• Julia K
  • Julia K

Da lang!

A 183-day adventure by Julia Read more
  • Trip start
    November 1, 2023
  • Orientexpress // Ohoh

    November 3, 2023 in Turkey ⋅ ⛅ 23 °C

    //Orientexpress
    "Istanbul...die Stadt am Bosporus - an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien, Morgenland und Abendland, Antike und Moderne bringt alles mit, was man sich wünschen kann. Griechen, Perser, Makedonier, Römer und Osmanen herrschten hier über die Jahrtausende und weitere Kulturen hinterließen nicht nur steinerne Zeugen, sondern auch ein faszinierendes Konglomerat von Mentalitäten, welches die offene Atmosphäre der Stadt bis heute prägt."

    Was ein Erlebnis. Zu wenig Zeit für zu viel Stadt. Architektur! Geschichte! Kultur! Mentalität! Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Das müsst ihr erlebt haben, schreibt euch 1 Woche Istanbul ganz oben auf die Bucketlist.
    Und das Beste: An jeder Ecke sitz eine kuschelbedürftige Katze die einem ohne Zögern zum Schmusen auf den Schoß klettert. Mein persönlicher Himmel.

    //Ohoh
    Kein Trip ohne kleine Katastrophen: der Weiterflug nach Dubai wurde kurzfristig gecancelt... Was nun!?!?... (Fortsetzung folgt)
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  • Dubai

    November 4, 2023 in the United Arab Emirates ⋅ ☀️ 32 °C

    //Ohoh Fortsetzung
    Gerade wollte ich mich auf den Weg zum Flughafen machen, da kommt die SMS: "your flight from Istanbul to Dubai has been cancelled due to technical reasons." Ganz blöd... Da es ja noch einen Anschluss zu erwischen gilt, von Dubai nach Kochi! Nach schneller Recherche, tat sich doch noch eine Option auf die funktioniert und siehe da: ICH HAB'S NACH DUBAI GESCHAFFT! Nicht bequem, völlig übermüdet und mit sehr schlechter Laune, aber geschafft ist geschafft. Viel Zeit blieb leider nicht zum Erkunden, es hat nur für eine kurze Fahrt mit der Metro in die Stadt gereicht.

    Was für wahnsinnige Maßstäbe überall... Burj Khalifa das höchste Bauwerk der Welt (3x Eiffelturm übereinander!) ist nicht ans Abwassersystem angeschlossen. Jeden Tag stehen die Tanklaster für die Abwässer schlage. Kaum zu glauben oder?
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  • Dubai -> Kochi

    November 4, 2023 in the United Arab Emirates ⋅ ☀️ 32 °C

    Überraschte Nachfragen am Schalter. Was hab ich auf diesem Flug zu suchen? Beim Einsteigen in den Flieger wird klar: ich bin der einzige Nicht-Inder. Von jedem Platz gucken mich dunkle, neugierige Augen an. Ein unangenehmer Geruch in den Luft. Die Sitze sehen aus wie recycled aus 90er- Jahren Bussen. Scatchy.

    Ein beeindruckender Blick über Dubai. Man sieht die geplante Stadt, von oben verlieren die Gebäude und die Infrastruktur den überproportionierten Eindruck. Direkt vor der Stadt eine flache, gewachsene Struktur aus dichten Häusern. Hier leben die Leute also die ich heute morgen in der vollen Metro getroffen habe.. Die "Arbeiterklasse", hauptsächlich von anderswo immigriert. Direkt außerhalb der Stadt liegt die Wüste, soweit das Auge reicht. Die Formationen aus Sand im Meer... Der teure Sand von anderswo. Krasse Sache. Es wird deutlich wie aufwendig es sein muss eine Stadt an diesem Ort zu schaffen. Nichts ist natürlich entstanden, die Naturgesetze würden eine Siedlung so nicht zulassen, aber der Mensch zwingt sich auf. Mit genügend Geld kann man sogar in den Wüste eine grüne Oase schaffen. Das macht nachdenklich. Genau deswegen habe ich mich für Dubai als stopover entschieden: wenn Geld keine Rolle mehr spielt, was kann Architektur schaffen? Wie sieht die Planstadt der Neuzeit aus? Ein heftiger Kontrast Istanbul und Dubai kurz nacheinander kennenzulernen!!

    Der Flug ist ein einziges dejavu: einschlafen, von Essen geweckt werden, dösen, wieder essen.. Da lässt sich Air India nicht lumpen, verköstigt werden wir gut. Das Gefühl ein Eindringling zu sein ist zum Glück schnell verschwunden.
    Alles in allem ein angenehmer Flug trotz erster Zweifel.
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  • Überforderung

    November 5, 2023 in India ⋅ ☁️ 29 °C

    // Erster Eindruck
    Ich bin überfordert. Zu viele Eindrücke, Lärm, Dreck, Leute, Hitze, Andersartigkeit. Ständiges Hupen und angesprochen werden. Eine tote Babykatze am Straßenrand über die ich steige, der deformierte Bettler der mich anspricht.
    Und das Starren. Ständig angeschaut zu werden... Ob ich mich daran gewöhne? Eine Schlägerei am Bahnhof, ein irrer Tuktukfahrer.
    Der erste Tag in Kochi hat schon gereicht um mich bei Skyscanner den nächstbesten Rückflug suchen zu lassen.

    Aber auf der anderen Seite: die kleinen Kinder die mir begeistert zuwinken. Und die Natur! Leuuute, die Natur!! Riiiiesen Bäume mitten in der Stadt, Palmen, andere Gewächse in Hülle und Fülle, alles in super large. Auf dem Weg zum Café sind Fledermäuse um die Laterne geflogen, so groß wie Krähen. Und vorhin hab ich ein Eichhörnchen beobachtet das nicht größer als ein Zwerghamster war. Die Ziegen die sich wie selbstverständlich unter die Fußgänger oder in den Verkehr mischen. Die netten Verkäufer im Jew district, die mir von ihrem Alltag und Leben in Indien erzählen. Die erste Yoga class am frühen Morgen. Jeder spricht gutes Englisch, die Verständigung ist bisher kein Problem.

