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  • Day 150

    Aiaiai! Nicht länger Chai, dafür Pai!

    January 29, 2019 in Thailand ⋅ ⛅ 27 °C

    Nordthailand ist, wenn man wie wir aus Indien dort ankommt, fast ein wenig Nach-Hause-Kommen. Es ist sauber, der Verkehr ist friedlich und kommt ohne Dauergehupe aus, die Hunde kann man streicheln, die Restaurants sind einladend und vielseitig, die Menschen sind zurückhaltend freundlich und vor allem: es ist SAUBER, sagte ich das bereits?!
    Und so genossen wir unsere ersten Tage ausserhalb Indiens in der malerischen Altstadt von Chiang Mai auch in vollen Zügen! Schon allein die Tatsache, in ein Hotelzimmer zu kommen, das sauber ist (ja, auch die Bettwäsche, die Duschtücher und sogar der Boden!), löste pure Freude aus... Wir schlenderten durch die Gassen und kamen aus dem Geniessen gar nicht mehr heraus; ein Beizli herziger und einladender als das andere, diverse Alkoholsorten in jedem Laden und zu erschwinglichen Preisen, Menschen, die kein Selfie wollen, Bars mit Livemusik und Läden, die wirklich zum Lädelen einladen...kurz um: Wir entdeckten in Chiang Mai, wie entspannt sich Reisen anfühlen kann.

    Uns zog es aber aufgrund etlichen Empfehlungen dennoch bald weiter in den Norden, in das Kleinstädtchen Pai. Da wir sowieso einen Roadtrip machen wollten, ging es mit unserem Mietauto bei strahlendem Sonnenschein los Richtung Pai, wo wir nach vier Stunden wunderbarer Landschaft, Erdbeerfeldern statt Teeplantagen, geregeltem Verkehr statt Drängeltaktik und gefühlten 1000 Kurven und etlichen Pässen dann auch heil ankamen.

    Aiaiai, Pai! In Pai lernten wir die Kunst des Hängenbleibens. Eigentlich wollten wir drei Nächte bleiben, tatsächlich blieben wir - mit einem dreitägigen Unterbruch für einen Abstecher nach Chiang Rai - fast unsere ganze Thailand-Zeit dort.
    Pai ist ein kleines Nest, in dem die Zeit stehen bleibt. Da gibt es einen ganz wunderbaren Night market, an dem du dir auch als Vegi problemlos den Bauch vollschlagen kannst. Da gibt es herzige Beizlis, die zum Schlemmen, Geniessen und Sitzenbleiben einladen. Da gibt es jeden Abend in mehreren Lokalen Livemusik und leckere Drinks. Und da gibt es rundherum Natur! Es war eine Wohltat sondergleichen für uns, zum ersten Mal auf unserer Reise wieder allein zu Fuss in der Natur zu sein...zwei Stunden ging es durch dichten Dschungel inklusive etlichen Flussüberquerungen (immer wieder den gleichen und ja, wir gingen einfach mit unseren Trekkingschuhen durchs Wasser, weil wir sonst vor lauter an- und abziehen nie angekommen wären) zum versteckt liegenden Wasserfall Ma Yen. Wir liessen es uns natürlich nicht nehmen, ein Bad zu nehmen, auch wenn ich dafür auf dem ganzen Rückweg gefroren habe.

    Weil wir jedoch nicht zu den in Pai Hängengebliebenen gehören wollten (in etlichen Lokalen arbeiten westliche Aussteiger, die gleich ganz geblieben sind), fuhren wir nach einigen Tagen für drei Nächte in die nördlichste Stadt Thailands, nach Chiang Rai. Auch wenn die Distanz eigentlich bloss 150 Kilometer beträgt, so bedeutet dies in Thailand doch satte 4 Stunden Fahrt. Dies ist nicht weiter verwunderlich, erlebt man erst einmal die unzähligen Kurven und das ständige Hinauf und Hinunter und jede Stunde lohnt sich trotzdem; die Fahrt durch Reis- und Erdbeerfelder, durch dichten Dschungel und lichte Bambuswälder und durch bäuerliche Nester und geschäftige Dörfer ist ein Erlebnis für sich!

