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  • Day 8

    Mittelmeer & Berge - Die Calanques

    October 10, 2019 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Die nächste große Wanderung steht an und zwar im vielgelobten Nationalpark Calanques.
    Einschlägige Ratgeber betiteln die fjordähnlichen Buchten (die Calanques) im Kalkgestein des Mittelmeers als die Attraktion in Südfrankreich.
    Wir parken am Rande von Marseille und nehmen Kurs Richtung Mittelmeer. Nach einer halben Stunde stehen wir am Eingang der Calanque de Morgiou und schauen auf das spiegelglatte, im Sonnenlicht glitzernde Wasser. Nun ist klar, woher der Name Côte d’Azur kommt.
    Wir folgen dem Küstenwanderweg, passieren zwei weitere Buchten und biegen schließlich in den Korridor des Candella ab, der hoch zum Gipfel des Grande Candelle führt. Die Kletterpassagen sind hier deutlich anspruchsvoller, es gibt keine Eisenklammern, Tritthilfen oder Seile. Nach einer Stunde Aufstieg stehen wir schließlich am Ende eines Spaltes, an dem ein Vorsprung von vielleicht 3m Höhe überwunden werden muss. Leichter Überhang, keine ausreichenden Tritte für unsere Wanderschuhe, kaum Bewegungsfreiheit. Mit Rucksack deutlich über unserem Niveau, hier ist Schluss.
    Die Alternative ist der Aufstieg auf der gegenüberliegenden Ostflanke des Grande Candelle, der uns 2,5h extra kosten wird.
    Zuerst spielt uns beim Übergang am Südhang das GPS-Signal einen Streich, sodass wir dem falschen Pfad folgen und irgendwann vorm Abgrund stehen. Am Fuß sehen wir den eigentlichen Weg. Also wieder zurück über das steile Geröllfeld, ein kräftezehrender Akt, da die Steine auf den Felsflächen wie Kugellager wirken. Die Sonne knallt hier voll auf den Hang, die Wasservorräte gehen schneller zuneige als geplant.
    Als wir ziemlich erschöpft die Ostflanke erreichen, sind wir bereits 4,5h unterwegs und immer noch unwissend, ob der Aufstieg hier gelingt. Die Nerven sind sichtlich strapaziert. Ganz wichtig in solchen Momenten: so tun als ob. Was ich damit meine? Auch wenn der Körper an die Grenzen kommt und der Kopf schreit: „Wo sind wir hier!!?“, dennoch motiviert und planvoll zu wirken, um die Begleitung nicht noch mehr zu verunsichern.
    Als wir das Tal Vierge erreichen, taucht endlich die rot-weiße Markierung auf. Wir befinden uns im Chemineé du Diable (Teufelskamin), welcher wenig später auf den GR98 führt. Ab jetzt läuft alles wie geschmiert. Wir genießen noch kurz die Aussicht auf dem höchsten Gipfel im Nationalpark und erreichen schließlich nach rund 7h den Parkplatz. Uff!
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