    Vorhin habe ich Max von meiner Anpassungsschwierigkeit erzählt, da spricht mich wie aufs Kommando ein Mädchen aus dem Hostel an und empfiehlt mir Unternehmungen. Wie sehr sie mich darum beneidet, das Abenteuer noch vor mir zu haben. Sie kann nachvollziehen wie hart der Einstieg (besonders als female solo traveller) ist, aber ist davon überzeugt dass ich Indien lieben lernen werde.
    Okay. Das stimmt mich etwas milde.
    Ich erinnere mich an eine tolle Lebensweisheit, die ich vor kurzem aufgeschnappt habe: lern to rest, not to quit.
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  • Zugfahren

    November 6, 2023 in India

    // Die erste Zugfahrt
    Die Sonne brennt, das Schwitzen nimmt kein Ende. Den Zug südwärts verpasse ich um nicht Mal 1 Minute. Das gibt mir 3 Stunden Zeit am heißen Bahnhof Leute zu beobachten. Grundsätzlich ist auch das öffentliche Verkehrssystem nicht annähernd zu kompliziert wie gedacht.

    Ich steige im Frauenabteil ein, Mal wieder der einzige Ausländer weit und breit. Wie die Hühner auf der Stange sitzen wir eng beieinander. Ich habe den Fensterplatz in Fahrtrichtung, der Fahrtwind bringt die ersehnte Abkühlung. Der Zug rattert durch Reisfelder und Mangrovenwälder. Immer wieder ein Häuschen und seine Bewohner... Es fällt auf, dass die Frauen auch bei der Haus- und Gartenarbeit Sari tragen. Die Herren tragen ein lockeres Tuch um die Hüfte, dass bei Bedarf hochgesteckt wird. Dazu immer ein Hemd, nie T-Shirt!

    Die Frauen im Abteil schlüpfen aus den Sandalen und stellen die Füße auf dem gegenüberliegenden Sitz ab. Mit Schuhen wäre das eine Respektlosigkeit, aber nackte Füße stören hier niemanden. Komische Sitten.
    Die Stimmung ist heiter im Zug, niemand scheint gehetzt zu sein. Fast bin ich ein bisschen traurig schon aussteigen zu müssen, das war eine tolle Erfahrung.
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  • Jungelbuch

    November 7, 2023 in India

    // Jungelbuch

    Am Abend findet sich eine hungrige Gruppe im Hostel zusammen und wir gehen "richtig indisch" essen. Das war ein tolles Erlebnis: Keiner versteht die Speisekarte, alle matschen mit den Fingern querbeet in einem der 10 Teller herum die uns gebracht werden. Gespräche werden quer durch den Raum geführt, außer unserer Touritruppe nur Inder, die sich zum Glück nicht an uns zu stören scheinen.
    Wir tauschen uns aus, erzählen von den bisherigen Erlebnissen in Indien und den zukünftigen Plänen. Es fühlt sich sehr nach Gemeinschaft an.

    Am nächsten Tag nehmen wir in einer ähnlichen Konstellation an einer Kanutour durch die Backwaters teil. Eine Gastfamilie bereitet Frühstück und Mittagessen für uns zu, wir erhalten einen tollen Einblick in das einheimische Leben. In einem kleinen Kanu paddeln wir durch die Kanäle. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus, ich finde kein besseres Wort als "Jungelbuch" um die Umgebung zu beschreiben. Die Familien in den Häuschen zu beiden Seiten bewirtschaften die angrenzenden Reisfelder, an jedem Zuhause wurden Stufen in den Kanal gebaut. Hier spielt sich das halbe Leben ab: Frauen putzen Gemüse, nehmen Fisch aus, waschen die Wäsche. Männer betreiben Körperpflege, gehen zum oder kommen vom Fischfang... Kleine Katzen begrüßen die Fischer aufdringlich und verlangen ihren Wegezoll.
    Und wir paddeln gemütlich daran vorbei, Kameras gezückt. Klar bin ich froh so nah an das ,,echte Leben der Bewohner" ran zu kommen, aber es fühlt sich auch stark nach Stören der Privatsphäre an ... Als ob jemand direkt vor meinem Badezimmerfenster vorbeilaufen würde während ich mir verschlafen die Zähne putze.

    Der indische Guide/Gastgeber ist ein spaßiger Kerl, beim Warten auf die Fähre singt er uns ein wunderschönes Wiegenlied und lustigerweise schlafen wir tatsächlich erschöpft ein, als wir in der Fähre Platz genommen haben.
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  • Zugfahrt 2

    November 9, 2023 in India ⋅ ☁️ 30 °C

    Der Zug südwärts war rappelvoll, Myrthe und ich quetschen uns mit den großen Rucksäcken durch die Abteile. Endlich finden wir zwei freie Plätze auf der Gepäckablage/ oberen Sitzebene. Jetzt muss es schnell gehen: Rucksack 1+2 hoch werfen, Schuhe aus, hochklettern, sortieren, klarkommen. Puh... Geschafft. Die Fahrt war genau wie man sie sich in einem überfüllten Zug in Indien vorstellt, aber durch den Sitzplatz waren wir geschützt und konnten dem Treiben unten entspannt zusehen. Ich liege ausgestreckt auf der Gepäckablage und lese ein bisschen. Der Zug schüttelt mich durch, manchmal schubst mich ein Stoß fast von der Bank. Gespräche sind durch das laute Rattern der Gleise unmöglich, nur die Essensverkäufer schaffen es den Lärm mit ihren Rufen zu übertönen. Wir gönnen uns eine gebackene Banane die ich später noch bereuen würde. Es stinkt bei langsamer Fahrt ganz fürchterlich nach Klo, da können auch die drei fetten Ventilatoren direkt neben mir nicht helfen.
    Aber ich bin wahnsinnig glücklich. Es tut gut mit Myrthe zu reisen, die genau so euphorisch ist wie ich. In der Zeit die wir zusammen reisen läuft vieles nicht nach Plan, aber wir können es jedes Mal lächelnde mit dem Spruch "that's part of the experience" akzeptieren. Angekommen in Varkala, wir laufen gerade den Bahnsteig entlang, hören wir plötzlich ein Klatschen hinter uns. Ein anderer Backpacker, mit dem wir am Bahnhof kurz gesprochen haben, ist gestürzt. Alle umstehenden laufen ihm zur Hilfe, auch wir. Er erzählt uns lachend dass er sich im Zug verquatscht hat und erst als der Zug schon wieder angefahren war bemerkt hat, dass er hätte aussteigen müssen. Also ist er aus dem fahrenden Zug gesprungen. Zum Glück war er unverletzt... Was ein Abenteuer.
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  • Varkala

