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  • Mont Blanc ist greifbar

    July 20, 2022 in France ⋅ 🌧 24 °C

    Dieser Sommer ist heiß. Sehr heiß. Wir wollen auf alle Fälle in die Berge - in die hohen Berge. Schnell reift die Idee, den französischen Teil der Westalpen etwas tiefgründiger zu erkunden. Unser letzter Besuch auf dieser Seite der Westalpen 2016 war kurz und von wechselhaftem Wetter geprägt. Auch haben wir kulinarisch nicht so viel Glück gehabt. Das soll sich diesmal ändern. Wir nehmen uns Zeit, den Landy und haben nur eine feste und besondere Unterkunft am südlichsten Punkt unserer Reise eingeplant. Aber dazu komme ich später.
    Wir starten am 20. Juli und schaffen einen großen Teil der Anfahrt. Kurz vor der Schweiz erreicht uns ein Wolkenbruch, der uns lange begleitet. Hier fällt das Wasser in großen Mengen vom Himmel, was uns zu Hause seit Monaten fehlt. Nach 900 km gegen Mitternacht suchen wir uns ein Fleckchen im Wald und übernachten unweit des Murtensees. Es regnet durch, doch am nächsten Morgen lacht uns die Sonne entgegen. Nach einem kleinen Rundgang durch die Altstadt von Murten mit dem sehenswerten Schloss Murten steuern wir das 216 km entfernte Flumet im französischen Departement Savoie in der Region Auvergne-Rhone-Alpes an. Die letzten 50 km geben uns schon einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage. Auf engsten Sträßchen passieren wir Pässe, enge Schluchten, und liebliche Dörfer.
    Unsere diesjährige Tour soll uns auf kleinsten Straßen und Pisten möglichst weit nach Süden in die französischen Seealpen führen. Am Col des Aravis mit einer Höhe von 1.487m wäre die Gelegenheit für einen hervorragenden Einstieg: über Pisten durch das Gebirge nach Ugine. Jedoch verwerfen wir den Plan, da sehr viele Wanderer und Mountinbiker das schöne Wetter nutzen und den Col de Aravis belagern.
    Also fahren wir weiter ins Tal in das Urlauberdorf Flumet und suchen uns dort einen Einstieg. Das einspurige Sträßchen führt steil hinauf durch Weiler mit schön gelegenen Ferienhäusern. Nach 8 km beginnt eine gepflegte Schotterpiste und windet sich in Serpentinen weiter hinauf - im Blick immer wieder das Sahnehäubchen dieser Tour - der Mont Blanc. Wir erreichen einen Picknickplatz und starten eine kurze Wanderung zum Gipfel Croix Cartier auf 1.792m. Oben angekommen genießen wir bei Traumwetter den Blick auf den greifbar erscheinenden Mont Blanc mit seinem schneeweißen Eispanzer in krassem Kontrast zu den sattgrünen Wiesen mit seiner bunten Flora. Wir verweilen und können uns nicht satt sehen. Die Piste führt weiter in einem Bogen Richtung Col de l' Arpettaz vorbei an einem Milchhof, bei dem die Kühe am Nachmittag anstehen und warten, gemolken zu werden. Witziges Bild. Die aussichtsreiche "Route des Montagnes" führt vorbei an der imposanten Felswand von Mandallaz und an den mit reichlich Blumen geschmückten Häusern von Les Stallets auf 1.728m Höhe. Die Piste geht leicht hinunter und wir passieren die Häuser mit Käserei Merdassiers de levant auf 1.640m Höhe. Im weiteren Verlauf kommen wir auf der gut gepflegten Schotterpiste an 2 weiteren Bauernhöfen vorbei bis zur auf 1.536m hoch gelegenen Käsealm "Les Regottes" mit frei laufenden Ziegen davor. Hier stoppen wir und werden von einem riesigen Hund begrüßt. Ob er weiß, was er für einen Eindruck auf uns macht? Egal - wir trauen uns und treffen den Bauern mit sehr wenig Zähnen bei der Arbeit an. Die Ziegen werden gerade gemolken - mit einer sehr modernen Melkanlage. Das überrascht uns ein wenig, da das Anwesen einen sehr rustikalen Eindruck macht. Wir erwerben jeweils ein gutes Stück Ziegen- und Kuhmilchkäse zum sehr fairen Preis und werden diese Köstlichkeiten noch lange genießen. Hält er doch in unserer Engel-Kühlbox lange frisch. Wir verabschieden uns von Hund und Bauer und fahren wieder bergauf zum 1.581m hoch gelegenen Col de l`Arpettaz mit einer schönen Bergalm, auf der wir bei einem Glas französischem (:) Weißwein die Ankunft einer Fahrrad-Giro von Ugine hoch kommend verfolgen. Hier fängt die Asphaltstraße an, die uns nach Ugine hinab führt. Es ist schon spät am Nachmittag, die Gegend gefällt uns sehr gut und so beschließen wir, uns nach einem möglichst hoch gelegenen Campingplatz umzuschauen. Mit dem Camping "Alpage of Jorets" auf 1.740m Höhe im Herzen von der alpinen Landschaft von Beaufort werden wir fündig. Wir steuern den Defender 27km weiter durch auf engen Straßen mit weiteren Pässen und staunen nicht schlecht, als wir die letzten sehr steilen 500m bewältigen und ankommen. Ein sehr kleines, terrassiertes Plätzchen mit urigen Sanitärhütten und sattem Blick auf das Mont Blanc-Massiv liegt an einer Alm. Ein Traum schlechthin für Reisende wie uns. Der Platz ist voll aber der Besitzer schickt uns nicht weg und weist uns einen Platz direkt neben der Sanitärhütte zu. Wir nehmen sozusagen die Parade aller waschwilligen Camper ab und beschließen, nur diese eine Nacht zu bleiben. Der geschäftstüchtige Betreiber sieht unsere Mimik und verspricht uns einen Platz in der ersten Reihe, wenn wir noch eine Nacht bleiben. Wie wir uns entscheiden, lest ihr im nächsten Bericht ...
    Nun aber erstmal alles schlaffertig machen, etwas Salat und frischen Käse von der Alm zubereitet und den Abend genießen.
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