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  • Day 38

    Von Fremantle nach Perth Int. Airport

    March 23, 2020 in Australia ⋅ ☀️ 28 °C

    Eigentlich wollte ich die Heimreise in einem einzigen Footprint beschreiben. Aber die heutigen Erlebnisse sollten dennoch einen separaten Platz finden. Um 1000 Uhr war späteste Check-Out Time beim Campground. Also hiess es zeitig aufstehen, die letzten Sachen packen, nochmals das Gepäck wägen und schlussendlich im Camper verstauen. Dann gehts nochmals in City-Centre von Fremantle. Heute ist aber etwas anders als gestern. Ja ok, es ist Montag, aber für einen Wochentag hat es doch sehr wenig Verkehr. Also kurzerhand ein Parkplatz gesucht und ab zum Kaffee. Das gestaltet sich doch schwieriger als gedacht, denn diverse Kaffees und Restaurant haben geschlossen. Wir finden dennoch eine tolle Ecke, wo wir sogar während des Frühstücks von einem netten Herrn gefragt werden, ob wir noch unseren Penis hätten - also kurzer Kontrollgriff und durchatmen... Ja, er ist noch da wo er sein sollte.
    Im Verlauf der Ferien bemerkten wir, dass wir gerne Zeit mit Frühstück vertrödeln, doch heute wurde es uns nochmals bewusst. Offensichtlich wollte auch unser Kaffee die Pforten schliessen, doch was war hier los. Auch die übrigen Läden, waren entweder geschlossen oder nur im "Halbbetrieb" unterwegs, weshalb wir uns entschieden, noch ein wenig am Hafen herumzulungern. Auch hier herrschte nur wenig Betrieb, wobei das auslaufende Kreuzfahrtschiff mit seinen wenigen Passagieren eine Ausnahme war. Vermutlich aus lauter Langeweile veranstalteten die umliegenden Tanker, Frachter und Kreuzfahrtschiffe ein Wetthupen über mehrere Minuten. Da drückt dann jeweils der Schweizer durch, der sich irgendwann ab dem Lärm nervt, aber seis drum.
    Wir setzten uns zum Ziel, um 1400 Uhr beim Camper-Vermieter einzutreffen, damit wir in aller Ruhe den Camper zurückgeben und uns dann zum Flughafen begeben konnten. Doch hier fing es schon an, die fast letzte Tat von uns, war das Auftanken. Schon 100 Mal gemacht, ist ja nichts dabei. Also an die Zapfsäule, Diesel tanken bis der Zapfhahn anschlägt und nochmals nachdrücken bis zum runden Dollar. Während Nicole zahlen geht fahre ich auf den Parkplatz um den Camper nochmals rundherum zu Fotografieren. Hierbei fällt mir auf, die Tankanzeige bleibt auf knapp 3/4 stehen... Komisch! Also zurück an die Tanksäule und nochmals Diesel tanken. Ganze drei Liter (!) passen noch rein. Hmm, drei Liter auf einen 112 Litertank können niemals 1/4 ausmachen. Also sprintet Nicole nochmals in den Shop, zahlt die drei Liter und ich fahr weg. Die Tankanzeige bleibt aber bei 3/4. Naja, uns egal, wir haben vollgetankt, können das auch beweisen, spielt ja nicht so eine Rolle. Also ab gehts zu Apollo. Beim Heranfahren bemerken wir, dass hier etwas anders ist, als vor einer Woche, das ganze Firmengelände ist vollständig zugeparkt, sogar auf der kleinen Parallelstrasse stehen diverse Camper, wie auch auf den fremden Firmenparkplätzen. Auch wir stellen unserer Heim dorthin, und begeben uns zur "Empfangshalle". Eine Dame fragt, ob wir einen Camper abholen. Als wir verneinen, bemerken wir ein kleines zucken. Sie fragt wo wir parkiert hätten und um was für ein Fahrzeug es sich handle. Als sie 4x4 hört, leuchten ihre Augen kurz auf. "Stellt ihn hiervorne auf die Wiese, da kommen wir auch wieder raus." - erklärt sie uns. Also Fahrzeug umstellen, Gepäck ausladen, nochmals kurz durchwischen und wieder zurück zur "Empfangshalle". Nach zirka 20 Minuten können wir mit einem deutsch sprechenden Mitarbeiter die Rückgabe vornehmen. Er erklärt uns, dass es die wohl härtesten fünf Tage seiner Zeit hier bei Apollo waren. Aus all dem erlebten könne er ein Buch schreiben, so habe er unter anderem Leute vor sich gehabt die weinend dastanden, den Camper zurückgaben und nach Hause flogen, weil jemand aus der Familie durch Corona gestorben sei. Auf meine Nachfrage, wie hoch die Rückgabequote denn sei, gibt er mir ein kurzes "über 90 %" zurück. Trotz des Stress und der vielen Arbeit, ist er sehr freundlich zu uns, hilft uns bezüglich der Unterlagen für die Reiseversicherung und ruft uns ein Taxi. Abschliessend wünscht er uns alles gut, eine gute Heimreise und wir sollten auf uns aufpassen – wir hoffen, der nette junge Herr konnte ebenfalls die Woche gut hinter sich bringen, es warteten sicher nochmals einige anstrengende Tage auf ihn.