    November 10, 2023 in India ⋅ ☁️ 29 °C

    // Varkala
    Varkala ist berühmt für Strand und Yoga.
    Und tatsächlich, der Strand ist der Wahnsinn! Inder gehen voll bekleidet ins Wasser, einige wenige westliche Touristen trauen sich in der üblichen Schwimmkleidung. Myrthe und ich (gekleidet in die am meisten Haut bedeckenden Badeanzügen die wir haben) wollen uns den Spaß nicht entgehen lassen und hüpfen in die hohen Wellen. Das Wasser ist vergleichsweise warm, ich hatte auf eine eiskalte Abkühlung gehofft. Nach 10 Metern zieht es mir den Boden unter den Füßen weg und ich werde parallel zum Strand abgetrieben. Kein Sand mehr unter den Füßen, ich kann nicht stehen und muss mit aller Kraft gegen die Strömung schwimmen. WUSCCCHHH eine Welle bricht über mir, die Strömung lässt mich gehen, ich schaffe es einige Meter vorwärts bevor ich wieder weggesaugt werde. Ich werde hektisch und bekomme ein bisschen Angst... Das ist eine starke Strömung. Zum Glück treibt sie mich nicht aufs offene Meer. Plötzlich taucht ein Kopf neben mir aus einer Welle auf: der gestürzte Backpacker von gestern! Er hat den Dreh mit der Strömung schon raus und hilft mir zurück an den Strand. Es waren nur 10 Minuten im Wasser aber ich fühle mich wie 2 Stunden workout. Am Strand erwartet uns eine Gruppe junger Inder, die zum Gaffen den Strand auf und ab spazieren.

    Ein Hitzegewitter überrascht uns und wir suchen Unterschlupf im nächste Café. Der Regen auf dem Wellblechdach übertönt alle anderen Geräusche. Endlich ist es etwas kühler. wir schlürfen frische Smoothies und lesen. Wiedermal eine unangenehme Situation die sich unerwartet zu etwas sehr schönem entwickelt.

    Zurück im Hostel frage ich den Eigentümer ob er ein tuktuk zum nächsten ATM bestellen kann. Er lacht und wirft mir seinen Schlüssel zu: "Take the scooter". So kam es zur ersten eigenen Fahrt auf einem motorisierten Fahrzeug. Oooh hatte ich Spaß!

    Am Abend finden wir uns zufällig als Gruppe zusammen und beobachten den leider sehr unspektakulären Sonnenuntergang in einem der Cafés in den Klippen. Trotzdem ist es ein sehr einprägsamer Glücksmoment. wir sprechen darüber, dass wir sehr froh sind miteinander Zeit zu verbringen. Direkt vor uns im Meer gehen gute Wellen, ich beobachte die Surfer und versuche mir etwas abzuschauen. Kaum dass die Sonne untergegangen ist, erscheinen unendlich viele Lichter am Horizont über dem Meer. Man könnte meinen es sei Land. Aber in Wirklichkeit sind es Fischerboote. Es sind so viele, dass man die Anzahl fast nicht begreifen kann. Wir spielen Karten im Hostel und der Eigentümer macht uns Pina Coladas. Ein lustiger Abend!

    Musik die gerade wirklich gut passt:
    The police- message in a bottle https://youtu.be/4m3CMTeo-nU?si=D0TqNPPNXFIfV8P2
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  • Südspitze // Diwali

    November 11, 2023 in India ⋅ 🌧 28 °C

    // Diwali
    Das Fest der Lichter.
    Diwali ist das wohl wichtigste Fest im hinduistischen Kalender. Wegen seiner spirituellen und seiner sozialen Bedeutung und seines fröhlichen Charakters lässt es sich gut mit Weihnachten vergleichen. Gleichzeitig ist es auch Silvester: ein neues Jahr wird eingeleitet und die Häuser werden mit Öllampen und Lichterketten geschmückt. Rund um die Uhr werden Böller auf der Straße gezündet und Raketen in die Luft geschossen. Der Smog ist so dicht in der Stadt, dass die Augen brennen und das Atmen schwer fällt. Manche Böller sind so laut, die Druckwelle trifft einen wie eine Ohrfeige. Jeder der mich kennt weiß, DAS ist mein persönlicher Albtraum... Ohropax ist mein bester Freund.

    Das erste Licht des ersten Tages von Diwali erleben wir in Kanyakumari, dem südlichsten Zipfel Indiens!! Um 6 Uhr morgens als die einzigen westlichen Touristen der ganzen Stadt unter hunderten schaulustigen Indern.

    Es ist eine herausfordernde Erfahrung: auf dem Weg zum Hotel geraten wir an einen gruseligen Schlepper, der uns bis ins Hotel verfolgt. Die vielen Straßenhunde sind abgefetzt, verletzt und ausgehungert, es treibt einem die Tränen in die Augen. Wir können keine 3 m gehen ohne einen fliegenden Händler oder Bettler entschieden abwimmeln zu müssen. Kinder stellen sich uns in den Weg und betteln um Geld, die Augen flackern immer wieder zu meinem Brustbeutel... Ob es mich bestehlen möchte?
    "No white people anywhere"
    Alle Augen sind auf uns gerichtet, man stupst sich gegenseitig an und zeigt auf uns, wir sind die Zirkuspferde in der Manege. Ich brauche einen Moment um mich zu sortieren und das Unwohlsein abzuschütteln. Myrthe ist selbstbewusst und hilft mir mit aufmunternden Worten. Wir kaufen Chai von einem Verkäufer am Straßenrand und unterhalten uns mit einer Familie die sich über unsere Gesellschaft freut. Es wird deutlich, dass die meisten Leute hier auch Touristen sind, aus anderen Teilen Indiens angereist, genau wie wir, um den ersten Tag diwali an einem besonderen Ort zu begehen. So viel unterscheidet uns gar nicht. Ich fange an die Aufmerksamkeit als ehrliches Interesse an unserer Andersartigkeit zu verstehen.

