• Waimangu bis Tongariro NP (1)

    4. februar, New Zealand ⋅ ☁️ 18 °C

    Früh am Morgen geht es los Richtung Rotorua und wir freuen uns riesig auf unsere Exkursion auf den Maunga (Mount) Tarawera, den wir gestern schon aus der Ferne gesehen haben.
    Am vereinbarten Treffpunkt werden wir und 17 weitere Besucher von Jacky, unserer Tour-Guide, begrüßt und in einen ziemlich kleinen, engen und Allrad-betriebenen Bus gestopft. 😳😂

    Die Fahrt über die Straßen bis zum Fuß des Vulkans ist unspektakulär. Dann stoppt Jacky das Fahrzeug, dreht sich um und fragt "all good?“ Und erklärt uns ernst, dass wir nun unser off-road Adventure starten und wir jeden Dip und jeden Bump spüren werden.
    Spätestens jetzt ahne ich, weshalb wir im Vorfeld Verzichtserklärungen unterzeichnet und unsere Notfall-Kontakte angegeben haben. 😳😂
    Und dann geht es los. Diese coole, junge Frau gibt Gas und chauffiert uns ziemlich rasant durch den Regenwald den Berg hinauf.
    An manchen Stellen frage ich mich, wann unsere Fahrt ein jähes Ende nimmt und wir steckenbleiben, da die Straße so eng ist, dass gefühlt kein Blatt Papier zwischen uns und die Felsen oder Bäume links und rechts der "Straße" passt.
    Aber bis auf die Tatsache, dass wir hin und wieder mit dem hinteren Teil des Busses aufsitzen, passiert nichts.
    Später erfahre ich, dass Jacky zwei Touren täglich begleitet und den Berg rauf und wieder runter düst.
    Viele Touren finden nicht statt. Am Vormittag sind wir die einzige Gruppe, die den Maunga Tarawera besucht.

    Der Tarawera kann nur im Rahmen einer Führung besucht und nicht auf eigene Faust erkundet werden, da er im Jahr 2000 an den Ngati Rangitihi-Unterstamm der Te Arawa abgetreten wurde. Diese untersagten 2002 den zuvor kostenlosen öffentlichen Zugang zum Berg.

    Der Tarawera brach das letzte Mal im Juni 1886 aus - dabei brach der ursprüngliche Gipfel auf und bildete die heutigen drei Gipfel Ruawahia Peak, Tarawera Peak und Wahanga Peak. Bei dem Ausbruch kamen mehr als 150 Menschen ums Leben und es wurden verheerende Schäden angerichtet. Der höchste Teil des Vulkans liegt 1.111 Meter über dem Meeresspiegel.

    Bevor wir den Berg betreten, der den Maori heilig ist, werden wir gebeten, uns in Richtung des Bergs auszurichten und Ty (Jackys Begleiter) spricht ein Gebet auf Maori.
    Das Ganze hat nichts von Touristen-Hokuspokus und es ist für einen Moment sehr still. Fast andächtig.

    Dann geht es los und wir nähern uns den drei Gipfeln. Am ersten Aussichtspunkt blicken wir auf den Krater. Ich bin wieder einmal sprachlos und zutiefst ergriffen, bei dem, was ich hier sehen und erleben darf. Einmal mehr schießen mir die Tränen in die Augen und ich könnte losweinen vor lauter Freude. 🥹🙈

    Jacky zeigt uns, wie wir gehen werden und die Stelle, an der wir in den Krater hinunter laufen werden. Ich lache, weil ich es für einen Scherz halte. Noch.

    Während der Begehung bleiben wir immer wieder stehen und nehmen die Umgebung in Augenschein. Es ist unbeschreiblich, einfach magisch - dieser Ort zieht mich in seinen Bann. Ähnlich ging es mir auf der Südinsel, als wir auf den Aoraki geblickt haben. Hier ist es aber noch intensiver, weil wir mit beiden Beinen auf dem Vulkan stehen und ihn nicht aus der Ferne betrachten.

    Nach gut einer Stunde kommen wir an eine Stelle, an der es nicht mehr weitergeht. Ein großes Schild, auf dem "Sacred Tapu Maori Land" steht, versperrt uns den Weg. Und nun? Tja, Jacky hat nicht gescherzt. Die einzige Möglichkeit, weiterzukommen, besteht darin, in den Krater hinunter zu steigen. Und es ist steil. Sehr steil!!! 😳😳😳
    Na gut. Dann los. Wir werden schon irgendwie runterkommen. In einem Stück. Und wenn nicht, dann nicht. Bissl Verlust ist immer. 😅
    Als Erster läuft ein junger Mann los. Nein, er rennt! Und schafft es tatsächlich, ohne Sturz, unten anzukommen.
    Dann rennt eine junge Frau los. Sie hat weniger Glück und stürzt auf halber Strecke und legt dabei noch eine Rolle vorwärts hin. Steht aber auf und läuft weiter. Als Vierter saust Christoph los, ziemlich flott. Hannah etwas verhaltener hinterher und dann bin ich dran. Auf einmal sagt meine innere Stimme "Scheiß drauf, renn einfach. Es passiert Dir nichts!" und ich laufe los. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, diesen Krater hinunter zu laufen und ich werde es niemals vergessen!

    Irgendwann sind alle unten - die einen schneller und die anderen langsamer, Schritt für Schritt. Jeder in seinem Tempo. Aber alle glücklich. Sogar die junge Frau, die sich bei ihrem Sturz etliche Schürfwunden zugezogen hat und blutet. Das Vulkan Gestein ist sehr rauh! 😳
    Wer den Krater hinunter läuft, muss auch irgendwie wieder hinauf. Jacky lotst uns über den sog. Punisher nach oben. Dort angekommen, wissen wir, warum dieses Stück des Weges so genannt wird. 😅🥵
    Leider ist hier oben unsere Tour fast zu Ende - es bleibt nur noch ein kurzes Stück zurück zum Bus...
    Dann beginnt unsere holprigen Rückfahrt, auf die wir uns schon eingestellt haben. Aber weit gefehlt: Bergab scheint Jacky noch extra Gas zu geben und wir werden ordentlich durchgeschüttelt. 😂😳🙈
    Jedoch: Jenny's wilde Fahrt kreuz und quer über ihre Farm in Australien war deutlich wilder! 😉

    Anschließend erwartet uns noch die Fahrt zum Tongariro National Park. Bevor wir durchstarten, machen wir einen kurzen Stopp in Rotorua am Lake Rotorua, um dort am See noch einen Cappuccino zu trinken und zu Mittag zu essen.

    Unterwegs haben wir noch zwei weitere kurze Stopps eingeplant, um uns die Beine zu vertreten. 😊
    Einmal an den Huka Falls in der Nähe von Taupo und dann an den Tawhai Falls, einen Katzensprung vom Whakapapa Holiday Park entfernt, unserem Campground, auf dem wir die nächsten beiden Nächte verbringen werden.

    Heute Abend bin ich etwas aufgeregt. Morgen steht Hannahs und meine größte Tour des Urlaubs an: Der Tongariro Alpine Crossing. Man kann wohl sagen, dass diese Tages-Tour DIE Wandertour Neuseelands ist. 🤗
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