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  • Day 41

    Vampire & Treibmammutbäume in Washington

    July 13, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 15 °C

    Zurück in den Vereinigten Staaten! Nach ca. 2 Stunden Fährfahrt kommen wir in Port Angeles an. Erstmal wieder durch die Grenzkontrolle, ein zunächst etwas grimmig wirkender Grenzbeamter möchte wissen, was wir in den USA wollen und wie wir uns das alles denn leisten könnten. „Well, we‘ve worked so hard!!“. Nach der Frage ob wir Orangen oder Eier einführen würden (Milch und Bananen waren aus irgendwelchen Gründen kein Problem), lächelte er uns an: „Enjoy your vacation! You deserved it after all your hard work!“. Naja, zumindest haben auch die grimmigsten Grenzbeamten Humor!

    In Port Angeles angekommen, fahren wir erstmal zu Walmart, um Lebensmittel zu kaufen und sind total überwältig wie vielfältig das Angebot ist, verglichen zu Kanada. Hier haben wir jetzt vier Monate, um uns mal durch alles durchzuprobieren.

    Zurück in Port Angeles gehen wir bei „Bella Italia“ essen (später erfahren wir, dass der
    Name tatsächlich auch eine Anspielung auf Twilight sein soll). Es gibt Meatball Spaghetti und Penne Alfredo. Beides ganz gut, aber auch nicht outstanding.

    Dann fahren wir tatsächlich noch eine knappe Stunde entlang des Olympic Nationalparks zu unserem Zeltplatz. Die Straße windet sich entlang riesiger Waldhänge die in goldenes Licht getaucht sind. Wir haben schon viele bewaldete Berge in Nordamerika gesehen, aber diese hier finden wir besonders schön, ohne das an etwas Bestimmten festmachen zu können. Auch wenn wir noch nie im Washington State waren, fühlen wir uns hier direkt sehr wohl. Als wäre uns der Ort schon vertraut. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir uns so sehr mit diesem Teil der USA und den hier angelegten Geschichten beschäftigt haben.

    Am nächsten Morgen geht es nach Forks, in die Stadt, um welche es hauptsächlich in Twilight geht. Die Beschreibung aus den Büchern stimmen ganz gut mit der Realität überein: Forks ist eine sehr kleine, schläfrige Stadt, mit einer größeren Straße, die jedoch neben einigen Restaurants und kleinen Geschäften nicht sonderlich viel zu bieten hat. Dass der Twilight-Tourismus eine große Rolle für die Stadt spielt, merken wir sofort: in beinahe jedem Schaufenster gibt es Twilight-Fanartikel zu kaufen oder es wird zumindest mit netten Wortspielen versucht, die Touristen in das Geschäft zu locken. So wird bei Sully‘s Burgers unter anderem der “Twilight-Punch” und der “Bella-Burger” serviert.

    Auch wir kommen nicht drumrum und nehmen an einer Führung durch das Twilight-Archiv von Forks Teil. Hier können wir Original Kostüme aus den verschiedenen Filmen der Serie bestaunen und sogar die Puppe, die liebevoll “Chuckesmee” getauft wird (ein Mix aus dem Namen des Babys im Film, Reneseme, und Chucky der Mörderpuppe). Da wir vor der Tour gewarnt werden, dass diese Puppe besessen sein soll und schon einige unheimliche Dinge vorgefallen sind, halten wir von ihr lieber etwas Abstand.

    Nachdem wir den Vormittag in Forks verbracht haben, fahren wir am frühen Nachmittag tiefer in den Olympic Nationalpark.

    Der Olympic Nationalpark ist „der atemberaubendste gemäßigte Regenwald der Welt“ (laut unserem Reiseführer) und beherbergt die „größte Biomasse der Welt“ (Reiseführer).

    Hier gibt es Riesenlebensbäume, Sitka-Fichten und Hemlock-Tannen. So richtig voneinander unterscheiden können wir die riesigen Nadelbäume nicht. Wir sind ganz bezaubert als wir den River Trail im Hoh Rain Forest entlang spazieren. Zwar haben wir ja auch auf Vancouver Island schon Mammutbäume gesehen, diese hier sind aber noch größer und vor allem hängen die Moose und Flechten hier noch viel länger und üppiger von den Ästen und Stämmen. Wir machen Rast an einem Flussbett und kühlen uns im glasklaren Wasser etwas ab und füllen unsere Wasserfilterflasche auf (selbstgefiltertes Mineralwasser, gibts was besseres?), danach geht es weiter zu unserem nächsten Zeltplatz, diesmal im Regenwald. Auf der Fahrt dorthin lesen wir, dass in dieser Nacht möglicherweise Nordlichter in Washington sichtbar sein könnten. Da unser Zeltplatz mitten im Regenwald liegt, überlegen wir, doch an der Küste zu übernachten. Tatsächlich finden wir auch einen Zeltplatz mit Küstenzugang, der gerade noch einen Stellplatz frei hat. Dort schlagen wir unser Lager auf und diese Entscheidung hätten wir nicht besser treffen können. Wir schlendern im Licht der untergehenden Sonne den Strand hinab und sammeln auf dem Weg Sanddollar. Hier an diesem Strand liegt sehr viel Treibholz. Oder wohl eher Treibmammutbäume, den hier werden ganze Baumstämme angespült, die so groß sind wie die Bäume, die wir noch wenige Stunden zuvor im Regenwald angetroffen haben.

    Bei Dunkelheit stellen wir unsere Campingstühle an der Steilküste auf und sind völlig hin und weg von dem Sternenhimmel der sich über uns auftut. Hier sitzen wir nun einige Stunden und reminiszieren. Über alles was wir bisher erlebt haben und was noch auf uns wartet. Wir philosophieren über die Sterne und Galaxien und wie immer unter einem so beeindruckenden Sternenhimmel, fühlen wir uns klein und unbedeutend, was jedoch gar nicht schlecht, sondern irgendwie beruhigend ist. Zuhause ist gar nicht so weit weg, wie es sich manchmal anfühlt.

    Nordlichter können wir in dieser Nacht zwar nicht sehen, dafür aber einige Sternschnuppen, die über den Nachthimmel huschen und am Horizont über dem Meer verschwinden. Das Meeresrauschen wiegt uns langsam in eine schläfrige Stimmung, sodass wir gegen halb eins, etwas durchgefroren, in unser Auto schlüpfen. Auch der Olympic Nationalpark hat uns wieder viel geboten und war ein wertvoller Stopp auf unserer langen Reise.

    Die nächsten Tage werden wir in Portland, der größten Stadt Oregons verbringen. (J)
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