    Am Abend ein Videocall mit Max. Der Stress fällt sofort von mir ab und ich genieße Vertrautheit.
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  • Ancient Tempel

    November 13, 2023 in India ⋅ ☁️ 31 °C

    // Minakshi-Tempel

    Die Tempelanlage ist riesig und das Herzstück der Stadt. Die zwölf hoch aufragenden Tortürme des Tempels sind mit bunt bemaltem Skulpturen (33.000 Stk!) geschmückt und beherrschen weithin sichtbar das Stadtbild. Die Anlage ist nominiert, eines der 7 Weltwunder zu werden! Im Inneren sind keine Schuhe, Handys und Kameras erlaubt. Das Wort, das dieTempelarchitektur am besten beschreibt, ist "atemberaubend".

    Viele Gläubige sind wegen der Feiertage zu Besuch, Familien drücken sich freudestrahlend an uns vorbei. Es dauert keine 5 Minuten bevor Myrthe und ich uns im Gedränge verlieren. Ich erkunde alleine die Anlage, gehe ganz langsam um viel gucken zu können. So viele Details, so viel robuste Eleganz. Ich stehe im inneren Korridor, plötzlich ganz allein. Es riecht nach den Öllampen die den göttlichen Abbildern hingestellt werden. Der Boden besteht aus 4x4 großen Steinplatten, kühl und durch tausende Füße glatt getreten. Wie wurde das hier alles her transportiert, gebaut, konstruiert!?! Ein leuchtender Sonnenstrahl der wie ein Laser durch ein Leck fällt ist die einzige unsymmetrie weit und breit. Die Stützenreihen zu beiden Seiten sind so kunstvoll aus Stein gehauen, perfekt im goldenen Schnitt detailliert. Man kann sich nicht satt sehen. Fledermäuse sausen quitschend an der Decke entlang. Ich fühle mich ein bisschen wie Lara Croft in tomb raider.
    Ich zünde ein Lämpchen für sie Statue der heiligen Kuh an, schicke ein "Dankeschön, bitte weiter so" los und erkunde den Außenbereich. Ich will wissen wie das alles gebaut wurde, es lässt mir keine Ruhe. Im Nachhinein ärgere ich mich darüber, den Tempel kein zweites Mal besucht zu haben, eine einzige Besichtigung hat mir nicht gereicht.

    Minakshi-Tempel
    https://youtu.be/bhudWDoChfM?si=QcP2bIRwxnE7pOnT
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  • Outskirts Madurai

    November 13, 2023 in India ⋅ ☁️ 28 °C

    // Wasser

    Wir tuckern in die outskirts der Stadt, zu einem Felsen der aussieht wie ein schlafender Elefant. Wieder ein beeindruckender Tempel! Eine Prozession ist im Gange, wir dürfen leider nicht eintreten. Es herrscht eine angespannte Atmosphäre, hier ist jeder aufs Gebet fokussiert, wir sind fehl am Platz.

    Wir spazieren ein wenig herum und erreichen einen künstlich angelegten See. Man ist hier nicht an Touristen gewöhnt, unsere Erscheinung fällt auf. Frauen begrüßen uns fröhlich, Affen springen um uns herum. Am Rand des Sees waschen sich die Leute und machen einen ausgelassenen, glücklichen Eindruck. Es scheint als wären die Menschen nach dem Gebet von ihrer Last befreit.
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  • Madurai -> Munnar

    November 14, 2023 in India ⋅ ☁️ 21 °C

    // Busfahrt

    6 Uhr am Morgen im Hotel: Verabschiedung von Myrthe, unsere Wege trennen sich. Schön war's!

    Kurz darauf am Busbahnhof: Hunderte Busse die drängeln und hupen. Dazwischen flitzen Menschen und Straßenhunden umher. Alle Anschriften auf den Bussen sind auf Hindi, ich bin völlig lost. Ein, zwei, drei "Gespräche" (Handzeichen+Googelmaps) mit Platzeinweisern später werde ich schroff aufgefordert mich zu setzen: "Wait!!"
    Mehr Infos gibt man mir nicht. Ich übe mich in Geduld und Vertrauen. Ein kleiner Junge läuft langsam vornüber gebeugt vorbei und übergibt sich alle paar Schritte. Ohje... Böse Vorahnungen für meine Fahrt in die Berge?

    Der Bus fährt nach zwei Stunden Warten ein und die Platzeinweiser und zwei Fahrgäste stürmen gleichzeitig zu mir um mich sicher zum Bus zu begleiten. Das muss man den Indern lassen: sie kümmern sich!

    Die Fahrt ist abenteuerlich und es gibt viel zu gucken. Ich sitze sicher auf dem "Fels in der Brandung", kann den Trubel genießen weil er mich nicht betrifft. Ich habe eine tolle Beschreibung in dem Buch das ich gerade lese gefunden, siehe Fotos!

    Endlich raus aus der Stadt, kommt der Bus in den Serpentinen Munnars an seine Grenzen. Die Kurven sind so scharf und eng, der Gegenverkehr muss halten um unseren UTurn abzuwarten. Der Motor schnauft, hinter dem Fahrzeug eine schwarze Wolke aus Abgasen.
    Der Ausblick auf das Tal und die steilen Berge wird nach jeder Wendung besser. Aber bloß nicht nach unten gucken, fast scheint es als würde ich auf meinem Fensterplatz über dem Abgrund hängen.
    Tiefe Wolken verschlucken uns. Es hat deutlich abgekühlt (endlich!) und die Luft ist frisch und klar.
    Der Pass ist erreicht, bergab geht's á la fast & furious. Ich kralle und verkeile mich mit allen Vieren in die Sitzbank und denke an den Jungen von vorhin mit vollstem Verständnis.

