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- Day 1
- Wednesday, June 5, 2024
- ☀️ 32 °C
- Altitude: 265 m
 GeorgiaPakhulani42°38’11” N  41°59’9” E GeorgiaPakhulani42°38’11” N  41°59’9” E
Von Bergen, Tieren und Käse
 June 5, 2024 in Georgia ⋅ ☀️ 32 °C
 June 5, 2024 in Georgia ⋅ ☀️ 32 °C
						
								Von Memmingen nach Kutaissi mit Wizz Air.
Nichts davon war mir von der Reise ein Begriff. Aber wer günstig reisen will, der darf bei den Flughäfen nicht wählerisch sein. Zwar nicht komfortabel, dafür aber unschlagbar im Preis. Für unter 50 € geht's ab in den Kaukasus, erst zum zweiten Mal lande ich auf asiatischem Boden. Der Flughafen ist, zu meiner Verwunderung, gespickt mit EU-Flaggen, was mich bei meiner Ankunft kurz stutzig werden lässt, aber das scheint eher ein Marketingzug der Regierung zu sein. Schritt für Schritt nähere ich mich dem klassischen Backpackingziel Südostasien an. Aber vorerst reicht es nur für Georgien. Genauer gesagt fliege ich in die drittgrößte Stadt des Landes und besuche Michi während seiner 13-monatigen Weltreise zum ersten Mal.
Kutaissi lassen wir vorerst hinter uns und suchen nach einer kurzen Nacht eine Verbindung in die Berge, um der gegenwärtigen Hitzewelle zu entfliehen. Gemütliche sechs Stunden Fahrt inkl. Zwischenstopps stehen uns bevor. Klassisch in einer weißen Maschrutka – alias Matrjoschka, zumindest nach meinem Verständnis. Vorerst müssen wir weiter bei 35 Grad schwitzen, denn wer eine funktionierende Klimaanlage in einem Minibus erwartet, der lebt fernab der Realität. Der Fahrtwind durch die geöffneten Fenster muss reichen. Spätestens nach dem Erreichen der Bergstraße war an Ausruhen nicht mehr zu denken. Schotter anstelle von Asphalt, fehlende Straßenabschnitte durch Erdrutsche und die rasante Fahrweise des Fahrers schüttelten uns gut durch. Der Anblick des Bergpanoramas während der gesamten Strecke entschädigte uns aber für den fehlenden Komfort. An dieser Stelle sei anzumerken, dass sich Michi zufrieden über die Beschaffenheit der Wege äußerte und schon Schlimmeres hinter sich hatte.
Noch keine 24 Stunden im Land, da wird bereits deutlich, dass die Ernährung eine einseitige Angelegenheit wird. Egal zu welcher Tageszeit, es werden fettige Teigtaschen mit Käse serviert. Aber damit nicht genug. Auch der Kartoffelbrei wird mit Käse verfeinert – oder eher der Käse mit etwas Kartoffelbrei.
Für die kommenden Tage planen wir, die knapp 60 km lange und populärste Route durch den Kaukasus zu wandern. Um bei kühlen Temperaturen noch einige Höhenmeter abzureißen, müssen wir entsprechend früh aufstehen. Nichtsahnend begeben wir uns motivationsgeladen an den Anstieg, der direkt hinter unserem Guesthouse seinen Anfang hat. Der Anstieg ist das richtige Stichwort, denn dieser wird uns im späteren Verlauf noch ziemlich zu schaffen machen. Die ersten Höhenmeter sammeln wir jedoch schnell und lassen andere Wanderer links liegen. Dabei legen wir beim Vorbeiziehen natürlich einen Zahn zu, nur um hinter der nächsten Kurve einzugestehen, dass dieses Tempo unmöglich länger durchzuhalten ist. Auch wenn Michi dies für seinen Teil bestreiten mag, liegt es ganz in der Hand des Artikelverfassers, die Geschehnisse getreu der eigenen Wahrnehmung wiederzugeben. 
