• Tbilisi: ein würdiger Abschied

    15 Jun 2024, Georgia ⋅ ☀️ 30 °C

    Der letzte Footprint ergänzt die zehn tägige Reise in Georgien. Zu seinem Ehrentag versteht es sich von selbst, dass Michi die Ehre gebührt, den Eintrag selbst zu verfassen. Daher wechselt bei diesem Post die Perspektive.

    Der Morgen meines Geburtstages begann mit einem nahrhaften Frühstück in Mzkheta und einem Hitchhike ins nur noch 10 Kilometer entfernte Tbilisi. Dabei erlebten Julius und ich eine Neuheit, denn wir wurden von einem Taxifahrer mitgenommen, der auf dem Weg nach Tbilisi war und uns kostenlos mitnahm. Dort angekommen, nahmen wir einen Stadtbus und anschließend die Metro, um zu unserem Hostel zu gelangen. Julius war sichtlich begeistert, mal wieder etwas Trubel auf den Straßen zu erleben.

    In unserem Hostel bezogen wir ein Dreibettzimmer mit privatem Balkon, das wir zu einem Spottpreis von 22 Euro die Nacht für uns alleine hatten. Von unserem Balkon hatten wir zudem einen Blick über die gesamte Stadt und erhielten regelmäßig Besuch von den zwei Hostelkatzen.

    Da ich zur Feier des Tages eine Sightseeing-Pause verordnet hatte, fuhren wir stattdessen nach dem Mittagessen zum Badesee Tbilisis, dem "Tbilisi Sea". Den Einheimischen ist sehr wichtig, dass es sich dabei, wie der Name schon sagt, nicht um einen See (lake), sondern um ein Meer (sea) handelt. (Es ist natürlich trotzdem nur ein See, aber eben ein sehr großer.) Zu diesem Zeitpunkt waren wir zu dritt, da Simone, ein Italiener, den ich in Armenien kennengelernt hatte, zu uns gestoßen war. Zu dritt genossen wir die Sonne, das ein oder andere Kaltgetränk, spielten Karten und machten uns erst auf den Weg zurück, als der Hunger nichts anderes mehr zuließ.

    Später trafen wir uns wieder bei Fabrika, einem Hostel und gleichzeitig Barviertel, wo ich während meines ersten Aufenthalts in Tbilisi übernachtet hatte, und starteten mit Pizza und Bier in den Abend. Kurze Zeit später trafen wir zwei Freunde, die wir im Hostel in Kutaisi kennengelernt hatten, die sich uns anschlossen. Naja, wie der Rest des Abends verlief, bedarf wahrscheinlich keiner weiteren Ausführung.

    Am Folgetag gingen wir es entsprechend etwas entspannter an und lösten das Geburtstagsgeschenk meiner Mama ein. Dieses bestand aus einem 1,5-stündigen Besuch in einem der schicksten Schwefelbäder Tbilisis. Dieses war kein Vergleich zu dem öffentlichen Bad, das ich bei meinem letzten Mal in der Hauptstadt besucht hatte. Wir hatten einen privaten Bereich mit Umkleide, Sitzbereich, Duschen, Sauna und zwei Becken mit kaltem bzw. heißem Schwefelwasser. Die Zeit verging im Nu und war ein echter Genuss. Danke, Mama.
    Danach spazierten wir noch etwas durch die Stadt und fuhren mit einer Seilbahn hoch zum Mtatsminda-Freizeitpark. Dieser befindet sich auf einem Berg, direkt neben der Stadtmitte Tbilisis und lockt weniger durch seine Fahrgeschäfte als durch den Ausblick auf die Stadt. Als wir den Tag später auf unserem Balkon ausklingen ließen, hatten wir somit einen guten Vergleich und verstanden, wie atemberaubend die Aussicht von unserem Balkon war.

    Am Freitag besuchten wir den botanischen Garten, wo wir mit unseren hitzebedingten Schweißrinnsalen den Gärtnern das Gießen der Pflanzen ersparten. Anschließend begaben wir uns auf eine Odyssee durch Tbilisi auf der Suche nach einem Andenken für mich. Unsere erste Anlaufstation, ein Flohmarkt im Zentrum der Stadt, entpuppte sich als Touristenmagnet, wo billiger Ramsch verkauft wurde. Allerdings konnte ich einer Verkäuferin entlocken, wo sie zum Kauf von Silberschmuck hingehen würde (ich dachte an einen Ring oder eine Kette). Dazu sollten wir uns in den Keller des Zentralbahnhofs begeben, wo es einen großen Gold- und Silbermarkt gebe. Gesagt, getan, standen wir in einem vollen, hellbeleuchteten Saal, in dem unzählige Verkäufer Vitrine an Vitrine ihre Waren ausstellten. Um mich herum vernahm ich fast ausschließlich Georgisch und wusste, dass wir hier richtig waren. Nach einer ausgiebigen Suche hatte ich das Stück, das ich wollte: eine schlichte aber hochwertige Silberkette (für umgerechnet 12 €).

    Später am Abend begaben wir uns in einen Park, wo zum Public Viewing der EM eine große Leinwand aufgebaut war. Natürlich hörten wir einige Deutsche aus der Menge heraus, waren aber insgesamt überrascht über die Menge der Einheimischen, die sich gespannt das Spiel ansahen. Für Georgien ist die EM dieses Jahr ein großes Event, da sich erstmals ihre Nationalmannschaft für die Endrunde qualifiziert hat. Wir drücken die Daumen.

    Nach dem Spiel begaben wir uns in den Technoclub "Bassiani", der regelmäßig mit dem Berghain in Berlin verglichen wird. Den Vergleich betrachte ich zwar skeptisch, kann aber sagen, dass es ein wirklich guter Club ist, in dem geradliniger, harter Techno gespielt wird und auch coole Leute unterwegs sind. Hier blieben wir, bis es um halb fünf Zeit wurde zu gehen. Julius musste zum Flughafen.

    Schweren Herzens verabschiedeten wir uns im Hostel. Die letzten zehn Tage mit Julius zu reisen, hat immensen Spaß gemacht und eine schöne Abwechslung zum Solotraveln geboten. Ich freue mich schon darauf, wenn wir uns voraussichtlich in Südamerika wiedersehen.

    Anmerkung von mir (Julius): Die zehn gemeinsamen Tage in Georgien waren abwechslungsreich und intensiv. Die etwas andere Art zu reisen habe ich sehr genossen und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Nun kann ich zweifelsohne behaupten, Georgien auf unterschiedlichen Ebenen unverfälscht kennengelernt zu haben. Schon jetzt blicke ich mit Vorfreude auf weitere gemeinsame Reisen!
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