• Hoi An - back in Town

    Feb 20–22 in Vietnam ⋅ ☁️ 22 °C

    Punkt 08:00 Uhr klingelt der Wecker. Aber ehrlich gesagt hätte er sich das auch sparen können. Wirklich geschlafen haben wir ohnehin nicht. Das Bett war so hart, dass man sich gefragt hat, ob man versehentlich auf den Boden gefallen ist, während die Klimaanlage sich nicht entscheiden konnte, ob sie einen Düsenjet oder eine sterbende Waschmaschine simulieren möchte. Perfekte Voraussetzungen für einen energiegeladenen Tag – nicht. Aber es half ja nichts, der Zeitplan war straff, also raus aus dem Bett, schnell irgendwie halbwegs funktionierende Menschen werden und direkt los, um einen neuen Banh Mi Spot auszuprobieren. Essen ist schließlich die einzige Konstante in diesem Chaos. Fazit: War okay, aber nichts, worüber man Gedichte schreiben würde.

    Mit Grab ging es dann direkt zum Flughafen, unser Zeitmanagement war eine Mischung aus perfekter Planung und glücklichem Schicksal. Denn so gut man auch alles durchstrukturieren kann – wenn der vietnamesische Verkehr spontan beschließt, dass heute der inoffizielle nationale Tag des Staus ist, hilft auch der beste Zeitpuffer nichts. Heute lief es zu unseren Gunsten: 10:06 Ankunft, Gepäck abgegeben, dann ab zur Sicherheitskontrolle.

    Wobei „Sicherheitskontrolle“ hier wohl eher ein symbolischer Akt war. Während in Europa schon eine halbleere Wasserflasche als potenzielles Massenvernichtungsinstrument gilt, kann man hier Flüssigkeiten ohne Ende mitnehmen. Am Gate lief das Boarding bereits, aber alles noch im grünen Bereich. Pünktlich um 10:55 hob unser Flieger nach Da Nang ab – ein knackiger 1:20-Stunden-Flug, der zwar keine Gelegenheit für echten Schlaf bot, aber immerhin ein paar Minuten, um die Augen zu schließen.

    Da Nang ist die moderne Schwesterstadt von Hoi An, unserem eigentlichen Ziel. Während Da Nang mit breiten Straßen, modernen Cafés und riesigen Brücken beeindruckt, fühlt sich Hoi An an, als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Stadt ist berühmt für ihre Altstadt mit den ikonischen gelben Häusern, die mit leuchtenden Lampions geschmückt sind, und für ihre maßgeschneiderten Anzüge und Kleider.

    Kaum gelandet, das nächste Grab gerufen, zur Unterkunft gefahren – und dann die erste kleine Krise des Tages: Mein AirPod-Case war verschwunden. Während mein Hirn langsam realisierte, dass es nicht einfach magisch verschwunden sein konnte, kam auch schon die Erkenntnis: Es musste noch im Auto des Grab-Fahrers liegen. Also den Mann schnell angeschrieben, dank Google Translate eine halbwegs verständliche Nachricht formuliert und gehofft. Glücklicherweise war er ehrlich, hatte das Case gefunden und meinte, er könne es uns zurückbringen, wenn wir das nächste Mal nach Da Nang fahren. Noch mal gut gegangen.

    Da die Nacht im Gedenkbett für Bandscheibenvorfälle nicht gerade erholsam war, stand als Nächstes ein Power Nap auf dem Programm. Und nicht einfach so ein „kurz die Augen zu machen“-Nap. Nein, das war die Sorte, bei der man kurz vor der REM-Phase erwacht und sich fragt, in welchem Jahr man sich gerade befindet. Während ich noch dabei war, aus meiner Schlafstarre wieder aufzutauchen, war Suse schon aktiv geworden und hatte ein süßes Café rausgesucht. Sie machte sich schon mal auf den Weg, während ich noch kurz einen Roller für die nächsten Tage regelte. Danach trafen wir uns wieder – natürlich mit einem Bubble Tea in der Hand. Ein Ritual, das nicht hinterfragt werden muss.