Die ersten Anstiege in der Tasche, riskierten wir einen Blick auf den weiteren Verlauf der Wanderung. Um die Mittagszeit erwartete uns eine Strecke von insgesamt gut sechs Kilometern, auf der wir knapp 1000 Meter Höhe zu bewältigen hatten. Um uns vor Augen zu führen, wie anstrengend der Anstieg sein wird – und uns im Umkehrschluss vormachen zu können, was für krasse Hiker wir sind – theoretisierten wir die kommende halbe Stunde über die Berechnung der Steigung. Eine simple Formel, die reichlich Diskussionspotenzial bietet. Je mehr Steigung wir errechneten, desto näher erschien uns das Ergebnis an der Realität, denn angefühlt hatte es sich, als liefen wir eine Wand hoch. Noch kritischer wurde es, als es während einer kurzen Verschnaufpause, plötzlich einen gewaltigen Donner gab. Etwas beunruhigend, wenn man bedenkt, dass wir uns über der Baumgrenze befanden und somit ein potenzielles Ziel für einen Blitz darstellten. Zu unserem Glück blieb es allerdings bei dem einen Donner und es zog kein Gewitter auf. Nach dem langen Anstieg war die Strecke zum nächstgelegenen Dorf ein Kinderspiel. Noch während wir dabei waren, uns kurz nach der Ankunft in der Stadt in Sachen Übernachtung einen Überblick zu verschaffen, ging eine ältere Dame auf uns zu und versuchte uns, ihre Unterkunft schmackhaft zu machen. Nach kurzer Preisverhandlung wurden wir uns einig. Das Dorf war schnell erkundet und das Abendessen verdrückt.
Erschöpft fielen wir nach der ersten Etappe abends ins Bett. Auf über 2400 Metern Höhe fielen die Temperaturen nachts auf sieben Grad, stiegen aber am nächsten Morgen rasch wieder auf angenehme 20 Grad an. Wärmer hätte es gar nicht sein dürfen, außer bei der Überquerung eines Flusses, der dem nahegelegenen Gletscher entsprang. Wir zogen unsere Schuhe aus und stapften die zehn Meter barfuß durch die knietiefe Strömung des eiskalten Flusses. Das Wasser blieb im weiteren Verlauf des Wanderwegs ein ständiger Begleiter. Zum Glück nicht von oben, sondern in Form von Gebirgsbächen, die wir passieren mussten. Ein falscher Tritt und wir mussten die restliche Etappe mit nassen Schuhen bewältigen (die Erfahrung wollte ich nicht unbedingt zweimal im Verlauf einer Wanderung machen). Da kam es uns sehr gelegen, als uns ein Paar in voller Wandermontur an einer der kritischen Stellen passierte und uns ihre Wanderstöcke anbot, die wir so schnell nicht wieder hergeben wollten. So erklommen wir den höchsten Punkt der Wanderung auf 2700 Metern mit Leichtigkeit. Zur ersten Pause hielten wir erst an, als wir den Großteil der Strecke schon hinter uns gelassen hatten. Was unter anderem auch daran lag, dass unser Proviant aus trockenem Brot und ein paar Nüssen bestand. Der Aufschnitt blieb zu unserer Ernüchterung im ersten Guesthouse liegen. Ein taktisch cleverer Zug von Michi, denn so stieg das Verlangen, uns an unserem Zielort endlich das wohlverdiente Plombir genehmigen zu können – der Verkaufsschlager in Sachen Eiscreme in den alten Sowjetstaaten. Für umgerechnet 30 Cent auch ein absoluter Banger. Da sich die Wanderung bis in die Abendstunden erstreckte und wir noch an unseren Ausgangspunkt zurückmussten, sahen wir zu, zügig einen Fahrer zurück nach Mestia zu finden. Der Preis für die private Rückfahrt war natürlich Verhandlungssache. Trotzdem mussten wir für post-sowjetische Verhältnisse tief in die Tasche greifen. Zurück in Mestia belohnten wir uns endlich mit dem lang ersehnten Abendessen.
Die ersten drei gemeinsamen Tage kurz gefasst: Wir genossen spektakuläre Aussichten in unberührter Natur. Gesellschaft leisteten uns mehr Tiere als andere Touris, darunter überwiegend Kühe, Hunde und Schweine, vereinzelt auch Pferde und Katzen. Die Bergdörfer waren sicherlich geprägt durch den Tourismus, behielten aber trotzdem ihren Charme.Read more