    In Chiang Rai hatten wir uns für eine Bleibe etwas ausserhalb entschieden, da wir ja mobil waren und vor allem, da wir wieder einmal selber kochen wollten - was für ein Glück. Wir wohnten in einem Einzimmerappartement in einem wunderschönen Garten inklusive zwei süssen Katzen, die uns nicht von der Seite wichen. Es war ein Genuss, auf dem lokalen Markt einzukaufen und wir haben uns so in die Auswahl an Pilzen verliebt, dass wir gleich an zwei von drei Kochabenden Pilzgerichte zubereitet haben. (Nicht zu erwähnen sei hier, dass wir uns in Pai eines Abends in einem kleinen Lokal bei der Bedienung beschwert haben, man hätte uns statt den fried mushrooms Fleisch vorgesetzt und damit auf Empörung stiessen; tja, es gibt hier wahrhaftig Pilze, die für uns so gar nicht pilzisch schmecken.)
    Ansonsten war Chiang Rai in unserer Wahrnehmung ein etwas blasser Abklatsch einer Mischung aus Chiang Mai und Pai und am besten gefallen hat uns die umliegende Natur, wo wir erneut einen beeindruckenden Wasserfall besuchten, dieses Mal jedoch ohne ein „abkühlendes“ Bad zu nehmen.

    Wir geben es zu, wir waren glücklich, nach drei Nächten wieder in unser buntes Zimmer mit kleinem Balkon auf die night market street einzuchecken. Pai war für uns Zuhause während unserer Zeit in Nordthailand. Klein genug, um bald etliche Gesichter zu kennen und zu grüssen und dennoch gross genug, nicht jeden kennenlernen zu müssen. Aufregend genug, um sich nicht so schnell zu langweilen und entspannt genug, um ins süsse Nichtstun einzutauchen. Und so verbrachten wir nochmals einige Tage mit Uns-Gemächlich-Treibenlassen, sprich: Mit einem Shopping-Tag, an welchem wir uns gegenseitig einkleideten (und ja, ich war dabei erfolgreicher; Chrigu war am Schluss eher platt ab all den verschiedenen Bekleidungsmöglichkeiten fürs weibliche Geschlecht), mit einem Tag Tätowieren (ja, das war wiedereinmal meine Wenigkeit und die traditionelle Bambusmethode kann ich jedem/r Tätowierfreudigen wärmstens empfehlen) und mit einem Tag faul rumhängen, lesen, käfelen und einfach sein.
    Der letzte Abend in Pai brachte uns dann aber - im Nachhinein, sprich am nächsten Tag - an unsere Grenzen... Da wir mittlerweile in jedem Lokal das Tanzbein geschwungen hatten und für unsere Tanzeinlagen vor allem bei den (sonst teils etwas trägen) Musikern einen nicht allzu schlechten Ruf genossen, liessen wir es uns nicht nehmen, eine kleine Abschiedstournee zu geben. Tja, das waren dann fünf Lokale und etliche Moijtos - over and out!

    Bevor unsere Reise in Chiang Mai zu Ende ging und uns von dort aus weiter nach Luang Prabang in Laos führen würde, wollten wir nochmals in die Natur eintauchen und entschieden uns für Doi Inthanon, einen grossen Nationalpark nicht weit südlich von Chiang Mai - was für eine super Entscheidung!
    Nicht wegen des Nationalparks, den wir dann gar nicht besuchten, weil er uns mit sogar einer Rolltreppe zu den Überresten des letzten Königs von Chiang Mai dann definitiv zu touristisch erschien, sondern wegen unserer Unterkunft. Da stand es nach einer langen, verkaterten Fahrt vor uns: ein Stelzenbungalow inmitten von Reisfeldern mit einer grossen Holzterrasse, eingehüllt in nichts als Ruhe und ohrenbetäubendes Froschgequake und Grillengezirp. Und immer wieder passiert es uns auf unserer Reise: Dass wir plötzlich dasitzen inmitten der Natur und uns fragen, wie wir auch nur einige Tage ohne das auskommen konnten.

    Und nun sitzen wir ein letztes Mal in unserem Lieblingscafe in Chiang Mai, Kokosnusslatte schlürfend und etwas aufgekratzt...in wenigen Stunden werden wir einmal mehr in einem neuen Land ankommen. Neue Menschen, neue Kultur, neues Essen, neues Staunen, neue Herausforderungen...und wir beide, Hand in Hand mit weit offenen Herzen und leuchtenden Augen!

    Dankeschön für alles, wunderbares Nordthailand. Laos, wie freuen uns riesig, dich kennen (und hoffentlich auch lieben) zu lernen!
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