    Der Abend verlief, wie es sich für einen guten Abend gehört: mit Essen. Diesmal gab es Bananenblütensalat und Wantan Hoi An, dazu ein Spaziergang über den Nachtmarkt. Lampions, Straßenstände, überall geschäftiges Treiben.

    Am nächsten Morgen durfte Suse endlich mal ausschlafen, während ich mich schon mental auf unser Frühstücksziel freute: das Bale Well Restaurant. Berühmt für seine DIY-Reispapierrollen, bei denen einem so viel frisches Gemüse, gegrilltes Fleisch und knusprige Frühlingsrollen serviert werden, dass man sich erstmal fragt, wo das alles hin soll.

    Der Nachmittag bot die perfekte Zeit für eine Massage – diesmal eine hochwertigere Variante. Und das merkte man sofort. Statt einfach draufloszukneten, wurde erst einmal ein halber medizinischer Fragebogen ausgefüllt. Wo soll besonders intensiv massiert werden? Wie stark soll der Druck sein? Gibt es Allergien? Welches Öl soll verwendet werden? Ich entschied mich mutig für “strong bis extra strong” und bereute es in dem Moment, als die Masseurin meine Muskeln malträtierte. Hätte ich vielleicht doch bei “medium” bleiben sollen.

    Nach der Massage schlenderten wir entspannt zum Roller – nur um festzustellen, dass ich ihn nicht richtig ausgeschaltet hatte. Keyless Start klingt cool, bis man merkt, dass man ihn auch keyless anlassen kann. Während ich also den Vermieter anrief, machte sich Suse auf den Weg, um mein AirPod-Case in einem Café abzuholen. Wieder ein Problem gelöst. Danach ließen wir uns durch die engen Gassen der Altstadt treiben, machten Halt für einen unglaublich cremigen Coconut Coffee und einen Egg Coffee.

    Am Abend hatten wir keine Lust auf ein riesiges Menü, also entschieden wir uns, nur Vorspeisen zu bestellen und alles zu teilen. Beste Entscheidung, weil mehr Abwechslung und kein Food-Koma. Danach war die Idee, noch eine kleine Runde über den Nachtmarkt zu drehen – eigentlich ein perfekter Abschluss für den Abend.

    Doch dann: Drama. Beim Absteigen vom Roller löste sich der Schultergurt meiner Kameratasche, die Tasche fiel zu Boden. Beim Öffnen direkt die bittere Wahrheit: Der Objektivdeckel war hinüber. Noch schlimmer: Darunter gesplittertes Glas. Ich rechnete schon mit dem Schlimmsten – das teure, kaum genutzte Objektiv, im ersten Urlaub direkt geschrottet.

    Aber dann: Glück im Unglück. Es war „nur“ das UV-Filterglas, das einerseits vor UV-Strahlen schützt, andererseits genau für solche Stürze gedacht ist. Minimaler Kratzer am Objektiv, nicht ideal, aber nichts Dramatisches. Weitaus nerviger war die Herausforderung, die feinen Glassplitter aus jeder noch so kleinen Ritze zu bekommen. Also auf die Suche nach einem Kameraladen gemacht, der nach 21 Uhr noch offen hatte – und tatsächlich fündig geworden. Mit Blasebalg und Pinsel bewaffnet, das Objektiv mühsam von den Splittern befreit. Ein neues Schutzglas gab es leider nicht, also wird das ein Punkt für die nächste Stadt. Bis dahin gilt: doppelte Vorsicht. Und als Sofortmaßnahme wurden die billigen Plastikösen der Kameratasche direkt gegen stabile Schlüsselringe ausgetauscht – das passiert kein zweites Mal.

    Nach dem ganzen Drama drehten wir noch eine kleine Runde über den Nachtmarkt, ich schoss ein paar letzte Bilder, dann zurück zur Unterkunft. Todmüde ins Bett gefallen.
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