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  • Day 9

    RAISKUMS = APALKALNS/ GAUJA NATIONALPARK

    July 15, 2019 in Latvia ⋅ ☀️ 19 °C

    Wir erreichen am Ende unserer heutigen Tagesetappe - nach knapp 200 Kilometern Fahrt - den Gauja Nationalpark, den ältesten und mit 920 Quadratkilometern größten Nationalpark Lettlands. Den Namen hat der Nationalpark von der Gauja, die die Region durchfließt. Unser Platz liegt am Raiskumer See. Was für eine wundervolle Gegend und ein traumhafter Platz, der sich über mehrere Ebenen erstreckt. Die untere Ebene liegt direkt am See. Dort hat jeder Camper eine eigene Terrasse mit Sitzbänken und dazu einen Steg mit Leiter, um sofort ins Wasser gehen zu könne. Leider ist es viel zu kalt. Drinnen und draußen. Wir stellen uns ganz oben hin, hier haben wir einen guten Blick über den ganzen Platz. Neben uns steht ein Engländer ganz allein. Er ist eigentlich nie zu sehen. Überall kann man sich Feuerschalen besorgen und Holz gibt es umsonst. Wir lernen ganz schnell Tina und Jan kennen, die sich mit ihrem umgebauten LKW in unsere Nähe stellen. Auf dem LKW ist ein alter Militärcontainer aufgeschweißt und innen perfekt ausgebaut. Beeindruckend die Küche, ganz und gar aus Holz und jeder noch so kleine Schieber, jede Lücke haben eine Funktion oder Aufgabe. Es ist innen so kuschlig und gemütlich, man vermisst nichts und ist mit Gas und zahlreichen Wassercontainern auch absolut autark. Rosa hat deren Tochter Nina sofort als Spielfreundin ausgemacht und in den nächsten Tagen werden die beiden unzertrennlich. Wir und Jan übrigens auch. Er ist Schornsteinfeger und bringt offenbar nicht nur Glück sondern hat auch goldene Hände. Er kann kaum glauben, dass wir unser WoMo nicht wirklich gut kennen und bietet an, uns mit Detleff vertraut zu machen. Als er beginnt an dieser und jener Konstruktion zu wackeln und sie als Eigenbau des Vorgängers zu identifizieren, beginnen wir zu ahnen, mit welchem Experten wir es zu tun haben. Er opfert uns die Wasserpumpe seiner Dusche, weil unsere Wasserpumpe schon vor ein paar Tagen den Geist aufgegeben hat. Er zeigt uns auch, wie man im Notfall aus dem Wassertank Wasser ablässt und bringt doch tatsächlich, indem er sie von ein paar Verstopfungen befreit, die Gasleitung zum Kühlschrank in die Gänge. Das geht nun also auch. Wir stellen fest, das die Bordbatterie ihre beste Zeit gehabt hat. Sie lädt sich nicht mehr wirklich auf, weder während der Fahrt noch wenn wir am Strom hängen. Außerdem wird sie ziemlich heiß und da sie sich unter dem Fahrersitz befindet, auf dem Rosa ihre Koje hat, beschließen wir, die Batterie künftig nachts vom Strom zu nehmen.

    Wir lernen auf dem Platz auch Inka und Florian aus München mit ihrer kleinen Tochter kennen. Sie nutzen die Elternzeit für eine ausgedehnte Reise durch das Baltikum. Abends setzen wir uns zusammen, machen Feuer und Jan spendiert Riga Black Wodka. Auch eine neue Erkenntnis. Schmeckt besser als russischer Wodka und kostet weniger. Holz gibt es auf dem Platz gegen einen kleinen Obolus und Feuerkörbe stehen überall zur freien Verfügung. Oma erweist sich als campingfest und hackt Holz. Nach einigen Fehlversuchen kriegen wir sogar ein stattliches Feuer hin. (Ein bisschen Nachhilfe des ehemaligen Pfadfinders Florian brauchen wir dennoch.) Außerdem entdecken wir, dass in Raiskums Bier gebraut wird. Auch das kann man an der Rezeption bekommen.

    Raiskums gruppiert sich um ein heute ziemlich verfallenes Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert. Heute scheint sich eine Bibliothek darin zu befinden. Rund um den See sind traumhafte Häuser auch kleine Feriensiedlungen entstanden, aber alles ganz natürlich und noch immer sehr still. An einem der Tage leihen wir uns Räder aus und umrunden den See. Was für eine idyllische Landschaft. Wir finden bei unseren Spaziergängen auch jede Menge Birkenpilze ganz ohne danach zu suchen. Das gibt tatsächlich zwei Mal leckere Pilzmahlzeiten. Einmal findet Oma bei einem unserer Spaziergänge ein Hufeisen. Wir werten das als Glückszeichen. Es würde uns auf unserer Reise sicher nichts passieren.
    In direkter Nachbarschaft, maximal hundert Meter entfernt, lassen sich mit schöner Regelmäßigkeit zwei Störche auf der Wiese nieder. Jeden Abend nimmt einer der beiden seinen Stammplatz auf dem gegenüberliegenden Telegrafenmasten ein und steht dort die ganze Nacht über wie eine Statue. Den ganzen Tag lang begleitet uns ihr Storchengeklapper, das ich nie zuvor so intensiv gehört hatte. Das Wetter ist auch hier wieder durchwachsen. Zum Baden im See war es definitiv zu kalt und auch nachts kühlte es empfindlich ab. Leider nieselt es nach wie vor oft, insbesondere Abends. Egal. Wir versammelten uns ums Feuer und der Riga Wodka wärmte von innen.
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