Grenzgänger
3. helmikuuta 2024, Kambodza ⋅ ☀️ 33 °C
Der Grenzübergang von Vietnam nach Kambodscha findet am frühen Morgen auf dem Wasser statt:
Vom Boot aufs Land,
Ausgangsstempel in den Pass,
aufs Boot, 20 m weiter schippern,
vom Boot aufs Land, Eingangsstempel in den Pass,
zurück aufs Boot, Abfahrt.
Done. Easy.
Hallo Kambodscha! Mit dem Speedboat erreichen wir in Windeseile Phnom Penh. Ein geschichtsträchtiger Ort, der einem die Nackenhaare hochstehen lässt. Hier ein sehr interessanter historischer Einschub:
Der Genozid der Roten Khmer:
1975 eroberten die Roten Khmer, die Hauptstadt Kambodschas und riefen die Volksrepublik Demokratisches Kamputschea aus. Ein radikal-kommunistisches System wurde eingeführt. Das Ziel war die Erschaffung einer „ursprünglichen“, agrarisch geprägten Gesellschaft. Die Roten Khmer unterschieden zwischen der „alten“ und der „neuen“ Bevölkerung. Das „neue Volk“, die Stadtbevölkerung, wurde zum Klassenfeind erklärt, der die ländliche Bevölkerung ausbeutete. Zur Umsetzung ihrer Politik ließen die Roten Khmer alle Städte räumen und zwangen die Bevölkerung zur Landarbeit. Bei den gewaltsamen Umsiedlungen starben zehntausende Kambodschaner. Jegliche Form der Religionsausübung und des Privatbesitzes wurden verboten, das Geld als Zahlungsmittel abgeschafft. Schulen, Betriebe und kulturelle Einrichtungen wurden zerstört. Das Regime ließ fast die gesamte intellektuelle Elite des Landes ermorden. Als intellektuell galten schon Menschen, die lesen konnten oder eine Brille trugen.
Im Jahr 1975 wurde Phnom Penh praktisch aufgelöst. Im Jahr 2023 ist das Phnom Penh, das ich gesehen habe, geschäftig, lebendig und urban. Eine erfolgreiche Wiederbelebung.
Der Städtebau wirkt heterogen: niedrig, ältere Gebäuden mit roten Dächern stehen den moderneren, kürzlich errichteten Hochhäusern gegenüber. Die Stadtplanung schlägt unvermittelt von der horizontalen in die vertikale Verdichtung über.
...Aber können wir uns bitte darauf einigen, dass Ingenieure nicht für die Benennung der Straßen verantwortlich sein sollten? Der Straßenbenennung "Straße 278" fehlt jeglicher Sinn für Individualität, Geschichte oder Romantik und fängt sicherlich nicht die brodelnde, von Menschen geprägte, kleinräumige Vitalität von Phnom Penh ein.
Dass die Stadtbevölkerung zum Großteil aus jungen Leuten besteht, spürt man besonders am Abend. Was für eine Gaudi, sag ich euch... Die Jungs nehmen mich ins Rotlichtviertel mit und wir spielen Vier-gewinnt mit ein paar hübschen Damen(?) an der Bar. Die Boys werden mit allen Mitteln den Kunst umgarnt, es ist ein aufregendes Spektakel für mich als Schaulustige. Danach geht's in den Club und ich bin für einige Zeit die einzige Person auf der Tanzfläche. Macht nichts, die Musik ist super, ich hab Spaß! Schlagartig füllt sich der Club um Mitternacht und die Atmosphäre ist genau wie auf jeder anderen vollen Tanzfläche überall auf der Welt. Die Kambodschanerinnen sind kleine, lustige Frauen und ich fühle mich wohl unter ihnen.
Die Mittagshitze am nächsten Tag ist heftig und mir ist nach dem verkaterten Sightseeing in der Stadt nach Ruhe und Schatten zumute. Apropos verkatert ... Connor und ich finden ein Katzen-Café und da ich noch nie in einem dieser Etablissements war, ist das der perfekte Boxenstopp! Aber ich muss zugeben, ich hab's mir anders vorgestellt... 20 Katzen auf 20qm zu halten, ohne Rückzugsmöglichkeit außer dem Katzenklo. Und dann noch die aufdringlichen Menschen und vor allem die unbarmherzigen Kinder... Ein großes HMM!! Das bleibt wohl ein einmaliger Besuch. Aber zugegebenermaßen hält es mich nicht davon ab, jede Katze bei ihrem bestimmt wohlverdienten Mittagsschläfchen zu stören... Siehe Fotos.
Der Buddhismus ist stark im Stadtbild verankert. Überall sieht man die orange gekleideten Mönche ihrem Alltag nachgehen. Sie haben eine besondere Stellung im der Gesellschaft, was unter anderem dadurch deutlich wird, dass in und um öffentlichen Verkehrsmitteln Sitzplätze nur für Mönche vorbehalten werden. Ich sehe sie meist alleine auf der Straße, niemand scheint offen mit ihnen zu interagieren. An jeder Straßenecke steht ein belebter Tempel, aus dem die einsamen, orangenen Gestalten ein- und ausgehen. Wie gerne würde ich mich mit einem Mönch unterhalten, ich habe tausende Fragen!! Aber scheinbar ist das besonders als Frau gar nicht so einfach... Ich habe nachgelesen, dass es mir untersagt ist einen Mönch zu berühren, ihm etwas zu überreichen oder auf ihn zu zeigen. Mal sehen ob ich eine Gelegenheit für Smalltalk finde (Challenge excepted)Lue lisää