    Noch eine Tuktukfahrt und ich bin am Hostel. Bisher das Beste, in dem ich in Indien war! Es liegt abgelegen mitten im Wald, jedes Zimmer hat einen phänomenalen Blick ins Tal. Es findet sich schnell eine Gruppe zusammen und wir spazieren noch etwas durch die Umgebung. Letzte Woche wurde sogar nahe dem Hostel ein wilder Elefant gesichtet!
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  • Munnar

    November 15, 2023 in India ⋅ ☁️ 24 °C

    // Sonnenaufgang

    Der Wecker klingelt um 4 Uhr am Morgen. Eine Gruppe müder Backpacker versammelt sich am Hostel, doch der anstehende Ausflug mit dem Jeep zum Gipfel wird kurzfristig abgesagt.
    Wir sind gewillt das Beste aus der Situation zu machen und stapfen auf eigene Faust in die Nacht hinaus. Nach 40 Minuten Fußmarsch erreichen wir einen Aussichtspunkt und erleben einen tollen Sonnenaufgang. Die Stimmung ist ausgelassen, wir machen Quatsch und genießen die Gemeinschaft. Mir tun die Backen weh vom Lächeln.Read more

  • Tee

    November 16, 2023 in India ⋅ ☁️ 24 °C

    // Teeplantagen

    Am Nachmittag fahren wir zu dritt in die Teeplantagen zum Wandern. Die Bewegung tut mir gut und ich gebe ein flottes Tempo vor. Endlich etwas Sport! Die Plantagen bieten einen faszinierenden Anblick: die weichen Hügel sind überzogen mit einem Mosaik verschieden-grünfarbiger Kacheln. Die Büsche sind getrimmt und schimmern in unterschiedlichen Nuancen, es ist eine gepflegte und gleichzeitig wilde Natur. Nebelschwaden ziehen umher, alles ist still und friedlich. Ab und an sehen wir Pflücker durch die Reihen laufen. Ich denke mir: "wenn es einen Himmel gibt, dann sieht er so aus"
    Ich genieße die Wanderung und horche in mich rein... da ist das Gefühl von Ausgeglichenheit, Dankbarkeit und Zuversicht. Super! So soll's sein!

    Zurück in der Stadt erwartet uns das Chaos. Wir müssen uns durch den lauten, hektischen Verkehr drängeln und im vollen Restaurant verstehen wir Mal wieder überhaupt nichts und bestellen blind irgendetwas. Die zwei Jungs sind genervt und überfordert und ich bemerke überrascht wie entspannt ich mit der Situation umgehen kann. Hab ich mich schon an Indien gewöhnt?
    Ich verabschiede mich von den beiden und erwische noch den letzten Bus zurück zum Hostel. Zwei ältere Damen schnappen mich am Arm und ziehen mich auf einen freien Sitzplatz als ich einsteige. Keine spricht Englisch, trotzdem sind sie gewillt sich mit mir zu unterhalten. Kein einziges Wort verstehe ich, trotzdem lächeln die zwei über beide Ohren. Ich stelle mich auf Hindi vor und zeige ihnen auf Googelmaps wo ich her komme. Immer wieder stupsen sie mich an und wollen mehr wissen. Der Schaffner kommt zu mir, ich zeige ihm auf dem Handy zu welcher Haltestelle ich möchte. Das Handy wandert durch die Reihen, jeder will wissen was mein Ziel ist, es wird kreuz und quer darüber diskutiert. Ich finde die Situation lustig: die meisten Fahrgäste sind sich ja auch fremd, aber die Diskussion um die fremde Reisende im Bus verbindet kurz alle. Als meine Haltestelle näher kommt beteiligt sich der halbe Bus daran den Busfahrer darüber zu informieren. Ich bedanke mich und steige lachend aus. Die einzige Lichtquelle weit und breit fährt quitschend davon. Die plötzliche Stille und Dunkelheit sind ein heftiger Kontrast.
    Ich marschiere mit meiner Stirnlampe durch den Dschungel und erschrecke mich vor ein paar Kühen die plötzlich aus dem Dickicht auftauchen. Wie war das noch Mal mit den Jaguaren in Indien, die nachts die Hühner und Hunde fressen? Oder waren das Pythons? Was wenn mir ein Elefant begegnet? 30 Minuten Fußweg erscheint mir wie das Mutigste das ich bisher gemacht habe.
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  • Ausgleich // Peak

    November 17, 2023 in India ⋅ ☁️ 14 °C

    // Ausgleich

    Am Abend checkt ein Mädchen ein, das beim Smalltalk mit mir unerwartet im Tränen ausbricht. Ihre Soloreise hat gerade erst begonnen und alles scheint unendlich schwierig zu sein. Oh das kenn ich... meine Chance zurück zu geben was mir auch entgegen gebracht wurde! Ich bemühe mich die richtige Worte zur Aufmunterung zu finden, höre mich aber nur lahme Phrasen stottern. Wieso ist Trösten so schwierig? Ich bin unzufrieden mit meiner Performance, ich schaffe es nicht die typisch-deutsche Distanz zu brechen.
    Doch am nächsten Tag umarmt sie mich überschwänglich und bedankt sich für den Zuspruch... So schlecht hab ich mich also doch nicht angestellt! Ich freu mich riesig darüber, jemandem helfen zu können.. endlich in der Position zu sein, Hilfe zu geben! Ein Beweis dafür, dass ich festen Boden unter den Füßen gefunden habe.

    // Peak

    Ein neuer Versuch: morgens um 4 Uhr steht wieder eine Gruppe Backpacker vor dem Hostel und diesmal kommt der Jeep.
    Die Fahrt durch die Nacht auf den höchsten Gipfel des Gebirges ist aufregend. Wir fahren auf unbefestigten Straßen, über Stock und Stein im wahrsten Sinne (Wir werden heftig durchgeschüttelt). Wie zum Geier trotzt das Fahrzeug allen physikalischen Gesetzen!?
    Auf dem Gipfel angekommen begrüßt uns ein neuer Tag. Der Blick über das Wolkenmeer, in dem Berggipfel wie pyramiden-Inseln schwimmen, macht alle Anwesenden sprachlos. Die Sonne befreit sich aus den Wolken und mein Kameraakku stirbt zeitgleich. Lasst euch gesagt sein: es war sehr, sehr schön.
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  • Loop

    November 18, 2023 in India ⋅ ☁️ 32 °C

    Ich recherchiere und frage herum, aber die Motorradtour-pläne werden noch immer nicht deutlicher. Ich kann keinen Laden finden der Bikes verleiht die an einem anderen Ort zurück gegeben werden können. Mein nächstes Reiseziel rückt damit in weite Ferne. Kurzentschlossen schmeiße ich meine geplante Route über Bord. Das kostet mich Überwindung, ich will meine Vorsätze durchziehen... aber nicht um jeden Preis. Eines habe ich aus dem Buch "das Café am Rande der Welt" gelernt... die schlaue Schildkröte nutzt die Strömung für sich. Go with the flow.

