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  • Day 23

    Abenteuer Chinesische Mauer

    July 26, 2016 in China ⋅ ⛅ 34 °C

    Ich dachte ja, die Tour zum Gletscher wäre schon die abenteuerlichste Wanderung dieser Reise gewesen, aber offensichtlich geht immer noch ein bisschen mehr.
    Aber vielleicht sollte ich mal von vorn beginnen. Die meisten Leute besuchen die Mauer mit einer geführten, teuren Tour. Ich hatte gelesen, dass man es aber auch auf eigene Faust machen kann. Am Freitag wollte ich das eigentlich schon machen, allerdings fuhr da kein Zug, weil es ja so geregnet hatte. Ein paar anderen erging es ebenso und weil es dann so spät war, beschloss ich die Mauer nochmal zu verschieben und war mit einem sehr netten Pärchen aus Frankreich den Palast des Himmels besichtigen. Im Beihei-Park lernte ich dann Philippe kennen, aus Straßburg, und lud ihn spontan ein, mit uns (den Leuten aus dem Hostel) den Abend zu verbringen.
    Valentine (der mit dem ich gestern mit dem Zug gefahren bin) berichtete von seinem Trip zur Mauer, dass er zwei Tage dort war, zuerst auf dem unrestaurierten wilden Teil, wo er übernachtet hat und am zweiten Tag auf dem restaurierten Teil. Ich war sofort angefixt, dass hörte sich nach einer einmaligen Chance an und außerdem fehlte mir sowieso noch eine Übernachtung, da mein Zug ja erst Montag ging und ich das Hostel nur bis Sonntag hatte. Ich fragte also Stephane (aus unserer Partyclique, ist auf dem Bild vom letzten Post) ob er Lust hat mitzukommen und schließlich schloss sich auch Philippe noch an.
    Das Hostel ist wirklich super, ich konnte ohne Probleme meinen großen Rucksack dort lassen und nach dem Zurückkommen nochmal duschen.
    Gegen elf trafen wir uns also, kauften noch ein bisschen Brot und fuhren mit der Metro zur Busstation. Nach anderthalb Stunden mussten wir nochmal in einen anderen Bus steigen, der uns nach Gubeikou brachte. In diesem Bus stellte Stephane fest, dass ihm sein Reisepass, Geld und Kreditkarte gestohlen wurden. Echt krass, immerhin waren wir ja zu dritt und keiner hat was mitbekommen. Nunja, die unter der Kleidung zu tragende Bauchtasche ist vielleicht doch nicht die schlechteste Wahl, auch wenn sie nervig ist. Stephane musste also wieder zurück und Philippe und ich haben den Trip zu zweit gemacht.
    Es war gar nicht so einfach, den Einstieg oder besser Aufstieg zu finden, und jemanden nach dem Weg zu fragen ist auch immer so eine Sache. Manchmal wird man direkt abgewiesen, weil die Leute nicht englisch sprechen können oder sie erklären einem was auf chinesisch und deuten dann aber in unterschiedliche Richtungen und man ist noch mehr verwirrt. Aber wir haben es dann gefunden und plötzlich standen wir tatsächlich auf der Chinesischen Mauer. Der Teil ist wirklich sehr wild, der Trampelpfad war manchmal mehr zu erahnen, aber es war eine super schöne Wanderung, wir kamen aus dem Staunen und Fotos machen gar nicht mehr heraus. Jede Höhe bot wieder einen neuen Ausblick, dass Licht und die Wolken veränderten sich ständig und es war großartig. Rund herum nur Natur und außer uns keine Menschen. Das tat nach den Tagen in Beijing echt gut, denn dort ist es echt immer überall so überlaufen.
    Irgendwann fing es an zu regnen und wir warteten den Schauer in einem der Wachtürme ab. Dabei haben wir uns dann so verquatscht, dass über dem letzten Stück die Dämmerung hereinbrach. Und wir hatten natürlich auch das Stück, welches Militärgebiet ist, vergessen und standen plötzlich vor verschlossener Tür. Da der Turm davor kein Dach hatte, mussten wir, nun komplett im Dunklen und mit Stirnlampe, zwei Wachtürme zurücklaufen. Dort vertrieben wir ein Eichhörnchen aus seinem Nachtlager, aber vielleicht hat es dort auch mit uns übernachtet. Die Nacht war natürlich recht kurz und hart, da wir nur Schlafsäcke und nichts zum Drunterlegen hatten. Aber wir fühlten uns am nächsten Morgen trotzdem gut und trocken (am Vortag war durch Schweiß und Regen alles ziemlich feucht gewesen). Das hielt so ungefähr 5 Minuten an, dann mussten wir die Ausweichstrecke nehmen - durch den Dschungel den Berg hinunter und später wieder hinauf, um den restaurierten Teil zu erreichen - und dann waren wir komplett nass. Der Pfad war völlig zugewachsen und es hatte in der Nacht nochmal ordentlich geregnet. Zum Teil floss das Wasser den Pfad entlang, so dass unsere Schuhe dann auch komplett nass waren. Stachelige Büsche zerkratzten uns total die Beine. Im Tal angekommen gab es ein kleines Guesthouse, wo wir einen Kaffee trinken und unsere Wasservorräte auffüllen konnten. Außerdem nahmen wir noch ein Bier mit, für nach dem Aufstieg. Durch diese ganzen Pausen mussten wir zum Ende hin dann einen Gang zulegen, was bei diesem Teil der Strecke ganz schön anstrengend war, um den letzten Bus und unsere Züge am Abend nicht zu verpassen. Es ging echt steil hoch und runter, mit riesigen Stufen oder glitschigen Schrägen und man denkt eigentlich die ganze Zeit, was das für ein Irrsinn ist, so eine Mauer zu bauen und auf der anderen Seite ist es immer wieder so erstaunlich, das der Mensch so etwas überhaupt kann.
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