    Unser Taxi holte uns für die kurze, knapp zehn minütige, Fahrt zum Flughafen ab. Hierbei erklärte uns der Taxifahrer auch, was wir am Morgen bereits festgestellt hatten. Die Regierung veranlasste analog zur Schweiz die Schliessung aller Schulen und Restaurants. Erlaubt ist nur noch take away. Weiter erklärte er uns, dass bereits diverse Fluggesellschaften ihre Flüge von und nach Australien eingestellt hatten. Einen Umstand, welchen wir beim Warten auf das Taxi bereits mit anderen Schweizern diskutiert und gehört hatten.
    Beim Flughafen angekommen, blickte ich das erste Mal wieder richtig auf die Uhr. Es war etwa 1530 Uhr, also hatten wir noch knapp sieben Stunden bis zum Abflug. Als erstes wollten wir uns umziehen, denn wir lernten schnell, Australier kühlen jeden Raum hinunter. Es ist jeweils ordentlich kühl, weshalb wir uns in dieser langen Wartezeit nicht erkälten wollten. Da wir ausser dem Frühstück noch nichts gegessen hatten, gings zum Flughafenrestaurant. Doch Pech, das war geschlossen. Ok, oben gibt’s auch noch diverse Restaurants… und auch die – close. Mit Ausnahme eines einzigen Kaffees mit Take away, waren alle übrigen Verpflegungsmöglichkeiten geschlossen. Selbst die Läden im Flughafengebäude, räumten ihre Regale und schlossen ihre Tore. Der Blick auf die Anzeigetafel verriet, hier geht nicht mehr viel. Wir wussten, dass wir unser Gepäck erst ab 1900 Uhr aufgeben konnten. So lange sassen wir in der Eingangshalle, machten Spaziergänge draussen, lassen und schrieben unseren Leuten. Ab und zu hielt ich inne, und versuchte das ganze Szenario in seiner Kuriosität zu erfassen. Da bist du in einem Land, das wunderschön ist, und für so viele so weit weg, und dennoch sind alle in dieser Halle froh, wenn sie den Kontinent verlassen können.
    Um 1900 Uhr war es endlich soweit, ohne Übergepäck konnten wir Einchecken und begaben uns anschliessend durch die Sicherheitskontrolle zu unserem Terminal. Ich flog schon ein paar Mal und auch zu Randzeiten, aber so wenig Personen im Sicherheitsbereich hatte ich bislang noch nie erlebt. Etwa eine Stunde vor Abflug bemerkte ich eine E-Mail auf meinem Telefon. Andreas, der Mitarbeiter von Globetrotter hatte geschrieben, dass er gesehen habe, dass wir erfolgreich eingecheckt und gleichzeitig den letzten Flug von Emirates von Perth nach Dubai erwischt hätten… Danke Nicole für deine Vorahnung!
    Das Terminal füllte sich allmählich. Auch hier bemerkte man diese Anspannung. Die wartenden Menschen hatten nicht die gleiche Lockerheit wie sonst, man hielt Abstand, sprach nicht viel und hoffte einfach, dass dieser Flug nicht auch noch eingestellt wird. Als das Boarding begann, wie üblich mit den gebrechlichen Leuten und Familien mit Kindern zuerst, stellte ich auch hier fest, dass die meisten Leute einfach schnellstmöglich in das Flugzeug wollten, als hätten sie Angst, dass es zu wenig Platz hätte. Während des Einstiegs erfuhr ich von einem deutschen Ehepaar, welche Route sie nach Hause gewählt hatten. Da deutsche Flughäfen von vielen Airlines nicht mehr angeflogen werden, musste das Ehepaar von Dubai nach London und von London nach Köln fliegen, jeweils mit einer Übernachtung. Von Köln aus, durften sie dann noch mit dem Zug nach Hannover. Somit brauchten sie, knapp vier Tage für die Rückreise – ein Wahnsinn.
    Und dann hiess es definitiv Abschied nehmen… bye bye Australia!
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