    Als ich Winky, mit dem ich mich auf der Gipfeltour angefreundet habe, von meinem neuen Plan erzähle, am Nachmittag mit dem Nachtzug nach Goa zu fahren, lacht er mich aus. "You haven't booked train ticket?! You gonna sit on tiny space on the dirty floor for 10 hours! Haha!" wieder was gelernt: lange Fahrten immer buchen.
    Wir diskutieren die Optionen und 10 Minuten später ist ein Flug nach Goa gebucht. Tschüss moralische Grundsätze ("keine Inlandsflüge") und Hallo Spontanität! Wincky und ich warten zusammen auf den Bus, der uns im Stich lässt. Es fährt ein privater Jeep vor, der uns günstig mitnimmt. Auf der Fahrt werden noch weitere Gestrandete eingesammelt und schwuppdiwupp sitzen wir zu ZWÖLFT im Auto und brausen in die Stadt. Dort geht's direkt weiter in den Bus. Ich bin auf die Busfahrt vorbereitet, habe einen leeren Magen, Medizin und ein offenes Fenster. Trotzdem wird die 5-stündige Fahrt ins Tal zum Albtraum. Ich verfluche den Busfahrer mit meiner eingebildeten Voodoo Kraft für seine Vorliebe im Gegenverkehr zu fahren und die vielen plötzlichen Manöver. Ich übergebe mich und sacke völlig erschöpft in mich zusammen. Mir geht's grauenvoll. Als ich ausgehungert, erschöpft und übernächtigt am Hostel ankomme, schicke ich Max einen Hilferuf. Dank seiner super-brain-Power war das technische Problem ums Flugticket schnell erledigt. Wie immer: der Retter in der Not!

    Damit ist das Kapitel Südindien vorerst abgeschlossen, ich bin zum Ausgangspunkt zurückgekehrt. Der Loop durch den Süden war toll: die Überfülle an Vegetation, die Entspanntheit der Menschen... Ich kann's nur empfehlen!

    Ich merke die Veränderung an mir, die von Tag zu Tag deutlicher wird: Ich habe wieder Interessen! Das Fotografieren macht Spaß, ich freue mich über jedes gelungene Foto. (Auch wenn ich noch viel lernen muss, zum wirklich guten Foto). Auch das Schreiben sprudelt von selbst, wer hätte gedacht, dass ich daran Spaß finden würde? Ich bestimmt nicht. Ich liebe es zu Lesen und zu Observieren. Alles Neue interessiert mich. Auch der Umgang verändert sich:
    Ich bin Nachsichtig mit meiner Umgebung, neugierig. Kann aber auch deutlich "nein" sagen wenn nötig. Das Alleinsein stört mich nicht mehr.
    So viel Entwicklung in so kurzer Zeit.
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  • South Goa

    November 19, 2023 in India ⋅ ☁️ 32 °C

    Ankunft am frühen Morgen. Ich gerate vor dem Airport in einen Schwarm aufdringlicher Taxifahrer, die mich belagern wie Fliegen. Ich frage eine wartende Einheimische nach der Bushaltestelle und gerate in einen improvisieren Scam: So sitze ich unerwartet im Auto ihres Freundes, der mich auf halber Strecke zum vereinbarten Ziel, nach unangenehmen Diskussionen, einfach aussetzt. Mein erster echter Scam.. ich ärger mich natürlich aber bin auch ein bisschen stolz, dass ich mich nicht habe einschüchtern lassen. Als ich dann mit dem Bus den Süden Goas erreiche, tragen mich die Füße auf direktem Weg zum Strand. Ich mache es mir auf einer Strandliege bequem, bestelle die halbe Speisekarte und hüpfe müde aber glücklich durch die Wellen..Read more

  • Beachdays

    November 22, 2023 in India ⋅ ⛅ 32 °C

    Kein Wunder versacken so viele Reisende in Goa!
    Meine Tage hier sind der Inbegriff von Urlaub: Ausschlafen, tolles Frühstück, Strand, Sonnenuntergang, tolles Abendessen, mit Freunden chillen. Ich versuche mich zu disziplinieren, und die weitere Reise zu planen, aber finde vor lauter Chillen keine Zeit. Ha!

    Ich freunde mich mit Tejas, einem Inder aus Nord-Goa an und wir erkunden zusammen die Umgebung. Beide profitieren wir von der Gesellschaft des anderen: Ich umgehe den Touristatus, die erhöhten Preise und Sprachbarrieren, und er wird allseits dafür bewundert mit einer Weißen zu reisen. Win-win.

    Die Idee mit der Motorradtour juckt mich weiterhin. Ich frage mich durch die rentals, aber komme der Sache nicht näher. Im Hostel spreche ich indische Reisende darauf an und auf ein Mal sitzen wir zu viert um Laptop, Tablet und Handy herum und planen gemeinsam minutiös meine weitere Reise. Wow. Die Hingabe und Neugier der Inder!!
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  • Meditation

    November 22, 2023 in India ⋅ ⛅ 29 °C

    Ich schließe mich einem Ausflug zum Strand an, der eierlegende Schildkröten verspricht, aber nur tausend Mini-Krabben und sengende Hitze im petto hat. Wir setzen uns unter die Palmen in die Dünen, Tejas erzählt uns viel über Spiritualität und Hinduismus. Mehr aus Langeweile als irgendwas sonst, bitten wir ihn, uns das Meditieren beizubringen. Das sei ganz einfach, sagt er, der Schlüssel ist das Atmen.

    Also Atme ich... Es ist schwierig die Gedanken zu besänftigen, aber irgendwann hab ich den Dreh beinahe raus. Ich bin entspannt und klar, aber habe den Eindruck es noch nicht "richtig zu machen", nicht tief genug zu sinken. Ich resigniere, öffne die Augen und erschrecke... Es fühlt sich an, als hätte mir jemand einen Eimer kaltes Wasser übergekippt. Ein Schock, ausgelöst dadurch, die Umgebung wieder visuell wahrzunehmen. Ich bin total verunsichert, aber auch neugierig geworden.

