Angkor
5. Februar 2024 in Kambodscha ⋅ ⛅ 34 °C
Im 13. Jahrhundert war Angkor eine der weltweit größten Städte der damaligen Zeit. Die Tempelanlage Angkor besteht aus einer Vielzahl von Tempeln, von denen Angkor Wat der berühmteste ist. Als die Khmer wegen der Invasion Thailands ihre Hauptstadt nach Süden verlegten, wurde Angkor und die restliche Tempelanlagen dem Regenwald überlassen. Die Tempel-Ruinen wurden erst im 19. Jhd. von Forschern entdeckt und freigelegt.
Morgens um halb 5 geht's zur Tür raus. Ich klatsche mit Connor ab, der gerade von einer wilden Nacht zurückkehrt. So hat jeder seine Prioritäten: ich mache Kultur und er.. naja auch Kultur irgendwie. Aus dem Hostel meldet sich außer mir nur der junge Engländer Sam für die Sonnenaufgang-Tour an. Auf der Tuktukfahrt wird klar, dass ich das Ticket hätte vorab kaufen müssen... Aaah shit. Unbedingt die Tempel sehen wollen, aber sich nicht vorbereiten?! Tztztz!
Ich sitze schwitzend und bangend auf der Rückbank des TukTuks, der Fahrer leuchtet mir links mit der Lampe ins Gesicht, Sam von rechts und ich drücke den Auslöser meiner Kamera. Mit dem brandaktuellen Foto kann ich ein online Ticket kaufen und alles geht gerade noch Mal gut.
In völliger Dunkelheit bildet sich eine Menschenansammlung am See. Alle warten krumpfelig und müde auf den Sonnenaufgang. Eine Stunde sitzen wir im Dreck und langweilen uns, dann wird es völlig unspektakulär allmählich hell. Dunkel - weniger dunkel - ein bisschen hell - hell. That's it. Da ist er ja der Tempel, ganz da hinten. Woa, das war ja eine völlige Zeitverschwendung... Aber eine interessante Beobachtung, wie die Stimmung in der Menschengruppe völlig homogen von Unglauben zu Empörung zu verärgerter Akzeptanz wechselt: "Is there more coming? THIS is it? What I got up for super early? Are you f* kidding me? ... F* this shit, let's just go in and explore then. No early tours ever again!"
Schlecht gelaunt geht's auf Erkundungstour.
Wenn man das weitläufige Tempelgelände betritt, ist man sofort von der schieren Größe der Anlage beeindruckt. Ein Gefühl der Ehrfurcht überkommt mich beim Fußmarsch über den Steg, der über den breiten Wassergraben führt und eine Brücke zwischen der irdischen Welt und dem heiligen Raum bildet.
Der Eingangspavillon, der mich in Empfang nimmt, ist breit genug, um die damalige königliche Elefantenprozessionen hindurchschreiten zu lassen. Im Inneren ist jede Oberfläche ein Zeugnis der Handwerkskunst: selbst unbedeutende oder wenig offensichtliche Flächen sind mit aufwendigen Reliefen bedeckt, die mir Geschichten erzählen, die ich nicht verstehe. Der Geruch von Vogelkacke liegt unangenehm beißend in der Luft. Der Grundriss ist meist völlig symmetrisch angelegt und schwächt beim Erkunden den Pioniergeist. Der Aufstieg auf den Tempelturm ist extrem steil und viele Besucher steigen schnaufend und zitternd auf allen Vieren hinauf.
Besonders die riesigen Bäume, die sich durch und auf den Ruinen zum Sonnenlicht kämpfen, finde ich beeindruckend. Wie Würgeschlangen strangulieren sie das Bauwerk. Die Natur nimmt keine Rücksicht.
Kunst, Kultur, Spiritualität und Tradition.
Die Tour durch diesen bemerkenswerten Ort gibt einen Einblick in das Erbe einer vergangenen Ära und die anhaltende Faszination eines zeitlosen architektonischen Meisterwerks. Die Tempel zeugen von der zentralen Rolle, die der Hinduismus und später der Buddhismus in der kambodschanischen Gesellschaft spielte. Ihr architektonischer Eifer kann sich mit der Errichtung der Pyramiden in Ägypten messen.
Auf dem Weg durch die Tempel trifft man auf eine bunte Mischung von Besuchern: Einige gehen langsam und ehrfürchtig durch die Gänge, ihre großen Augen und offenen Münder spiegeln Ehrfurcht und Respekt wider. Andere wirken gehetzt oder gelangweilt, sie scheinen nicht zu verstehen, was sie sehen (zugegeben, ich ja auch nicht vollumfänglich).
Ich ärgere mich über das lasche Maß der Sicherheitsmaßnahmen: es ist ein UNESCO Weltkulturerbe und jeder Besucher darf herumhüpfen und tatschen wie im beliebt. So schützt man kein Bauwerk! Klar ist es schön ohne Restriktionen zu erkunden, aber ein bisschen Beaufsichtigung wäre angebracht, um auch noch den Enkeln etwas zum Besichtigen zu erhalten.
Die Tour endet am Nachmittag und mein Gehirn ist weich gekocht von der Hitze und müde vom Staunen.
🥇 Sonnenaufgang am Tempel
👨 Sam
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ReisenderJa, für 37$, in Thailand oder Kambodscha viel Geld, sollte man schon jemanden abstellen können, der ein wenig aufpasst. Wir waren seinerzeit im Khmer-Tempel Phanom Rung in der Provinz Buriram.