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  • Dag 110

    Nationalpark Khao Sok

    18. februar, Thailand ⋅ ☀️ 24 °C

    Unberührte Natur, fernab der Touristenpfade. Das hat das Internet uns versprochen, und wir haben fast geglaubt es hier nicht zu finden, als wir den Hafen erreichen. Der Steg ist vollgepackt mit jungen Touristen. Von den Verantwortlichen hat keiner mehr einen Überblick, es wird wild durcheinander gerufen und gestikuliert. Völliges Chaos, alle sind genervt. Wir werden wie eine Schafherde auf Boote getrieben. Hinsetzen und Klappe halten.

    Kaum liegt das Nadelöhr Hafen hinter uns, wird das Versprechen dann doch noch gehalten:
    Unberührte Natur, ein in allen erdenklichen Grüntönen schimmernder See, massive Kalksteinfelsen und jede Menge Ruhe. Schon kurz hinter dem Staudamm verschwindet das Handysignal. Tschüss Zivilisation, See you later.

    Stundenlangen brausen wir über den See. Der Motor des Bootes ist ein ausrangierte Truckmotor, der mit einer verlängerten Schiffsschraube ausgestattet wurde. Das Dröhnen verpasst uns Passagieren einen Tinnitus.

    Wir erreichen die schwimmende Unterkunft: ein Ensemble aus Bambushütchen, das wie Froschleich am Ufer dümpelt. Alles sehr spartanisch... Wir teilen uns ein kleines Hütchen zu viert, der Platz reicht gerade so für die dünnen Futons. Der Strom ist die meiste Zeit des Tages abgeschaltet, die Toiletten sind nach wenigen Stunden schon verstopft. Trotzdem genießen wir die Abgeschiedenheit und Gemeinschaft. Zur Abkühlung springen wir direkt vom Steg vor der Haustür in den See.

    Am Nachmittag nimmt uns der Guide zur Dschungel- und Höhlentour mit.
    Etwa eine Stunde wandern wir über einen schmalen Trampelpfad durch den Regenwald, vorbei an gigantisch-großen Bambusbäumen, Lianen, seltenen Farnen und Termitenhügeln. Dann geht's mit einer Stirnlampe in die Höhle, die uns mit angenehmer Kühle und Dunkelheit begrüßt. Die Zeit scheint sich im pechschwarzen Herzen des Berges zu verlangsamen.
    Dem Bachbett folgend, stolpern wir vorbei an riesigen Stalagmiten und Stalaktiten.
    Es riecht nach Mäusekot und tatsächlich: als wir die Taschenlampen an die Höhendecke richten sehen wir hunderte Fledermäuse kopfüber baumeln. Wow, nie zuvor habe ich so viele Fledermäuse gesehen. Wir waten durch das kniehohe Wasser um die nächste Biegung und unser Taschenlampenlicht wird von hunderten kleinen Punkten auf der Höhlenwand reflektiert. Beim Näherkommen stellen sich diese Punkte als Spinnenaugen heraus. Unzählige handteller große Höhlenspinne beäugen uns hungrig. Schnell weiter! Einige Meter müssen wir im Wasser, das uns schwarz wie Tinte verschluckt, schwimmen. Nichts für schwache Nerven! Der Guide geht weit voraus, er scheint in unseren Überlebenswillen blind zu vertrauen. Selten zuvor hab ich eine so beeindruckende Natur mit so wenigen Sicherheitsvorkehrungen erleben dürfen.

    Am Abend schippern wir hinaus auf den See und bewundern den Sonnenuntergang, der pink- und lilafarbene Schlieren an den Himmel malt und die gigantischen Felsformationen leuchten lässt. Der See ist ruhig, spiegelglatt und scheint die Luft anzuhalten. Unsere zwei Guides zücken freudig grinsend ein Stück Bambus... Was ist das?
    Es stellt sich als selbstgebaute Bong heraus. Einige der Gäste lassen sich den Spaß nicht entgehen und genehmigen sich einen Zug. Auch ohne das Marihuana herrscht eine gelassene und dankbare Atmosphäre auf dem Boot. Keine smartphones die uns ablenken, wir genießen die Gesellschaft miteinander und das himmlische Spektakel. Sobald die Dämmerung zur Nacht geworden ist, beginnt das laute Zirpen der Dschungelbewohner, das uns wieder unweigerlich daran erinnert, dass wir fernab jeglicher Zivilisation sind. Nach dem gemeinsamen Abendessen sitzen wir als kleine Gruppe zum Kartenspielen zusammen. Der Guide macht eine bekiffte Ansprache und bringt uns damit alle zum lachen.

    Auch das frühe Aufstehen am nächsten Morgen lohnt sich: noch bevor die Sonne über die Berge steigt, liegt ein mystischer Nebelschleier über dem Cheow Lan Lake und zaubert eine verwunschene Atmosphäre. Einige große Bäumen die vor der Flutung im Tal gewachsen sind, strecken ihre toten Äste wie Arme aus dem nebelschleier. Die tagaktiven Tiere erwachen alle gleichzeitig scheint es. der Regenwald dampft und das Licht ist orange-rot, warm und weich. Wieder völlige Stille auf dem Boot, wir sind alle ergriffen von dem surrealen Moment.

    Zurück beim Camp wird jedem ein großer Bananenpfannkuchen aufgetischt und wir futtern glücklich. Einer der Guides stellt sich schimpfend in den Raum. Er findet gar kein Ende, gestikuliert und zetert, läuft wütend davon, kommt zurück und legt nach. Wir verstehen nicht was los ist. Später stellt sich heraus, was sich hinter den Kulissen abspielt: zu Recht gab es Beschwerden über die funktionsuntüchtigen Toiletten was eine Grundsatzdiskussion heraufbeschwören hat. Dem Personal fehlen die Mittel und die menpower um etwas an den miesen Zuständen des Camps zu ändern. Das Land gehört zwar dem Staat, die Eigentümer der Resorts lassen sich allerdings den Besuch der Unterkünfte sehr gut von den Touristen bezahlen und bezahlen im Gegenzug den Angestellten nur einen Hungerlohn. Und auch uns ist es aufgefallen: die Anzahl der Besucher steht in keinem Verhältnis zur Infrastruktur: zu viele Menschen auf den Booten, zu wenige Wachräume... Der unprofessionelle Wutausbruch findet letztendlich viel Verständnis bei uns Besuchern.

    Das macht uns nachdenklich... Wir kann man als Tourist die Ausbeutung der Einheimischen verhindern? Nachhaltigkeit und faire Bezahlung kann sich heutzutage ja jeder auf die Fahne schreiben...

    🥇 Höhlenschwimmen, Summercamp
    👨 Max, Team blue
    🎵 Take It All Back 2.0 - Judah & the Lion
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