    Am nächsten Morgen gehe ich zu einer Meditation-class. Genau das selbe Phänomen wieder: ich schaffe es, die Konzentration nach innen zu richten, entspanne mich und dann die unerwartete Klatsche beim Öffnen der Augen. Der Effekt danach ist krass: die mentale 8-spurige Autobahn ist zu einer Einbahnstraße geworden, auf der immer nur ein Gedanke Platz hat, bis er vorbei gezogen ist. I'm on fire now: Noch am selben Abend gehe ich wieder zu einem Kurs und ich kann es kaum erwarten euch davon zu erzählen:

    Schon der Spaziergang zum Treffpunkt war faszinierend: In völliger Dunkelheit ging es durch die dschungelartige Anlage. Riesige Pflanzen von allen Seiten, man fühlt sich wie eine kleine Ameise im Labyrinth. Die Atmosphäre fesselt mich, ich wünschte ich könnte sie in einem Foto einfangen.
    Im Pavillon angekommen, stellen sich zwei Hippies vor, die einen starken 70er-Jahre-Vibe ausstrahlen. Ich bin misstrauisch, habe den Eindruck, dass die beiden zugedröhnt sind. Der Kurs ist gut besucht, man kann Vorfreude von jedem einzelnen Gesicht ablesen. Alles Wiederholungstäter. Nagut, ein Versuch ist es wert, hat ja nur 6€ gekostet... Die nächsten 1 1/2 Stunden werden unterschiedliche Instrumente im Raum gespielt, es wird gesungen, gebetet, Geräusche imitiert... Von Fern betrachtet ganz sicher ein völlig abgefahrener Anblick, wie wir alle ausgestreckt auf den Matte liegen und der Guru aus unterschiedlichen Positionen ins Didgeridoo trötet. Aber egal wie albern es erscheint, es hat wirklich funktioniert: kurz vor Ende der Session, ich hab schon lange aufgegeben mit den Atemübungen, merke ich plötzlich wie ich "sinke". Ich spüre meinen Körper nicht mehr und Bilder formen sich vor dem inneren Auge. Ich bin mir ganz sicher wach und klar zu sein, no drugs nor booze. Wenige Minuten später wird die Session beendet, ich hatte nur wenig Zeit den neuen Zustand zu erleben.
    Ich fühle mich danach stolz und erfüllt vom Erfolg aber auch eingeschüchtert von der neuen Erfahrung. Keiner der anderen spricht. Ich denke an den Film Inception, wenn der Träumende im tiefsten Level stirbt und Jahrzehnte in der Welt des Traums gefangen ist. Der Moment des Erwachens, das Innere hat eine unendlich lange Reise erlebt und die Gegenwart ist noch schwierig zu verkraften. Genau so sahen die Leute um mich aus.
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  • Challo!

    November 25, 2023 in India ⋅ ⛅ 33 °C

    Dem Rat meiner indischen "Reiseberatung" folgend, fahre ich mit dem Zug nach Gokarna, in den Bundesstaat Karnataka. Ein Feiertag steht an und meine Suche nach einer Unterkunft ist zäh, da der Ort als heilige Stätte gut besucht wird. Ich stapfe schwitzend und schlecht gelaunt von einem Hostel zum nächsten. Nichts will heute klappen. Als ich schließlich ein Plätzchen finde, kann ich meinen Augen kaum trauen: ich kenne den Typ von der Rezeption! Wie schön, ein bekanntes Gesicht zu sehen! Die zwei lustigen Engländer von der Zugfahrt tauchen auch unerwartet auf, wir haben ein großes Hallo. Und aller guten Dinge sind drei: plötzlich kommt Kai, der Zugabspringer und Flutenretter aus Varkala um die Ecke. Ich habe bisher niemanden ein zweites Mal getroffen und dann gleich so viele tolle Menschen auf ein Mal. Das macht den Stress der Anreise wieder wett. Schnell ergibt sich eine spaßige Gruppe und wir gehen nachts noch gemeinsam im Meer baden.
    Ein bisschen gruselig ist es schon bei völliger Dunkelheit zu schwimmen, aber es hat gleichzeitig auch etwas sehr beruhigendes. Das Wasser ist so salzig, dass man bewegungslos auf der Wasseroberfläche treiben kann. Taub für die Umgebung, den Blick im Sternenhimmel.

    Am nächsten Tag geht's in den Trubel der Stadt. Mein tuktuk-Fahrer kennt sich aus und bringt mich zum Zweirad-Vermieter seines Vertrauens. Es wird mit Händen und Füßen diskutiert, der Verleiher ruft kurzerhand (typisch indisch...) seinen Kumpel an, der mich mit dem scooty abholt und außerhalb der Stadt zum Fuhrpark bringt. Viel Auswahl an Zweirädern hab ich nicht und arrangiere mich mit einer Kompromisslösung. Ich bin trotzdem stolz wie Bolle als ich vom Hof fahre.
    Aber meine Kreditkarte wird weder beim Verleih, noch in der Tankstelle akzeptiert und das Cash ist auch aus... Eine wirklich unangenehme Situation wenn man Leistung bereits in Anspruch genommen hat und nicht dafür aufkommen kann sag ich euch. Ich beschwichtige, lasse meine Wertsachen als Pfand zurück und düse zurück in das Chaos der Stadt zum Bankkauftomaten, der sich weigert mich auszahlen. Im Gedränge der Straße scheitere ich an einer steilen Kehrtwende und das Motorrad kippt mitten auf der Straße um. Ich bleibe unverletzt aber meine Nerven liegen blank, von allen Seiten wird gehupt und geschimpft. Der zweite Automat rückt zum Glück Geld raus und ich begleiche meine Schulden. Als ich endlich wieder beim Hostel ankomme, bin ich völlig erschöpft und demotiviert.
    Ich beschließe mein Unglück nicht weiter herauszufordern und verschiebe den Tourstart auf den nächsten Tag.

    Der nächste Morgen überrascht: die Hostel-Gang beschließt, mich zu meinem Tagesziel zu begleiten. Ich freue mich darüber, die erste Etappe in Begleitung zu fahren! Auf 3 Rollern und 1 Motorrad brausen wir los. Eine großartiges Gefühl mobil und ungebunden zu sein... aber die Freude wird uns kurzzeitig auf dem Highway genommen: die Polizei zieht uns aus dem Verkehr und 3 von uns müssen ohne Begründung blechen. Was später mehrfach von Indern bestätigt wird: Korruption ist Normalität in Indien, besonders im Polizeidienst.

    Wir klettern durch riesige Höhlen, ich trinke meine erste Kokosnuss, wir geraten in ein Gewitter... Die Fahrt durch den Jungel fühlt sich an wie eine Szene aus Avatar. Unbekannte, wunderschöne Natur, die Sonne die sich durch die Baumkronen kämpft und auf der nassen Straße glitzert.
    die Gesellschaft tut mir gut, wir sind eine tolle Truppe. Unsere Wege trennen sich am selben Tag wieder, der Abschied fällt mir schwer.

