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  • Day 45

    Phnom Penh - Hauptstadt Kambodschas

    January 14, 2023 in Cambodia ⋅ 🌙 27 °C

    Nach einer rund 6 stündigen Busfahrt in Phnom Penh angekommen, waren wir durchaus positiv von der Hauptstadt Kambodschas überrascht. Seit Bangkok wurden die Städte immer kleiner, die Gegenden immer ländlicher und spätestens seit Laos auch immer "ursprünglicher". In Phnom Penh ist das anders. Es gibt wieder verhältnismäßig schnelles Internet, größere Malls und eine ansehnliche Skyline. Wir hatten uns ein Apartment in einem der obersten Stockwerke eines Hochhauses gemietet und dort auch tatsächlich eine eigene Waschmaschine 😍
    Wer mal seine Klamotten für ein paar Wochen immer nur in unbekannte Reinigungen abgegeben oder in einem Waschsalon mit 20 Minuten Waschprogramm gewaschen hat, kann nachvollziehen welche Wohltat eine eigene Waschmaschine ist 😅
    Trotz der modernen Fassaden erkennt man aber dennoch recht schnell, dass man noch in Südostasien ist: spätestens wenn man morgens durch die Straßen geht und überall herumhängende Fleischfetzen (und Gedärme?) sieht, wird einem wieder klar, wo man sich befindet 🙈

    Wenn man Phnom Penh besucht, wird man ziemlich sicher mit der Geschichte Kambodschas konfrontiert und auch wenn man Geschichts- und Kulturmuffel ist, sind 2 "Sehenswürdigkeiten" absolut Pflicht: das Killing Field Choeung Ek etwas außerhalb der Stadt und das Foltergefängnis S-21 im Zentrum. Beides ist wirklich gut gemacht und man sollte einen Besuch einplanen.
    Ich muss zugeben, dass ich sehr überrascht war, dass ich bis dato noch nie etwas von dem Genozid an den Kambodschanern durch die roten Khmer (also das eigene Volk) gehört hatte.
    Kurz zur Geschichte: in den Jahren 1975-1979 errichtete die kommunistische Partei unter ihrem Anführer Pol Pot ein terroristisches Regime mit dem ideologischen Gedankengut, die Klassengesellschaft im Land abzuschaffen. Alle Kambodschaner sollten gleichgestellt werden und als Bauern ohne jegliches Eigentum auf den Feldern arbeiten. Der Kapitalismus und alles Westliche war der Feind. Da das Land durch die Bombardierungen der Amerikaner im Vietnamkrieg stark gebeutelt war, gelang es der Partei genügend Leute für diese Idee zu gewinnen und diese mit Waffengewalt durchzusetzen. Dabei setzte die Führung der roten Khmer fast ausschließlich auf den Einsatz junger Soldaten, die keine Bildung und keine Zukunft hatten. Die meisten waren maximal 15 Jahre alt.
    Insgesamt wurden in diesen 4 Jahren ca. 2 Millionen Kambodschaner getötet was 25% der Bevölkerung entsprach. Man kann davon ausgehen, dass jeder Einheimische, den man heutzutage in Kambodscha trifft, mindestens einen Bekannten oder Verwandten in dieser Zeit verloren hat oder selbst Überlebender des Terrors ist.
    Das Foltergefängnis S-21 diente der politischen Führung dabei als "Durchgangsstation". Hier wurden durch Folter falsche und teils irrwitzige Geständnisse erwirkt, die dann die Grundlage für die Exekution der Leute war. Alles wurde aufs Genaueste protokolliert und festgehalten, wodurch die Geschehnisse dieser Zeit recht gut rekonstruiert werden konnten.
    Nachdem ein Geständnis unterschrieben war, transportierte man die Gefangenen auf eines der über 300 Killing Fields, wo diese dann aufs Grausamste hingerichtet wurden. Zum Einsatz kamen dabei Hammer, Spaten, Knüppel oder andere Werkzeuge; alles andere wäre zu teuer gewesen. Dass viele Gefangene nicht sofort tot waren, sondern dann in den Massengräber langsam starben, ist nur eines der grausamen Details. Auch Kinder und Babys wurden hingerichtet. Diese wurden zum Beispiel an den Beinen gepackt und gegen Bäume geschlagen oder in die Luft geworfen und dann mit dem Bajonett des Gewehres aufgespießt. Wenn möglich im Beisein ihrer Mütter.
    Dabei verwendeten die politischen Führer Slogans wie "Unkraut jätet man von der Wurzel an." oder "Lieber einen Unschuldigen töten, als versehentlich einen Staatsfeind am Leben lassen."
    Als man die ersten Killing Fields fand, wunderte man sich über Blut und Hirnmasse an den Bäumen, bis Überlebende dann von den Gräueltaten berichteten.
    Die ganze Geschichte, auch mit ihren politischen Verflechtungen, ist viel zu lang und komplex, um sie hier in einem kurzen Text adäquat wiedergeben zu können. Wer sich dafür interessiert, findet viel darüber im Netz. Spielfilme, Dokus oder auch andere Reiseblogs berichten ausführlich darüber.
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