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  • Day 18

    Sattelt die Drahtesel

    March 4, 2023 in Portugal ⋅ ☁️ 10 °C

    Kurz vor 7 öffneten sich unsere Augen auf Schlag. Es war hell, wir waren wach. Der Tag konnte starten, denn wir hatten viel vor. Aufräumen, Sachen packen, Duschen, Frühstücken und los ging’s. Unser erstes Ziel war Viana do Castelo. Entlang der Hauptstraße radelten wir mit unseren Klapprädern 8 km geradeaus. Glücklicherweise ohne viel Steigung. Trotzdem kamen wir total verschwitzt am Busbahnhof an, weil wir uns doch deutlich zu warm angezogen hatten. Die Räder stellten wir vor einem Restaurant ab und machten uns erst einmal um ein paar Jacken leichter. Wie die typischen Touristen liefen wir suchend durch das Bahnhofsgebäude. Ganz getreu dem Motto: Wir schaffen alles alleine. Doch die Leute hier sind hilfsbereit. Ein Mitarbeiter sprach uns direkt an und verwies uns auf die Haltestelle 8. Dort fuhr der „rede expressos“ nach Porto. In 20 Minuten. Natürlich waren wir viel zu früh. Und die Ersten. Wir waren eindeutig die Deutschen. Wir sind beide lange nicht mehr mit einem Bus gefahren. Deshalb hatten wir uns schon richtig darauf gefreut. Die Busfahrt dauert nicht ganz 90 Minuten und verlief völlig entspannt. Der Bahnhof in Porto war riesig. Nachdem wir 3 mal fest davon überzeugt waren, den Weg in die Stadt selbst zu finden, haben wir uns doch vom Handy leiten lassen. Da essen gehen mit mir ja meist nicht ganz so einfach ist, habe ich mich gestern Abend schon nach ein paar coole Lokalen recherchiert. Ich lenkte uns vom Bahnhof also direkt zum KindKitchen. Wir liefen ungefähr eine halbe Stunde. Die Sonne hatte heute wirklich Kraft. Zwischendurch mussten wir anhalten und auch die letzte Jacke ablegen. Es war eindeutig T-Shirt Wetter. 17 Grad zeigte die Temperaturanzeige. Nach 3km standen wir mitten auf der Einkaufsstraße. Noch ein paar Meter geradeaus und dann links rein und schon standen wir in den steinernen Gemäuern dieses hippen Ladens. Wir bekamen den letzten Tisch und konnte uns sehr glücklich schätzen, denn nach uns kamen noch einige Besucher, die lange auf einen freien Platz warteten. Wir entschieden uns für zwei Super Bock (portugiesisches Bier), einen Burger und ein Francesinha. Francesinha ist ein portugiesisches Sandwich mit viel Fleisch, Käse, Toast und einer Bratensoße. Klingt nach einer absoluten Kalorienbombe. Aber in vegan mag es vielleicht gehen. Auch hier war die Freude wieder groß, da Dennis das erste Mal Francesinha aß. Wir teilten beide Gerichte und waren hellauf begeistert. Auch dem Fleischliebhaber hat es an nichts gefehlt. Und das soll schon was heißen. Zum süßen Abschluss gab es für jeden noch einen halben Cookie. Der war auch wirklich erwähnenswert. Nach dieser Stärkung kugelten wir uns aus dem Lokal in Richtung Wasser. Hier war unheimlich viel los. Eigentlich auch klar, denn es ist Samstag. Wir irrten ein wenig hin und her und hielten an ein, zwei Orten inne. Dann machten wir uns auf den Weg zum Hostel. Auf dem Weg dorthin rannten wir direkt in eine riesige Demonstration. Diese Lautstärke und die Masse an Menschen - ich dachte gleich an etwas Politisches. Auf den Plakaten stand irgendwas mit Professor. Im gut versteckten Hostel (s. Bild) berichtete der Rezeptionist uns, dass alle Lehrkräfte im Norden Portugals heute für bessere Konditionen demonstrierten. Warum nicht. Der Mindestlohn der Portugiesen liegt übrigens bei 4,40€/Stunde. Das hat zwar wenig mit den Lehrern zu tun, ist aber auf jeden Fall sehr wenig. Nach einer kurzen Verschnaufpause in der Unterkunft machten wir uns erneut auf den Weg zu unserer Reservierung in einer neapolitanischen Pizzeria. 19 Uhr machte der Laden auf, 19 Uhr war für uns reserviert. Es war eine Minute vor 7 und vor dem Laden hatte sich schon eine Schlange gebildet. Wir stellten uns mit an. Vor uns nur Deutsche. Wir sind schon ein komisches Volk. Wir verbrachten zwei schöne Stunden dort und hatten einen brillanten Kellner. Er brachte uns bei, dass Frauen „Obrigada“ sagen und Männer „Obrigado“. Wenn das Essen sehr lecker war, sagt man auf Portugiesisch „Estava bom“. Jedes Wort schrieb ich mit. Denn besser als von Einheimischen kann man wohl keine Sprache lernen. Ich mag die Portugiesen jetzt schon sehr. Wir zahlten für zwei Pizzen, ein großes Bier, ein Sangria, eine Flasche Wasser und einen Espresso schlappe 35€. Danach begaben wir uns noch auf eine kleine Abendrunde durch die Stadt und auf die berühmte Brücke. In einem am Abhang gelegenen Restaurant spielte eine Band. Die Musik schallte so ins Tal, dass sie auf der anderen Seite der Brücke überaus gut zu verstehen war. Alle Besucher sangen und schaukelten. Wir machten uns auf den Heimweg und liegen heute mal wieder in einem richtigen Bett. Aber ich muss sagen ich freue mich auch schon wieder auf unser kleines zu Hause.Read more