    🥇 Kokosnuss, Motorradfahren
    👱‍♂️ Tristan, Kai, Sophie, the English
    🎵 Night swim (poem) - half alive
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  • Vrom!

    November 28, 2023 in India ⋅ ⛅ 32 °C

    Das Motorradfahren macht Spaß! Es geht über staubige Feldwege, steile Schotterstraßen und löchrige Highways. Das Gedränge der Ortschaften fordert mir viel ab, die Navigation ist schwierig, die Geräuschkulisse ist fast unerträglich. Auf dem Highway zieht ein kleiner, sandiger Wirbelsturm über die Fahrbahn. Ich drängel mich hupend durch eine nicht enden wollende Herde Bullen und Ziegen. Und dann noch die knappe Ausweich- und Überholmanöver, mir wird mein ganzes Fahrkönnen abverlangt. Ich schlage mich gut und fühle mich sicher auf dem Motorrad. Aber wehe, die Maschine gerät bei langsamer Fahrt in Schieflage... mir fehlt die Kraft das Kippen zu stoppen. "Big bike for small girl" kommentiert ein Inder treffend bei Abwurf Nummer 3. Ich mach mir nicht viel aus den Stürzen, bisher hatte es immer die selbe Ursache (zu hohe Sitzhöhe) an der ich nichts ändern kann und ich bin flink genug abzuspringen wenn ich nicht mehr gegenhalten kann. Ich binde mir Andreas Samurai Tuch ums Gesicht, das hilft gegen den Staub und Smog in der Luft. Dazu noch eine Sonnenbrille und ich sehe aus wie ein echter Gangster! Das Maskieren hilft zudem enorm mit der ungewollten Aufmerksamkeit.

    Das Foto hat Max für mich erstellt, endlich wird es Wirklichkeit!
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  • Elefanten

    November 30, 2023 in India ⋅ ⛅ 29 °C

    Am ersten Abend der Rundtour erreiche ich ein Camp unangemeldet und erschöpft in der Dunkelheit. Gerade will ich den Reißverschluss zum Zelt öffnen, da spüre ich dicke Spinnweben. Ich schalte meine Stirnlampe an und bin Auge in Auge mit einer handgroßen Spinne. Tschauuuuu!!
    Ich gönne mir ein privates Zimmer! Am Morgen führt mich der Campeigentümer stolz über die angrenzende Farm: Hohe, dichte Palmen und Muskatnuss, ordentlich in Reihe gepflanzt. Pfeffer, der sich an den Stämmen hinauf rankt, die Körner hängen wie Weintrauben herab. Dazwischen vereinzelte Bananenpflanzen, die ihre riesen Blätter aufspannen. Jeder Strahl Sonnenschein wird von einer Nutzpflanze aufgefangen. Es ist fast Erntezeit, er beschreibt mir, wie die Arbeiter ungesichert die dünnen Stämme in 7 m Höhe hinaufklettern, um die Früchte zu ernten.
    Ein Affe springt, von uns aufgeschreckt, in der Baumkrone von Ast zu Ast. Es regnet Früchte und Blätter herab, der Schwanz baumelt 2 m lang... Was für ein riesen Viech! An der Oberleitung hat sich bei der nächtlichen Jagd eine Fledermaus verheddert. Es hat die Größe einer Katze und liegt mausetot und komisch ästhetisch auf der Stromleitung. alles Tiere und Pflanzen hier sind XXL! Das verändert meine menschliche Proportion in der Umwelt, im Wald fühle ich mich wie eine kleine Maus. Die Position in der Nahrungskette scheint sich zu verschieben, ich bin mir meiner Verwundbarkeit und Unwissenheit über das Umfeld sehr bewusst.

    Ich komme nach stundenlanger Fahrt im Elephant sanctuary an und bin Mal wieder der einzige Westler. Ich falle auf! Nach den Elefanten bin ich die interessanteste Attraktion. ich merke, dass über mich gesprochen wird, es werden heimliche und offensichtliche Fotos von mir geschossen. Über Mundpropaganda wird die Kunde über meine Anwesenheit von Besucher zu Besucher getragen, ich höre immer wieder "Germany" und "architect", wenn sich heimlich ausgetauscht wird.
    Ich nehme an der angebotenen Aktivitäten teil aber werde nicht warm mit meinem Status... Alle reden über mich, keiner mit mir.

    Ich bin sehr skeptisch über die Haltung der Elefanten im Camp.. Es sind dicke Eisenketten um ihre Füße gewickelt, die Trainer sitzen ihnen im Nacken und tragen lange Stöcke mit denen sie ihre Anweisungen bestärken. Die Besucher machen glücklich Fotos und verfüttern Bananen. Ich traue mich schüchtern an einen der Dickhäuter heran und streichel seine dicke Stirn. Er legt seinen Rüssel auf meinem Kopf und trötet ausgelassen. Eine Besucherin fasst sich ein Herz und spricht mich an. Sie erklärt mir, dass die Elefanten alle aus misslichen Situationen gerettet wurden. Einige wurden als Waisen im Dschungel gefunden nachdem Wilderer sich die Stoßzähne der Eltern geholt haben, andere wurden wegen ihres Alters von kommerziellen Camps ausgesetzt. Der Elefant mit dem ich gerade gekuschelt habe, hat vergangenes Jahr 2 Menschen getötet und 5 schwer verletzt, erzählt sie mir. Durch die Arbeit mit dem Trainer, ist er mittlerweile wieder gesellschaftstauglich. Puh. Gut dass sie mir das erst nach dem Kuscheln gesagt hat!
    Im Anschluss geht's zum See und die Elefanten legen sich am seichten Ufer ab. Die Trainer klettern auf die Tiere und bürsten sie stundenlang. Der Gesichtsausdruck spricht für sich: die Augen fallen zu, die Unterlippe hängt träge herab, ab und an ein wohliges Brummen. Meine moralischen Gewissensbisse flauen ab, wenn ich die Elefanten so glücklich sehe. Ich beginne auch das Reiten von Pferden zu hinterfragen und forsche aktiv nach meiner Haltung zum Thema Tierausbeutung.

    🥇 Elefanten gestreichelt
    🎵 Jaya Ganesh - Girish
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