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  • Day 19

    Wir kehren zu unseren Wurzeln zurück

    March 5, 2023 in Portugal ⋅ ☁️ 10 °C

    Aufgewacht. Um 8. Die Nacht im Hostel war hellhörig. Auf unserem Flur gab es nur ein weiteres Zimmer. Angehört hat es sich allerdings als wäre der Flur kilometerlang. Ich hüpfte zwischen der gemeinschaftlichen Küche, dem Bad und unserem Zimmer hin und her und machte mich langsam fertig. Wir checkten gegen 9 aus und liefen zu dem Frühstückslokal Noshi. Gemütlich eingerichtet, eine gute Auswahl an gesunden Speisen und Getränken und die vielen guten Bewertungen bereiteten mir etwas Sorge, dass wir dort keinen Platz mehr bekommen werden. Doch da hatte ich die Rechnung ohne die Portugiesen gemacht. Denn hier ticken die Uhren ja etwas anders. Aprospros Uhren. Im Norden Portugals haben wir es gerade eine Stunde früher als in Deutschland. Mir war diese Zeitverschiebung gar nicht bekannt. Und mitbekommen haben wir sie auch nicht. Rückblickend mussten wir nur schmunzeln. Denn vor einigen Tagen wunderten wir uns, dass die Steuerungsanzeige der Standheizung eine falsche Uhrzeit anzeigte. Ganz selbstverständlich stellten wir die Uhr auf die richtige Zeit. Ohne zu hinterfragen, warum das so sein könnte. Naja das Frühstück war in jedem Fall sehr lecker und wir verharrten ganz 2 Stunden dort. Dann schmiedeten wir unsere Pläne für die Rückfahrt, buchten Tickets und begaben uns auf den Weg zum Bahnhof. Es regnete. Nicht viel, aber es regnete. Dieses Wetter nahm ich gleich zum Anlass um auf der Hälfte der Strecke noch einmal bei einem veganen Bistro Halt zu machen. Hier sollte es vegane Pastel de Nata gaben. Wir bestellten uns einen White coffee (Kaffee mit Milch). Diese Bezeichnung war mir völlig neu. Dazu gab es ein veganes Puddingteilchen. Serviert mit einem kleinen Zimtstreuer erklärte mir die Kellnerin, dass das Gebäck typischerweise mit Zimt gegessen wird. Ich mag Zimt. Also probierte ich es sowohl mit als auch ohne. Es war sogar noch warm und wirklich sehr lecker. Ich würde behaupten dass es dem traditionellen Puddingteilchen in nichts nachsteht. Aus diesem Grund musste ich beim Bezahlen auch nochmal 3 Stück für unseren Rückweg mitnehmen. Diesen treten wir dieses Mal mit der Bahn an. Man muss ja beide Verkehrsmittel hier mal ausprobiert haben. Ich muss sagen mir gefällt das Zugfahren deutlich besser. Mehr Komfort für den gleichen Preis. Die Zugfahrt verging sehr schnell und wir kamen 14.30 Uhr in Viana do Castelo an. Hier warteten unsere Fahrräder schon ganz sehnsüchtig darauf die 8km zurück zur Albergue zu fahren. Eine gute halbe Stunde später fuhren wir in Carecco ein und es begann zu regnen. Was ein glücklicher Zufall. Wir verkrochen uns in den Bus und waren erstaunt, wie viele neue Camper in den letzten 24 Stunden auf dem Hof angekommen sind. Zwei deutsche Kennzeichen und ein weiteres aus England. Zur Ankunft bereiteten wir uns noch einen kleinen Snack zu, denn die Pastel de Nata hatten wir schon im Zug verspeist. Danach machte ich mich auf in den Aufenthaltsraum der Alberge, denn ich wollte meinen Rechner nun endlich einmal platt machen. Hier gab es Internet, Strom und unglaublich viele neue Menschen. Zuerst lernte ich eine Freundin von Hugo, dem Inhaber der Alberge, kennen. Auch sie hilft zeitweise bei der Betreuung des Hofs mit aus und zieht noch in diesem Jahr auf die Azoren, um sich als Wanderguide dort nieder zu lassen. Dann lernte ich zwei Pilger-Mädels kennen. Deutsche. Eine von ihnen hatte schreckliche Fußschmerzen und ich schenkte ihr meinen Hirschtalg. Ein Geheimtipp von Mama. Ausprobiert und abgesegnet von meinen Füßen im Jahre 2016 und 2017. Die beiden Mädels strahlten über beide Ohren und ich freute mich ihnen helfen zu können. Dann kam das deutsche Paar in die Küche, was einen Camper mit Faltdach auf dem Hof parkte. Ich wusste zwar nicht was sie kochten, aber es roch extrem lecker. Während die Beiden fleißig brutzelten, kam eine flippige Französin rein. Ich sprach kurz mit ihr. Sie war ebenfalls Pilgerin und schlief sonst immer in ihrem Zelt. Abgefahren. Kurz danach starrte ich wieder auf die zwei Bildschirme vor mir und beobachtete den Fortschritt. 2 Stunden Wartezeit lagen noch vor mir. Dann setzte sich ein Österreicher zu mir. Er stand ebenfalls mit seinem Ford Transit auf dem Hof. Er kam jedoch erst vor einer halben Stunde an. Also noch ein Auto hier auf dem Hof. Wow. Wir unterhielten uns über den Ausbau vom Van und welche Spots der Süden Portugals noch so zu bieten. Unterbrochen wurden wir dann von 4 weiteren deutschen Pilgern, die im Aufenthaltsraum ganz offen in die Runde fragten, wer mit zum nächst gelegenen Restaurant kommen möchte. Ich war raus. Aber die zwei Pilger-Mädels, die ich zuerst kennen lernte, wollten mit. Wir kamen alle etwas ins quatschen. Die vier neuen Pilger waren alle allein unterwegs und hatten sich nun für den Abend zusammen geschlossen. Das ist so schön. Ich freue mich endlich mit so vielen Pilgern in Kontakt zu kommen. Am liebsten würde ich sie alle ausfragen. Nach ihren Beweggründen, ihren täglichen Sorgen, den Kampf mit sich selbst und was sie so motiviert. Wir kamen gerade ein wenig ins Quatschen, als sich ein allgemeines Aufbrechen in der Stimmung bemerkbar machte. Verständlich. Der Magen knurrt nach 8 Stunden Wandern. Ich wünschte ihnen viel Spaß und einen schönen Abend. Vermutlich werde ich sie nicht mehr sehen. Als alle Pilger von dannen zogen, tischte das Paar neben mir auf. Ich bekam direkt Hunger und machte mich wieder auf den Weg in den Bus. Wir wollten heute Pasta mit schwarzem Knoblauch probieren. Tomaten, Zwiebeln, vegane Chorizo, Nudeln und der fermentierte Knoblauch in einer Pfanne. Ich würde mal sagen: war in Ordnung. Aber nochmal kaufen würde ich ihn nicht. Nun sitze ich wieder im Aufenthaltsraum. Dieses Mal allein. Mein Laptop ist leider immer noch nicht viel weiter als vor einer Stunde. Also werde ich mich jetzt wohl ins Bett begeben. Morgen ist ein neuer Tag. Mal sehen ob der ein Update mit sich bringt.Read more