deutsche Offiziere gefangen gehalten. Und dann passieren wir einen kleinen Weinberg, nicht zu vergleichen mit den riesigen Mais oder Sonnenblumenfeldern. Aber einfach mal etwas anderes. Nach 16 Kilometern finden wir eine Wanderkarte mit einer Sitzgelegenheit und legen die zweite Pause ein. Als Zwischenmahlzeit werden eine Salami und ein paar Müsliriegel vernichtet.

    Allmählich nähern wir uns Perigueux, wir erklimmen am Rande einer Landstraße einen Anstieg und sind froh, dass entgegen des vorhandenen GPS-Tracks der markierte Weg abzweigt auf einen weiteren Waldweg, der zudem noch eine Abkürzung für uns einbringt. Dann haben wir ein Dejavu zu Limoges. Die Zufahrtstraße wird von Gewerbegebieten gesäumt und wird wieder deutlich urbaner. Vorbei an einem großen Klinikareal sind wir schon bald im Zentrum der 29.000-Einwohner-Stadt und Verwaltungssitz der Dordogne. Wir laufen direkt auf DIE Sehenswürdigkeit der Stadt zu und glauben beim Anblick, in einer anderen Welt zu sein. Vor uns breitet sich die Kathedrale Saint Front in ihrer ganzen Schönheit, aber auch mit einer gewissen orientalischen Fremdheit aus. Das liegt einfach daran, dass sowohl romanische als auch byzantinische Elemente verbaut wurden. Durch die Kuppeln besteht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Markusdom in Venedig. Die ältesten Teile der Kirche stammen aus dem 11. Jahrhundert. In der kleinen dem Jakobus gewidmeten Kapelle steht eine Figur des Heiligen, dort habe ich zwei Kerzen angezündet.

    Wir holen uns in der Touristinfo noch einen nicht so schönen Stempel ab und kaufen in einem geöffneten Supermarkt ein paar Zutaten für das Abendessen. Wir wollen Rührei mit Schinken und Bratkartoffeln kochen, dazu soll es das Gemüse unserer Gastgeberin geben. Als wir dann das schöne Haus gegen 15 Uhr erreichen, stellen wir aber fest, dass leider kein Gemüse für uns bereitliegt, nur ein ganzer Schinken im Kühlschrank und ein Fässchen Paulaner Weißbier. Leider gibt es auch kein Öl, sodass wir jetzt eine Herausforderung haben, unser Essen zuzubereiten. Aber da hat Jörg schon eine Idee. Die Unterkunft befindet sich in einem Nebengebäude, und ist recht nett eingerichtet. Über eine steile Treppe erreicht man den Schlafbereich. Eine weitere Herausforderung bringt die derzeitige Schließung einer Pilgerherberge, sodass wir unsere letzten drei Teilstücke etwas umplanen müssen.
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